Exit to Eden
schauderhafteFurcht. Du gehörst ihr aber, dachte ich. Denk an nichts anderes.
O ja, du gehörst ihr wirklich. Ein Gedankenfetzen schoß durch mein Bewußtsein, daß wir beide irgendwie die letztendliche Marter suchten und meine darin bestand, sie zu begehren, für sie zu sterben, während sie mich strafte. Aber das traf es nicht ganz.
Sie ging in einem kleinen Bogen um mich herum, und jeder Nerv in meinem Körper war in Alarmbereitschaft. Sie sah fabelhaft aus in ihren hochhackigen Stiefeln, die Waden so stramm unter dem weichen Schaft, der kurze Lederrock schmiegte sich so hinreißend um ihre Hüften und ihren kleinen Po.
Sie kniff mir leicht in die Wange. »Du errötest wunderschön«, sagte sie voller Ernst. »Und die Striemen schauen gut auf dir aus. Sie entstellen dich nicht. Jetzt siehst du so aus, wie du aussehen solltest.«
Ich fühlte dieses vage, rieselnde Gefühl, das die Franzosen »frisson« nennen. Ich sah ihr in die Augen, aber ich wagte nicht, sie noch mal um einen Kuß zu bitten. Sie würde nein sagen.
»Schau zu Boden, Blau-Auge«, sagte sie, aber nicht mißbilligend. »Ich werde dich nicht knebeln. Dein Mund ist zu hübsch. Aber bei dem kleinsten Fehler, ich meine, der geringsten Spur des alten Elliott, den ich heute nachmittag erlebt habe, werde ich dich knebeln und anschirren, hast du verstanden? Und ich werde zornig auf dich sein. Sagt dir das was?«
»Ja, Madam!« Ich warf ihr noch einen Blick zu, bittersüß.
Sie lachte wieder wie bei den letzten Malen, ein leises Gurren, und küßte mich auf die Wange. Ich sah sie an, mit einem Hauch von einem Lächeln. Es war, als flirtete ich verstohlen mit ihr. Küß mich noch mal, bitte. Sie tat es nicht.
»So, du gehst jetzt vor mir her«, sagte sie, »leicht rechts vor mir. Und noch mal: die kleinste Dreistigkeit und du wirst geknebelt auf allen vieren laufen. Verstanden?«
»Ja, Madam.«
ELLIOTT
Die Sportarkaden
Es war verdammt zermürbend, aus dem Kokon ihres Schlafzimmers in den Club zurückzutauchen. Die flackernden Sturmlampen, der Lärm der abendlichen Menschenmenge im Garten brachten eine tiefe, ursprüngliche Saite der Angst zum Klingen.
Die Zahl der Gäste, die plötzlich um uns verstreut waren, schien noch größer als am ersten Tag, und ich hielt den Blick gesenkt. So langsam und bedächtig vor so vielen unausweichlichen Blicken entlanggeführt zu werden, löste ein dumpfes Surren aus, das meinen ganzen Leib erfaßte.
Ich folgte dem Pfad, Lisas Arm lenkte mich um die Kurven, ihre Hand wies den Weg, wenn es eine Gabelung gab.
Wir kamen an den Büfetts und den Schwimmbecken vorbei und folgten einem Pfad aus dem Hauptgarten hinaus zu einem flachen, mit einer gläsernen Kuppel überdachten Gebäude. Die Grundmauern waren mit Wein bewachsen, und die beleuchtete Kuppel schimmerte wie eine riesige Blase. Ich konnte gedämpftes Geschrei und Gelächter hören.
»Das ist die Arkade, Elliott«, sagte sie. »Weißt du, was das heißt?«
»Nein, Lisa«, antwortete ich mit erstaunlich ruhiger Stimme. Aber es klingt schauderhaft. Ich schwitzte schon. Die Striemen und Streifen der Peitsche brannten.
»Du bist Sportler, nicht wahr?« fragte sie. Sie schob mich ein wenig schneller den Pfad entlang, und ein junger Aufseher mit halblangem, rotem Haar und ziemlich angenehmem Lächeln öffnete die Türen des seltsamen Gebäudes. Ohrenbetäubender Lärm schlug uns entgegen.
»Guten Abend, Lisa«, sagte er laut. »Rammelvoll heute abend. Sie werden sich freuen, den da zu sehen.«
Das Licht schien weniger grell, als wir eintraten, aber das mag an der dichtgedrängten Menge und dem Rauch gelegen haben. Der Geruch von Tabak mischte sich mit kräftigem, malzigem Biergeruch.
Nur sehr vereinzelt ein paar Frauen, soweit ich sehen konnte, obgleich der Ort riesig war, eine Art überdachter Garten mit einer langen Bar längs der geschwungenen Wände. Trainer schoben sich mit nackten Sklaven an uns vorbei. Einige waren gefesselt, andere gingen wie ich, einige waren offensichtlich abgekämpft, bedeckt von Staub und Schweiß.
Um uns herum wurde gewiß ein Dutzend verschiedener Sprachen gesprochen. Ich konnte die Blicke fühlen, die mich lässig musterten, und ich hörte deutlich Französisch und Deutsch, Brocken von Arabisch und Griechisch. Lauter betuchte Männer in legerer, teurer Sportkleidung, mit all dem kleinen Zubehör von Macht und Geld.
Aber das Abstoßende war das Geschrei, das von weiter vorn kam, das bekannte, kehlige Gebrüll von Männern,
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