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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gelegenheitszuhälter. Das ging ungefähr sechs Monate lang gut. Danach ging ich in Entzug und aufs College. Ich nahm Mathe und Informatik als Hauptfächer und hatte Bestnoten, doch dann verführte mich ein anderer Lehrer, ROSS M. Herbert. Ich war zwei Jahre mit ihm verheiratet. Er war kein Ungeheuer wie Chip Jones, aber er war langweilig und unhygienisch. Ich ließ mich scheiden und verließ das College nach drei Jahren. Ich fand einen Computerjob, aber das war ziemlich unkreativ; also beschloß ich, Ärztin zu werden, und bereitete mich auf die Vorprüfungen vor. Nachts mußte ich arbeiten; das Studieren lief nebenher, deswegen waren meine Resultate nicht so gut, wie sie sein sollten. Aber in Mathe war ich Spitze.
    Ich bestand schließlich meine Prüfung und bewarb mich bei einer Reihe von Universitäten für Medizin, doch keine wollte mich nehmen. Ich arbeitete ein Jahr als Laborassistentin und wiederholte danach die Aufnahmeprüfung, diesmal mit mehr Erfolg. Ich bewarb mich also wieder und schaffte es auf ein paar Wartelisten. Ich bewarb mich dann auch für Doktorandenstellen in öffentlicher Gesundheit, um etwas zu machen, das wenigstens mit Medizin zu tun hat. Das beste Angebot kam dann aus Los Angeles. Also kam ich hierher.
    Vier Jahre lang hangelte ich mich so durch und bewarb mich die ganze Zeit weiter für Medizin. Dann eines Tages las ich die Zeitung und sah einen Artikel über Charles Lyman Jones jr. Das mußte sein Vater sein. Mir wurde klar, wie reich sie waren und wie er mich abgespeist hatte, und versuchte, seinen Vater anzurufen. Ich kam nie zu ihm durch, also schrieb ich Briefe, die er aber nie beantwortete. Dann schlug ich Chips Namen im Stadtverzeichnis nach und fand seine Adresse draußen im Tal. Ich fuhr also hin, um zu sehen, wie er lebte. Das tat ich nachts, damit es nicht auffiel. Irgendwann sah ich dann seine Frau und war total verblüfft, wie sehr sie mir glich, bevor ich soviel zugenommen hatte. Und seine kleine Tochter war echt süß. Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir die beiden taten. Ich wollte ihnen keine Angst einjagen - der Frau und dem kleinen Mädchen -, aber ich dachte auch, ich müßte sie warnen, mit wem sie es zu tun hatten. Außerdem war er mir was schuldig.
    Ich fuhr immer wieder hin und überlegte, wie ich es anstellen sollte. Dann eines Abends fuhr ein Krankenwagen vor seinem Haus vor. Kurz danach kam er in seinem Volvo nach Hause. Er fuhr hinter dem Krankenwagen her, und ich folgte ihm unauffällig bis zum Western Pediatric Medical Center. Ich ging ihm nach und hörte ihn nach seiner Tochter Cassie fragen.
    Am nächsten Morgen fuhr ich zum Western Ped zurück und ging ins Archiv. Ich trug meinen weißen Laborkittel und gab mich als Dr. Herbert aus. Es war ganz einfach; Sicherheit gab es so gut wie keine. Die hat man erst später verstärkt. Die Akte seiner Tochter war nicht da, aber es gab eine Karte, auf der all ihre früheren Einweisungen aufgelistet waren. Da wußte ich, daß er wieder bei seinem Spiel war. Das arme kleine Ding.
    Jetzt gab es kein Halten mehr. Es ging nicht mehr nur ums Geld, Ashmore, ob Sie es glauben oder nicht. Als ich das kleine Mädchen sah, wußte ich, daß ich etwas gegen ihn unternehmen mußte. Ich ging zur Personalabteilung und bewarb mich für einen Laborjob. Nach drei Wochen bekam ich Antwort. Sie boten mir eine Halbtagsstelle an, bei Ihnen, Ashmore. Es war ein mieser Job, aber wenigstens konnte ich Cassie unbemerkt beobachten. Schließlich bekam ich Cassies Akte in die Finger und sah, was er mit ihr anstellte. Dort las ich auch, daß sie einen kleinen Jungen gehabt hatten, der gestorben war. Ich beschaffte mir dessen Akte und fand heraus, daß es Krippentod gewesen war. Chip hatte also tatsächlich jemanden umgebracht. Das nächstemal, als ich Cassie auf der Liste der Aufnahmen und Entlassungen sah, hielt ich nach ihm Ausschau, folgte ihm auf den Parkplatz und stellte ihn zur Rede.
    Er war völlig überrascht und tat so, als würde er mich nicht kennen. Dann versuchte er mich kleinzumachen, doch ich ließ mich nicht einschüchtern und sagte, ich wüßte, welches Spiel er trieb, und er sollte sofort damit aufhören. Und wenn er mir nicht eine Million Dollar gäbe, ginge ich zur Polizei. Er fing tatsächlich an zu flennen und sagte, es sei nicht seine Absicht, jemanden zu verletzen. Genau wie damals, als wir zusammenlebten. Doch diesmal ging ich ihm nicht auf den Leim. Er sagte, er wäre bereit, mir sofort zehntausend Dollar zu geben, und

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