Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
bedienten recht unbekümmert die Menge.
    Zahllose Gäste bewegten sich von und zu den Buffet-Tafeln unter dem filigranen Laubwerk der kalifornischen Pfefferbäume, lachten, schwatzten in kleinen Gruppen, und natürlich starrte auch noch die Menge auf den Terrassen des Hauptgebäudes wie zuvor herab.
    Es war nicht bloß das Ausmaß des Gartens oder die Menschenmenge, die mich schockierten.
    Es war diese merkwürdige Art, in der diese Menschenmenge jeder anderen glich, mit Ausnahme des verblüffenden Schauspiels der nackten Sklaven.
    Das Aufblitzen goldenen Schmucks auf gebräunten Armen und Hälsen, Sonnenstrahlen, die sich in Gläsern spiegelten, das Klirren von Silberbesteck auf Porzellan tellern - dunkel gebräunte Manner und Frauen in Beverly-Hills-Eleganz beim Essen als sei es völlig normal, von einer Herde splitternackter Männer und Frauen bedient zu werden -, und natürlich war da auch die Ansammlung von ungefähr fünfzig zitternden, demütigen Neuankömmlingen, die mit klopfenden Herzen am Tor standen
    Die abgewandten Rücken und die in ernste Gespräche vertieften Gesichter zu sehen, war ebenso niederschmetternd wie unverblümt angestarrt zu werden.
    Aber es ging andererseits alles unheimlich schnell.
    Die neuen Sklaven drängten sich zusammen, und einige neue Treiber näherten sich. Sie ließen uns gerade genug Zeit, zu Atem zu kommen, dann wurde uns befohlen, einen Gartenweg entlang zu rennen.
    Ein kräftiger, rothaariger Sklave übernahm die Führung, nachdem er dazu aufgefordert worden war, ein weiterer folgte, vorwärtsgepeitscht von den Treibern, die etwas erfahrener wirkten als die Horde auf der Jacht. Sie waren kräftig gebaut wie der blonde Seemann, aber sie waren alle in weißes Leder gekleidet, enge Hosen und Jacken, und ausgestattet mit Riemen, mit denen sie uns vorantrieben.
    Ihre Garderobe war offenbar auf die pastellfarbenen Tischdecken, die großen Blumenhüte der Frauen, die weißen oder khakifarbenen Shorts und gestreiften Baumwollkreppjacken der Männer abgestimmt.
    Ich bereitete mich innerlich auf den Anblick einer Treiberin vor, aber es gab keine, obgleich jede Menge umwerfender Frauen den Garten bevölkerten. Wo immer ich hinschaute, sah ich kurze Röcke, perfekt geformte Beine, helle, hochhackige Sandalen.
    Das Gras, so weich es war, kratzte an meinen Füßen. Ich war benommen von der üppigen Vegetation rundum, den duftenden Jasmin- und Rosensträuchern überall, den Vögeln in goldenen Käfigen, riesigen blauen und grünen Aras, rosafarbenen und weißen Kakadus. In einem riesigen, barocken Käfig steckten Dutzende schnatternder Kapuzineräffchen. Und der Gipfel waren freilebende Pfauen, die überall zwischen den Blumen im Gras pickten.
    Ein Paradies also, dachte ich, und wir sind die Vergnügungssklaven, wie auf einem altägyptischen Grabfresko, wo die Sklaven nackt und die Herrschaften vornehm gekleidet sind. Wir würden benutzt und genossen werden wie die Speisen und der Wein Wir waren in eine unzensierte Geschichte der Dekadenz geraten und wurden mitten durch den Garten des Herrn getrieben.
    Mir blieb die Puste weg, allerdings nicht vom Laufen. Es war die Flut der Gefühle und die Geilheit, die einen neuen Höhepunkt erreicht hatte.
    Die die Tische bedienenden Sklaven waren unglaublich gelassen. Überall sah ich gut geölte Körper, verziert mit ein wenig Silber oder einem Kragen aus weißem Leder; Schamhaar und Brustwarzen, die mich erschreckten, wo immer ich hinschaute. Ich bin einer davon, dachte ich. Das ist meine Rolle, und an diesem Drehbuch ist nichts zu ändern.
    Wir wurden schneller vorangetrieben, die Aufseher peitschten uns ziemlich kräftig mit ihren Riemen. Und die Hiebe begannen zu brennen.
    Ich spürte diese schleichende, anschwellende Wärme, die gleichzeitig erregt und schwächt. Während die anderen Sklaven sich in die Mitte des Wegs drängten, um den Schlägen auszuweichen, wurde ich starrköpfig. Ich ließ die Schläge einfach regnen.
    Der Pfad schlängelte und bog sich tausendfach. Mir wurde klar, daß wir um den Garten herumliefen. Wir wurden vorgeführt. In meinem Hirn gab es eine kleine, psychische Explosion. Es gab kein Entrinnen mehr. Ich konnte nicht einfach ein Codewort sagen und für ein Bad und eine Massage aussteigen.
    In der Tat hatte ich nichts mehr selbst zu entscheiden. Vielleicht zum erstenmal in meinem Leben.
    Wir liefen ganz nah an einer mit Steinplatten gepflasterten Terrasse vorbei. Köpfe wandten sich um, Gäste, Mitglieder – wer immer

Weitere Kostenlose Bücher