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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wegkommst«, sagte ich.
    »Nennen Sie mir nur einen einzigen triftigen Grund, warum Sie mir das antun«, flehte sie. Die Tränen, die ihr über die vollen Wangen rannen, waren hübsch anzuschauen, aber ihre Augen waren kalt wie Stein. »Sie wissen ganz genau, daß die Mitglieder hingerissen von mir wären, geben Sie's zu. Was, zum Teufel, ist denn mit Ihnen los, daß sie jemanden wollen, der sechs Jahre älter ist als ich, Himmel noch mal?«
    »Schätzchen, die Welt ist grausam. Aber hast du schon mal den Begriff >volljährig< gehört? Wir wollen nichts mit Verrückten zu tun haben, genausowenig wie mit Minderjährigen oder mit widerspenstigen Sklaven. Komm in fünf Jahren wieder, vielleicht, ganz vielleicht, reden wir dann mit dir. Aber versuch nicht, uns unter einem anderen Namen zum Narren zu halten. So, und jetzt verschwinde. Fliegt sie so bald wie möglich nach Miami.«
    »Ich hasse dich, du Miststück!« schrie sie. Der Trainer versuchte, sie hochzuheben, aber sie stieß ihm den Ellbogen in den Bauch. »Das können Sie nicht mit mir machen, meine Papiere sind in Ordnung. Rufen Sie doch Ari an!« Der Aufseher hatte ihr den Arm um die Taille gelegt. »Ich werde es der New York Times erzählen!«
    »Spar dir die Mühe«, sagte ich.
    Sie versuchte, sich aus dem Klammergriff des Aufsehers zu befreien.
    »Aber wenn du es wirklich ernst meinst: In Bungalow H sind zwei Reporter von der New York Times. Und ein Typ von NBC ist im Hauptgebäude im fünften Stock.«
    »Wofür haltet ihr euch eigentlich? Ich werde euren verdammten Club in die Luft jagen!«
    »Alle möglichen Leute haben Geschichten über uns gebracht, Schätzchen. Geh mal in die Bibliothek und schau nach. Und wenn ein Sklave >auspackt<, so fürchte ich, kommt er damit auf die letzte Seite der Regenbogenpresse, zusammen mit den Tränendrüsenstorys ehemaliger Callgirls und Pomostars, die Jesus entdeckt haben. Was die Times angeht, so schlag dir das wieder aus dem Kopf. Hast du schon mal den Begriff »nur druckreife Nachrichten« gehört?«
    Die Aufseher hoben sie hoch. Sie strampelte wie eine Wilde, wahrend sie durch die offene Tür hinausgeschleppt wurde.
    Als die Tür leise hinter ihnen zuging, schauten Richard und ich uns an.
    »Ari ist auf Leitung eins.«
    Ich nahm den Hörer ab.
    »Gott im Himmel, Lisa. Ich begreif' das nicht. Das Mädchen kann keine sechzehn sein. Wenn doch, dann fang ich an zu spinnen.«
    »Ari, Ich habe sie eben gesehen. Miss Teenage America. Spar dir deinen Sermon.«
    »Ich sage die Wahrheit, Lisa. Sie hat jede Menge Papiere. Hast du sie getestet, Lisa? Sie hat zwei Jahre als Cocktailkellnerin im Village gearbeitet. Lisa, sie ist eine Stange Dynamit, glaub mir, sie kann nicht erst sechzehn sein, sie hat mir alle möglichen Tricks beigebracht.«
    »Wir kaufen nicht mehr bei dir, Ari, endgültig«, sagte ich.
    »Lisa, das könnt ihr mir nicht antun. Seht ihr denn nicht ...«
    »Selbst wenn sie Raquel Welchs Körper und Greta Garbos Kopf hätte ...«
    »Lisa, sie hätte den Herrgott persönlich hinters Licht geführt. Ich habe euch die beste Ware diesseits der Rocky Mountains verkauft. Ihr könnt von niemandem bessere Sklaven aus den Oststaaten beziehen ...«
    »Schon mal von Gregory Sanchez in New Orleans gehört, oder von Peter Siesinger in Dallas? Du hast uns eine Minderjährige angedreht, Ari, ein sechzehnjähriges Mädchen. Wir können uns nicht auf dich verlassen, Ari. Auf Wiedersehen.« Ich hängte auf.
    Ich lehnte mich an die hohe Rückenlehne des Sessels und schaute zur Zimmerdecke.
    »Ich hab' mir die Unterlagen der beiden anderen angeschaut, die er uns verkauft hat«, sagte Richard und ging, die Hände in den Taschen, zum Pult hinüber. »Keine Probleme, wirklich. Der Sklave ist mindestens dreiundzwanzig, wenn nicht ein bißchen älter, und die Frau ist neunundzwanzig.« Er musterte mich. »Beste Ware«, fügte er mit leicht geneigtem Kopf hinzu.
    Ich nickte.
    »Und das Geld?«
    »Laß es ihm«, sagte ich. »Sie wird keinen Pfennig davon sehen, wie ich Ari kenne, und ich will nicht mehr mit ihm reden. Ich mag nicht Polizist für Kinder und Lügner spielen.«
    »Aber das ist es ja gerade«, sagte Richard kühl, »sie war kein Kind mehr.«
    Er blinzelte wie stets, wenn er ernst war, so daß seine Augen kleiner und leuchtender wurden. »Sie hatte wahrscheinlich mit elf zum erstenmal ihre Tage und verlor ihre Unschuld, wenn man diesen Ausdruck noch verwenden will, mit dreizehn. Sie war genau das, was sie zu sein behauptete. Hat

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