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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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fast ein Gefühl wie ein Orgasmus. Ich holte Luft.
    Zu wenden und wieder zurückzugehen war ein bißchen leichter. Warum zum Teufel zwang ich mich denn dazu, all die Leute anzuschauen, die mich anstarrten, ihnen direkt in die Augen zu schauen? Lächeln, Kopfnicken, kleine anerkennende Pfiffe. Ihr Lumpen, ihr!
    Sei nicht dreist, Elliott. Tu's nicht. Aber ich fühlte, wie sich das Lachein über meinem Gesicht ausbreitete. Ich blieb stehen verschränkte die Arme und zwinkerte der hinreißenden Damé mit der dunklen Haut zu, die unter ihrem weißen Hut grinste Gebrull tönte aus den vorderen Rängen. Lautes Klatschen Teufe noch mal, nicht nur lächeln und aus den Augenwinkeln auf alle anderen schielen. Wirf doch der kleinen Brünetten in weißen Shorts ein Küßchen zu. Und überhaupt, warum lächelst du nicht alle hübschen Mädchen an, schenkst ihnen allen ein Augenzwinkern und ein Küßchen?
    Gelächter und Applaus von allen Seiten. Eine richtige Jubelwelle breitete sich bis unter die Bäume aus. Von überall her warf man mir Kußhändchen zu, >Recht-hast-du«-Fäuste von den Mannern. Warum nicht eine kleine Mannequin-Drehung nicht lang nur ein bißchen Zeit lassen, sie anschauen, Teufel noch mal?
    Dann fiel mein Blick direkt zu meinen Füßen auf eine Reihe von unglaublich wütend dreinschauenden Kerlen, eine Bande, der man nicht in einer dunklen Gasse begegnen möchte, und alle funkelten mich an, während der Zeremonienmeister nur mit offenem Mund staunte.
    »Die Show ist vorbei, Elliott!« zischte mir einer mit zusammengebissenen Zähnen zu. »Komm, Elliott, sofort!«
    Ich erstarrte. Aber mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Fans zuzuwinken und direkt auf sie loszugehen. Ich würde mich nicht fortzerren lassen.
    Ich senkte den Kopf und ging auf sie zu, als hätte ich sie gar nicht wahrgenommen, war ganz und gar wieder der gehorsame Bube, und im nächsten Moment hatten sie meine Arme gepackt und schleuderten mich die Stufen hinunter, wo ich auf Händen und Knien im Gras landete.
    »Okay, Mister Persönlichkeit«, hörte ich einen mit vor Wut zitternder Stimme sagen. Ein anderer stieß mich mit dem Knie vorwärts.
    Ich sah nur ein Paar weißer Lederstiefel vor mir, und mein Kopf wurde niedergedrückt, so daß meine Lippen das Leder berührten, ob ich wollte oder nicht.
    Dann packte eine Hand meine Haare und riß meinen Kopf in die Höhe, bis ich in ein Paar sehr dunkelbrauner Augen schaute. Ziemlich umwerfend anzuschauen, und ich spürte, daß es wahrscheinlich Teil der Lust und der Qual sein würde, daß mir sogar die Küchenjungen hier gegen meinen Willen das Blut zum Kochen bringen konnten.
    Aber dieser hatte eine Stimme, die einem die Seele erwürgen konnte.
    »Oh, du bist echt clever, nicht wahr, Elliott?« fragte er mit eisiger Wut. »Du hast wohl noch viele Tricks in deinem Ärmel.«
    Und keine Ärmel, dachte ich, aber ich sprach es nicht aus. Die Sache stand schon schlimm genug. Genauer gesagt, katastrophal, und ich begriff noch nicht ganz, wie es so schnell soweit gekommen war. Ich konnte einfach nicht glauben, was ich da eben abgezogen hatte.
    Die anderen Treiber rückten heran, als sei ich ein gefährliches Tier, und die Sklavenshow ging unter tosendem Applaus wieder weiter wie zuvor.
    Unmöglich, dieses Gefühl von Scham, von Mißgeschick zu beschreiben. Ich hatte schon einen Bock geschossen, verflucht noch mal. Ich war da oben in Panik geraten und hatte versagt.
    Ich versuchte, demütig dreinzuschauen, weil ich wußte, das Schlimmste, das ich tun konnte, war, etwas zu meiner Verteidigung zu äußern.
    »Das war eine Premiere für uns, Elliott«, sagte der Braunäugige. »Diese kleine Nummer, die du gerade gebracht hast. Du hast dir wirklich einen Namen gemacht.«
    Fein geschnittenes Gesicht und aufreizend volltönende Stimme. Seine Brust platzte fast aus dem Hemd.
    »Was, glaubst du, wird wohl der Meister der Postulanten mit dir machen, Elliott«, fragte er, »wenn er von deinem kleinen Bravourstück erfährt?«
    Er hielt mir etwas vor die Nase, eine dicke Fettkreide.
    Ich glaube, ich habe »Scheiße« oder so was gesagt.
    »Keinen Mucks«, drohte er, »es sei denn, du willst auch noch geknebelt werden.«
    Ich fühlte den Druck der Fettkreide auf meinem Rücken und hörte, wie er buchstabierte, was er offenbar schrieb: » Stolzer Sklave «.
    Ich wurde auf die Füße gezerrt. Irgendwie war das Aufrechtstehen noch schlimmer. Ich spürte den Riemenhieb eines Treibers. Und dann einen Hagel von

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