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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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einander mit entschlossen zusammengebissenen Zähnen.
    Wieder wich ich zurück und gab mir Mühe, lässig zu wirken. Wollten wir nicht in die nächste Lichtung, die nächste Bude gehen? Es gibt doch noch soviel zu sehen, oder? Ich glaube, ich gehe jetzt nach Hause und lese die New York Times. Der Krach dröhnte in meinem Schädel.
    »Es macht dir wirklich zu schaffen, nicht wahr?« fragte sie. Ihre braunen Augen schauten mich wieder an. Alles in mir schmolz, natürlich mit Ausnahme dessen, was nie schmilzt. Mir fielen lauter häßliche Sachen ein, die ich sagen wollte, aber ich sagte sie nicht. Ich fühlte mich ihr wonnevoll untergeben. Und keck üßte ich ihre Wange.
    Sie schreckte zurück und schnippte mit den Fingern. Mit einer kleinen Geste bedeutete sie mir weiterzugehen. »Tu das nie wieder«, sagte sie. Sie war echt verwirrt. Ihr Gesicht war rosig.
    Sie ging die bevölkerte Avenue entlang, ohne zurückzuschauen. Ich sagte mir, daß ich besser nicht in die Lichtungen zu beiden Seiten gucken sollte, aber ich konnte nicht widerstehen. Weitere Rennen. Verschieden lange Rennbahnen, Variationen. Aber es machte mehr Vergnügen, den Bewegungen ihres hübschen kleinen Pos unter dem Rock zu folgen, ihr wehendes zu betrachten, den kleinen Streifen nackter Haut in ihren Knickehlen.
    Wir näherten uns einer dichten Menschenmenge vor einer niedrigen, angestrahlten Szenerie. Auf einer Bühne befanden sich acht oder zehn Sklaven, bis auf ein über die Schulter geworfenes weißes Handtuch nackt.
    Jede Menge zerzaustes Haar, geölte Muskeln und Lächeln, unglaublich provokantes Lächeln. Die Sklaven reizten offenbar die Menge mit kleinen Gesten und aufforderndem Kopfnicken.
    Ich begriff sehr schnell, worum es ging. Die Antreiber verkauften die Sklaven für Rennen oder Spiele, und die Sklaven ließen es sich nicht nur gefallen, sie wetteiferten um den Meistbietenden. Zwei wurden verkauft, während ich zuschaute, das Ergebnis einer kleinen, informellen Versteigerung zwischen drei Bietern, und sofort wurde ein neues Paar aus einem Pferch die Stufen hinaufgeführt. Sie begannen auf der Stelle mit dem gleichen vergnügten, gockelhaften Gehabe. Buhrufe und Geschrei von den Gästen, und hin und wieder Drohungen von der Art wie: »Das Lächeln werde ich dir schon austreiben!« oder:»Du meinst, für mich willst du rennen?« steigerten die gesellige Spannung.
    Lisa legte den Arm um mich und zog mich an sich. Ihre Finger auf mir zu fühlen machte mich beinahe wahnsinnig. Ich warf ein paar verstohlene Blicke auf ihren Busen. In der tief ausgeschnittenen Bluse konnte ich beinahe ihre Brustwarzen sehen.
    »Wer von denen ist der Attraktivste, der Sinnlichste?« wollte sie wissen und neigte ihren Kopf, als wären wir ein Pärchen bei einer Hundeausstellung. Das Gefühl, von ihr vollständig unterjocht zu sein, wurde schlimmer. »Überleg dir deine Antwort gut, und antworte mir ehrlich«, sagte sie. »Es sagt etwas über dich aus.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich ziemlich zaghaft. Der Gedanke, daß sie einen von diesen Rohlingen kaufen und ihm ihre Aufmerksamkeit schenken könnte, machte mich rasend.
    »Konzentriere dich ganz und gar auf das, was ich dir zu tun befehle«, sagte sie kalt. Sie streckte die Hand aus und strich mir das Haar aus der Stirn, aber ihr Ausdruck war unerbittlich und drohend. »Nenn mir den, den du für den Hübschesten hältst, den, den du gern vögeln würdest, wenn ich dich ließe. Und lüg mich nicht an. Schlag dir das von vornherein aus dem Kopf.«
    Ich war ziemlich unglücklich. Alles, was ich empfand, war Eifersucht. Aber ich betrachtete die Männer, und in mir war alles aus dem Gleichgewicht. Sie waren alle sehr jung und athletisch, und sie waren ebenso stolz auf ihre Striemen, Streifen und die Rötung auf ihrem Hintern wie auf ihre Genitalien und ihre Arm- und Beinmuskeln.
    »Ich finde den auf dieser Seite, den Blonden da, fabelhaft«, sagte sie.
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf, als sei das völlig indiskutabel. »Auf der Bühne ist keiner, der sich mit dem dunkelhaarigen Typ dahinten im Pferch messen könnte.« Er war etwas Besonderes, selbst an einem Ort voller Leute, die etwas Besonderes waren, ein junger, schwarzhaariger, glattbrüstiger Faun, direkt dem Dschungel entsprungen. Er hätte spitze Ohren haben müssen. Sein Kraushaar war kurz, doch üppig an den Seiten und nur ein kleines bißchen länger im Nacken. Sein Hals und seine Schultern waren außergewöhnlich wohlgestaltet und kräftig. Sein halb

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