Exit to Eden
ähnliche Spiele statt, bei denen die Sklaven auf ovalen Bahnen herumliefen und den Bällen und Ringen ausweichen mußten. In der fünften Bude hingen die Sklaven kopfüber an Karussells und brauchten sich nicht selbst zu drehen und zu wenden.
Ich überlegte, ob sie sie, wenn sie von den anderen Spielen erschöpft waren, an dieses Karussell hängten, wo sie hilflos waren. Großartige Leiden. Das war der normale Dienst im Club, nicht wahr? Keine Strafe, wie zum Beispiel nach unten geschickt zu werden.
Jegliche Erinnerung an eine heile Welt, in der solche Sachen nicht vorkommen, erschien unglaubwürdig. Wir waren in ein Gemälde von Hieronymus Bosch aus lauter gespenstischem Silber und Rot geraten, und meine einzige Chance, hier wieder rauszukommen, war die Dame, die mich hergebracht hatte.
Wollte ich denn raus? Natürlich nicht. Oder sagen wir mal, nicht in diesem Augenblick. Dergleichen hatte ich mir in meinen wildesten Sex-Phantasien niemals ausgedacht. Ich hatte höllisch ß und war insgeheim berauscht. Es war wie in dem Gedicht »Purple Cow« von Gellett Burgess: »Lieber zuschauen als mitmachen.«
Benommen bewegte ich mich durch das gleißende Licht. Meine Sinne wurden überflutet. Selbst der Krach schien in mich einzudringen, der süßliche Rauch schien mich high zu machen, die Hände, die mich hin und wieder berührten oder abtasteten, erzeugten eine Mischung aus Abscheu und Geilheit, die ich nicht zu verbergen vermochte.
Nackte Sklavinnen tauchten auf und verschwanden wieder wie flackernde rosige Flammen in der wogenden Männermenge. Sie boten Cocktails, Champagner, Weißwein an.
»Sind wir nicht Genies in exotischem Sex?« raunte Lisa mir plötzlich zu. Ich schrak zusammen, als ich sie sprechen hörte. Aber ihr Gesichtsausdruck war noch erstaunlicher. Sie nahm die Menge in der gleichen benommenen Weise wahr wie ich, als trieben wir uns seit Stunden zusammen auf einer Dorfkirmes herum.
»Ja, ich denke schon«, sagte ich. Meine Stimme klang ebenso fremd wie ihre. Ich dampfte.
»Gefällt es dir?« fragte sie. Ohne Ironie. Als hätte sie vergessen, wer wir beide waren.
»Ja, es gefällt mir«, gab ich zurück. Die Unschuld in ihrem Gesicht und in ihrer Stimme verschaffte mir eine mächtige, verstohlene Befriedigung. Und als sie mich anschaute, zwinkerte ich ihr zu. Ich konnte beinahe schwören, daß sie errötete, als sie den Blick abwandte.
Warum packe ich sie nicht, beuge sie über meinen Arm und küsse sie leidenschaftlich, wie Rudolph Valentino in Der Scheich Umgeben von all diesem exotischen Sex wäre das ein Knüller, jedenfalls für mich. Aber ich traute mich nicht.
Ich würde sterben, wenn sie wirklich wütend auf mich werden würde. Das hieß, eines dieser reizenden kleinen Spielchen zu spielen, wenn sie es mir befahl, nicht wahr?
Als wir weitergingen, beobachtete ich sie aus dem Augenwinkel: ihre hüpfenden Brüste unter der eleganten Spitzenbluse, die Weste, die ihr die Form eines kleinen Stundenglases verlieh. Es war Himmel und Hölle gleichzeitig.
Während sie mich zu einer der kleinen Lichtungen führte, kam mir in den Sinn, daß sie mir möglicherweise alle diese Belustigungen vorführte, bevor sie sich für jene entschied, die mich am meisten beeindruckt hatte.
Aber als ich das Spiel in der Lichtung sah, konnte ich kaum verhehlen, was ich empfand.
Ein Rennen war im Gange. Männer standen rund um das eingezäunte Feld, einen Fuß auf dem Geländer wie bei einem Rodeo, und feuerten die nackten Sklaven an, die auf allen vieren die Bahnen entlanggaloppierten.
Aber die Sklaven rannten nicht nur um die Wette. Sie apportierten auch kleine schwarze Gummibälle, die von den Zuschauern auf die Bahn geworfen wurden. Sie warfen einen zweiten Ball erst, wenn der erste zurückgebracht worden war. Ein paar Gäste feuerten sie mit Lederpeitschen an.
Es sah so aus, als wären fünf Bälle im Spiel, denn ein Gewinner wurde, gleich nachdem er seinem Gebieter den fünften Ball vor die Füße gelegt hatte, an beiden Armen hochgehoben. Sein Gesicht war hochrot und schweißtriefend, man applaudierte, tätschelte, liebkoste ihn. Er wurde in ein weißes Handtuch gehüllt und aus der Lichtung herausgebracht, aber die anderen wurden mit Peitschen für das nächste Rennen auf ihre Plätze getrieben.
Ich erkannte die Strafe. Man rannte, bis man gewann.
Und wie ich gedacht hatte, genossen die Sklaven die Sache und wetteiferten wirklich miteinander. Sie knieten gefaßt und startbereit da und musterten
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