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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Studenten gestohlen worden. Ich habe auch andere Dinge gefunden: einen Pullover, der jemand anderem gehörte, und einen goldenen Kugelschreiber von mir. Ich wäre deshalb nicht überrascht, wenn sie in schmutzige Geschäfte verwickelt gewesen wäre. Meinen Sie, das könnte zu ihrer Ermordung geführt haben?«
    »Möglich wäre es.«
    »Und was ist Ihre Rolle in dem Ganzen, Doktor?«
    »Das Wohlergehen meiner Patientin steht auf dem Spiel.«
    »Charles Jones' Schwester?«
    Ich war überrascht, daß Hünengart ihr soviel offenbart hatte.
    »Vermutet man irgendeine Form von Kindesmißhandlung? Etwas, das Denise herausgefunden haben könnte? Etwas, aus dem sie vielleicht Gewinn zu schlagen versuchte?«
    Ich schluckte meine Verblüffung hinunter und zuckte harmlos mit den Schultern.
    Sie lächelte. »Ich bin kein Sherlock Holmes, Dr. Delaware, aber der Besuch dieses Hünengart hat mich sehr neugierig gemacht. Ich habe das Gesundheitswesen zu lange studiert, um glauben zu können, irgend jemand würde solchen Aufwand für einen normalen Patienten treiben. Ich bat also meinen Mann, ein paar Erkundigungen einzuziehen über den Jones-Jungen. Er ist Gefäßchirurg und hat Zugang zum Western Ped, wenn er auch seit Jahren nicht mehr dort operiert hat. Ich weiß also, wer die Jones' sind und welche Rolle der Großvater in dem Schlamassel spielt, in dem das Krankenhaus steckt. Ich weiß auch, daß der Junge dem Krippentod erlegen ist und das andere Kind andauernd krank ist. Wenn man dazunimmt, daß Denise die Akte des ersten Kindes gestohlen hat und sich von einer armen Studentin zur großzügigen jungen Dame verwandelte, dann braucht man kein Detektiv zu sein, um gewisse Schlüsse zu ziehen, besonders nicht, wenn unabhängig voneinander zwei Vertreter des Krankenhauses sich die Mühe machen, zu mir zu kommen.«
    »Ich bin trotzdem beeindruckt.«
    »Arbeiten Sie und Mr. Hünengart gegeneinander?«
    »Wir arbeiten jedenfalls nicht zusammen.«
    »Auf weicher Seite stehen Sie?«
    »Auf der Seite des kleinen Mädchens.«
    »Wer bezahlt Sie?«
    »Offiziell die Eltern.«
    »Würden Sie das nicht einen Interessenkonflikt nennen?«
    »Wenn es sich als solcher erweist, dann werde ich keine Rechnung ausstellen.«
    Sie schaute mich nachdenklich an. »Ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen. Doch nun erzählen Sie mir: Bin ich vielleicht in Gefahr, weil ich die Disketten habe?«
    »Ich bezweifle es, aber auszuschließen ist es nicht.«
    »Keine sehr beruhigende Antwort.«
    »Ich möchte Ihnen nichts vormachen.«
    »Dafür bin ich Ihnen dankbar. Was meinen Sie, warum könnten die Disketten so wichtig sein?«
    »Sie könnten irgendwelche, in die Zufallstabelle eingebetteten kodierten Informationen enthalten.«
    »Ich gebe zu, daran habe ich auch gedacht. Es gab nämlich keinen vernünftigen Grund, warum sie in dieser Phase ihrer Arbeit eine solche Tabelle erstellen sollte. Ich habe also ein paar einfache Programme darauf losgelassen, konnte jedoch kein offensichtliches Muster entdecken. Kennen Sie sich aus mit Kryptographie?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Ich auch nicht. Doch es gibt jetzt einige gute Dekodierprogramme, so daß man nicht unbedingt ein Experte sein muß. Aber warum schauen wir nicht einfach mal gemeinsam? Vielleicht bringt unser kombinierter Spürsinn irgend etwas zutage. Danach übergebe ich Ihnen die Disketten; dann bin ich sie los. Ich werde auch einen Brief an Hünengart und an die Polizei schicken, mit Kopie an meinen Dekan, in dem ich klarstelle, daß ich kein weiteres Interesse an den Disketten habe und sie an Sie weitergegeben habe.«
    »Wie war's, wenn Sie nur an die Polizei schrieben? Ich kann Ihnen den Namen eines Beamten geben.«
    »Nein.« Sie nahm einen kleinen Schlüssel aus ihrer Designerhandtasche und schloß den Schreibtisch auf.
    »Normalerweise schließe ich nicht alles ein, aber dieser Mann hat mir das Gefühl gegeben, ich sei wieder in Ungarn.« Sie schaute in eine der Schubladen. Sie runzelte die Stirn und griff tiefer hinein. Nach einigem Tasten und Suchen kam ihre Hand wieder zum Vorschein. Leer.
    »Verschwunden«, sagte sie schließlich. »Sehr interessant.«

25
    Ich saß im Wagen und versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen, das die Familie Jones in meinem Kopf anrichtete.
    Chip und/oder Cindy malträtierten ihre Kinder. Großvater Chuck malträtierte das Krankenhaus. Ashmore und/oder Herbert kommen dem Ganzen oder Teilen der Affäre auf die Spur. Herbert wird ermordet, vermutlich von einem Mann, der

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