Exit to Eden
wirklich Unverbesserlichen ein Gefängnis hatten. Vielleicht mußten die überführten Missetäter aneinandergekettet Gräben graben. Würde man mir einen fairen Prozeß machen? Würde sie gegen mich aussagen? Würde Martin ein Telegramm schicken und um Nachsicht bitten? Voraussichtlich nicht.
Sie kam vorsichtig näher, als wäre ich ein wildes Tier. Ich schaute sie nicht an.
»So, ich werde dich noch einmal küssen«, flüsterte sie. »Und du wirst stillhalten.«
»Ja, Madam.«
Sic stand zu meiner Rechten, achtete darauf, mich nicht zu berühren, und dann kam wieder der 300-Volt-Schock. Diesmal fühlte ich sie in Flammen aufgehen. Ich dachte, ich würde sie einfach nur küssen. Es war so heiß. Sic lehnte sich an meine Seite. Sie hatte den Arm um mich gelegt. Und als sie schließlich losließ, drehte ich den Kopf weg. Mount Everest, ganz und gar.
»Ich warte auf dich, Elliott«, sagte sie.
»Ja, Madam « Ich war noch immer unfähig, sie anzuschauen. Unter Folterqualen hörte ich, wie ihre Schritte sich entfernten.
LISA
Miss Teenage America
Ich rannte zum Verwaltungsgebäude, als würde ich gejagt.
Ich hatte leichtes Fieber. Ständig faßte ich an meinen Mund, weil meine Lippen prickelten, als hätte er ihnen etwas angetan, indem er mich küßte wie der Held einer Gymnasiastenromanze. Ich hatte seinen Geruch noch in der Nase, den salzig-sauberen Geruch seiner Haut.
Ja, hundertmal attraktiver als auf den Fotos. Aber sein Benehmen war es, das mich umhaute, sein Benehmen, das alles irgendwie in eine andere Perspektive rückte. Denn wenn er lächelte und wenn er sprach, kam sein Charakter zum Vorschein.
Hör auf, Lisa.
Er ist ein gesunder, heißblütiger Amerikaner, der hier ist, um zwei Jahre lang den Sklaven zu spielen, der zufällig genau weiß, wie man seinen Charme bei einer Frau spielen läßt, wie man seine Augen und seine Stimme einsetzt.
Ich war im Augenblick viel zu angespannt. Hätte nicht versuchen sollen, ihn so schnell abzuchecken, hätte niemals das Telefon abschalten und die anderen im Büro so lange warten lassen dürfen, nur um nach unten zu gehen und ihn zu sehen!
Wirklich, nach unten zu schleichen und ihn auf den Mund zu küssen, als säßen wir auf dem Rücksitz eines Chevrolet! Das mußte aufhören, gar keine Frage, das konnte nicht drei Tage lang so weitergehen! Drei Tage. Die Stimme war wie der Ausdruck in seinen Augen. Unheimlich präsent. Das ist genau das, was wir von ihnen wollen, nicht wahr, daß wir ihre Phantasien übernehmen und zu ihren Phantasien werden. Was ist also daran so außergewöhnlich, daß es bei ihm tatsächlich so ist?
Um elf Uhr abends war der Club von einem Ende der Insel bis zum anderen noch immer voller Leben, Lichter flackerten in Hunderten von verhangenen Fenstern, der Himmel darüber ein makelloses Dunkelblau unter der leuchtenden Scheibe des Vollmonds.
Ich ging an den Türen des mit dunklen Teppichen ausgelegten Kasinos entlang, wollte nicht gesehen oder angesprochen werden, schaute nur aus dem Augenwinkel auf die nackten Sklaven, die elegant mit hochgehaltenen Tabletts durch das endlose Meer von Tischen segelten, Bestellungen entgegennahmen, Wein servierten, Liköre und exotisch gefärbte und dekorierte Drinks.
Hinter dicken, schwach beleuchteten gläsernen Wandpaneelen strampelten und wanden sich die ausgestellten Sklaven in ihren Fesseln, die Gliedmaßen mit Gold oder Silber poliert, winzige Edelsteine im Schamhaar. Auf der Bühne am anderen Ende wurde ein kleines Schauspiel aufgeführt, in dem zwei griechische Sklavinnen in kostbaren Ketten von ihren römischen Herren schwer bestraft wurden.
In den stilleren Gesellschaftsräumen, wohin Clubmitglieder ihre gehorsamen Sklaven mitgebracht hatten, war das Drama von intimerer Art. Über den dunklen, glitzernden Flaschen der Bar drehte sich ein Dutzend junger Männer mit gesenkten Häuptern und hoch über den Köpfen gefesselten Händen leise auf einem Karussell wie eine Gruppe Statuen von Michelangelo.
Ich sah Scott, den Panther, meinen dunklen, hübschen, genialen Trainer, in angeregter Unterhaltung mit einem alten englischen Lord, der kürzlich Mitglied geworden war, nachdem er monatelang nur herumgelungert hatte. Der Anblick von Kitty Kantwell, die zu seinen Füßen kauerte und mit auf den Teppich gepreßten Lippen still auf seine Befehle wartete, erregte mich kurz.
Scott hatte also Kitty ausgewählt. Gut so. Wahrscheinlich hatte er Kitty sofort in die neue Trainerstunde mitgenommen und zur
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