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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Demonstration benutzt. Ich hätte hingehen sollen, hattc vielleicht etwas Neues gelernt. Das war endlich wieder die Denkungsart der alten Lisa, ganz im Einklang mit dem Hier und Jetzt, wie man so schön sagt.
    Nichts als Wunschdenken, Mädchen. Drei Tage hier unten. Nein. In Wahrheit war mir, seit ich gelandet war, nichts harmonisch und gelungen erschienen. Schon vor meiner Abreise war nichts in Ordnung gewesen.
    Außer, gerade eben Elliott Slater geküßt zu haben, was halten wir denn davon?
    Richard, der Wolf, stand von seinem Schreibtischsessel auf, als ich eintrat.
    »Tut mir leid, daß wir dich geweckt haben, Lisa«, sagte er. »Habe versucht, dich früher zu erwischen, aber ...«
    »Dafür bin ich doch da. Was gibt's denn?«
    Zwei Aufseher, ein bißchen verschmutzt und staubig nach einem langen Tag, standen mit verschränkten Armen da und gaben sich größte Mühe, mit den weißen Wänden zu verschmelzen.Und vor dem Schreibtisch saß ein Mädchen in einem kurzen, gegürteten, weißen Frotteemantel, schluchzte theatralisch und schlug sich mit der Faust aufs Knie.
    »Miss Teenage America«, Sagte Richard. »Die Ärzte sagen, sie ist keinen Tag älter als siebzehn.«
    Wäre nicht die Szene wegen Elliott gewesen, hätte ich sie in der Empfangshalle sicher wahrgenommen. Üppige Brüste unter dem schlabbrigen Bademantel, und lange, wundervoll geformte Beine. Zornig warf sie ihre dunklen Locken zurück, stülpte ihre Unterlippe vor und kniff die Augen zusammen, die sich ängstlich mit Tränen füllten, als Richard mir bedeutete, ich solle seinen Stuhl nehmen.
    »Sie können mir das nicht antun! Sie müssen mich nehmen!« sagte sie schrill. Ihre Lippen waren vom Weinen beinahe wund. Ihr ganzes Gesicht verzerrte sich, sie schüttelte den Kopf und schlug wieder mit der Faust auf ihr Knie. Es war nicht lcicht zu glauben, wenn man sie so anschaute, aber sobald sie den Mund aufmachte, war es eindeutig.
    Richard schob mir den Bencht der Ärzte hin. Er sah erschöpft aus, seine tiefliegenden Augen waren ein wenig gerötet, aber die ganze Angelegenheit amüsierte ihn. Ich lächelte nicht. Für mich war das eine ermüdende Geschichte, und mit ihr zu reden war der mieseste Teil davon.
    »Hör zu«, sagte ich. »Du bist zu jung, um hier zu bleiben. Deine Papiere sind gefälscht.«
    »Das stimmt nicht!« sagte sie. »Ich bin einundzwanzig. Ich bin von Ari Hassler ausgebildet worden, Scheiße, und ich kann ...«
    »Hast du mit Hassler gesprochen?« fragte ich Richard.
    »Er streitet alles ab, sagt, sie hätte ihn an der Nase herumgeführt«, berichtete Richard müde. »Sie hat eine gefälschte Ge-burtsurkunde und einen gefälschten Führerschein ...«
    »Die sind nicht falsch, ich bin alt genug, um hier zu sein, was soll denn dieser Quatsch?«
    »Du bist minderjährig, und du gehörst nicht hierher«, sagte ich. »Du wirst noch heute abend abreisen.«
    Ich sah Richard an.
    »Was anderes krieg ich auch nicht aus ihr raus, immer die gleiche Leier.« Er senkte die Stimme. »Ich wette, sie ist nicht die einzige.«
    »Nun, dann hol die anderen!« knurrte ich. »Laß die ganze Gruppe noch mal untersuchen. Wenn Minderjährige darunter sind, müssen sie sofort raus.«
    »Bitte ...« Sie beugte sich vor. Ihre Hände klammerten sich beinahe bescheiden an ihren Bademantel. »Erlauben Sie mir, hierzubleiben. Sie haben Papiere, die besagen, daß ich einundzwanzig bin. Was befürchten Sie denn? Sie können mir doch nicht erzählen, daß Sie mich nicht haben wollen. Schauen Sie mich an. Ich habe die anderen gesehen. Ich bin mindestens so gut ...«
    »Überleg dir, wo du hinwillst«, sagte ich eisig. »Einen netten Pnvatflug nach Miami und von dort Erster Klasse, wo immer du hinwillst. Du reist sofort ab.«
    »Ich will hierbleiben! Begreifen Sie denn nicht, was es für mich bedeutet! Sprechen Sie mit meinem Ausbilder, er wird Ihnen sagen, daß ich perfekt bin. Schauen Sie doch, ich bin tauglich, ich bin von den Besten trainiert worden.«
    »Okay, schick sie nach Los Angeles.«
    «Nein!« kreischte sie. Sic biß sich auf die Lippe. Ihr Blick wurde ein wenig nachdenklich und wohl auch ein bißchen realistisch. Mit leiser Stimme murmelte sie: »New York."
    »Also gut, New York. Zwei Nächte im Plaza und tausend Dollar.« Ich sah sie an. »Investiere sie klug, wie man so schön sagt.«
    »Miststück!«
    »Oh, ich würde dir gerne Manieren beibringen, ehe du abreist«, fauchte ich sie an.
    Sie musterte mich und überlegte fieberhaft.
    »Mach, daß du

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