Exit to Eden
Hatte es wahrscheinlich schon hundertmal gemacht. Ein verfluchter Gladiator, das war er, und ich war gerade erst angekommen. Also gut. Ich wurde immer überschwenglicher, wahnsinnig. Es war in sublimer Weise brutal, und es rüttelte mich wach, aber eine andere Tür öffnete sich für etwas, das immer weggesperrt gewesen war.
»Denk dran«, sagte der Aufseher und stieß mich vorwärts zum Ring. »Immer auf Händen und Knien, keine Schläge. Und verlier keine Zeit mit Abwehren. Krieg ihn. So, los jetzt.« Er drückte mich unter dem Seil hindurch.
Unter lautem Klatschen begann das Zählen.
Ich sah ihn vor mir. Finster funkelte er unter seinen dunklen Brauen hervor. Öl perlte ihm über Hände und Gesicht. Stämmiger als ich, ein kleines bißchen zu muskulös, nicht gut für ihn. Das Zählen war bei dreißig, einunddreißig ...
Plötzlich stürzte er auf mich los, als wolle er über meinen Kopf springen. Ich warf mich scharf nach rechts und konnte gerade noch sehen, wie er unbeholfen im Staub landete. Ich mußte ihn jetzt besteigen, ohne eine Sekunde zu zögern, und ich sprang ihn an, ehe er sich erholen konnte. Ich warf mich auf ihn und umklammerte mit dem linken Arm seine Kehle, unterstützt von meinem rechten. Aber es war Wahnsinn. Sein Leib glitschte und flutschte unter mir; er bockte wild und bäumte sich auf, seine öligen Finger krallten sich erfolglos in meine Hände. Er knurrte wütend.
Aber er würde mir nicht entkommen, nicht mir. Das war der Kampf in der Gosse, den ich nie gekämpft hatte, die Vergewaltigung im Hinterhof, die ich mir nie wirklich vorgestellt hatte. Er würde es jetzt erleben, der Sausack, er hätte es mit mir ebenso gemacht. Es war göttlich. Ich hockte auf ihm, als sei ich schon drin, umklammerte ihn wie ein Schraubstock. Es klappte. Er konnte mich nicht abwerfen, und er wurde schwächer. Seine Finger rutschten ab, wenn sie meine Arme oder Hände fassen wollten. Die Menge grölte. Hart stieß ich zu. Er warf seinen Kopf wild hin und her und versuchte, sich zur Seite zu rollen, aber ich war zu schwer für ihn, zu wild und zu entschlossen, und ich war drin. Ich hatte ihn. Ich hatte wieder beide Arme um seinen Hals, und er hatte keine Chance mehr.
Die Menge unterbrach das Zählen - hundertzehn, hundertelf -, um zu johlen und zu applaudieren. Und sein wüstes Aufbäumen und Bocken, um sich zu befreien, machte es nur noch besser, die Reibung war göttlich. Ich kam, ich spritzte in sein heißes Inneres und drückte seinen Kopf in den Staub.
Nach der Dusche und dem Abschrubben ließen sie mich ein Weilchen ausruhen. Ich saß auf einem kleinen, weichen Rasenstück, die Arme um die Knie gelegt, den Kopf auf den Armen. Ich war nicht wirklich müde oder erschöpft.
Ich dachte nach. Warum hatte sie ausgerechnet dieses Spiel für mich ausgesucht? Es war das völlige Gegenteil von Demütigung gewesen, auch wenn die Zurschaustellung verwirrend gewesen war. Und die Erfahrung einmalig. Vergewaltigung ohne Schuld. Jeder Mann sollte einmal in seinem Leben diese Erfahrung machen, einen anderen in dieser Weise zu benutzen, aber in einer Situation, wo kein wirklicher seelischer oder körperlicher Schaden entsteht.
Ich hätte süchtig werden können nach dem kleinen Spiel.
Nur daß ich schon anfing, nach ihr süchtig zu werden, Es nagte an mir: Warum hatte sie es gewählt? Es war trickreich, mir die Gelegenheit zu geben, den anderen so zu meistern. War sie dabei, mich für einen wahren Sturz in die Tiefe aufzubauen?
Als ich schließlich den Kopf hob, sah ich sie an einem Feigenbaum lehnen und mich mit leicht zur Seite geneigtem Kopf, die Daumen in die Seitentaschen ihres Lederrocks gehakt, betrachten. Sie hatte einen ganz seltsamen Ausdruck im Gesicht, die Augen geweitet, die Lippen leicht geöffnet, ihr Gesicht mädchenhaft und weich.
Ich hatte den abwegigen Drang, mit ihr zu sprechen, ihr etwas zu erklären, den gleichen Drang, der mich schon im Schlafzimmer überkommen hatte, und wieder die gleiche Furcht: Was, zum Teufel, würde sie das interessieren? Diese Frau wollte mich nicht kennenlernen. Sie wollte mich nur benutzen, und dafür war ich hier.
Und trotzdem schauten wir uns über die Entfernung hinweg an, ohne den Radau um uns herum zu beachten, und ich hatte wieder Angst vor ihr, genauso wie ich stundenlang Angst gehabt hatte, Angst vor dem, was als nächstes geschehen würde.
Als sie mich herbeiwinkte, spürte ich eine Regung in meinen Lenden; ich wußte beinahe sicher, daß es für den
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