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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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von Organisationen. Danach muß ich zu einer Fakultätssitzung, und dann, um drei, ist die nächste Klasse an der Reihe.«
    »Hört sich nach einem hektischen Tag an.«
    »Das ist normal bei mir, aber auf diese Weise lasse ich wenigstens die Sorgen hinter mir. Cindy hat es viel schwerer als ich.«
    Er strich sich den Bart. Sein heutiger Ohrring, ein winziger Saphir, funkelte in der Sonne.
    »Gibt es etwas Besonderes, worüber Sie mit mir reden wollen? Ich könnte ein paar Minuten Pause einlegen«, bot er mir an.
    »Nein, eigentlich nicht.« Die bedrückende Öde des Geländes wurde mir wieder bewußt, als ich mich umschaute.
    »Ich weiß, es ist nicht gerade Yale«, las er meine Gedanken.
    »Aber ich mag es, etwas ganz von Anfang an aufzubauen. Die Gegend hier ist das Wachstumsgebiet in Los Angeles. Warten Sie nur ein paar Jahre, dann werden Sie sehen, wie hier alles aufblüht.« Er schaute zu den Studenten, die zu uns herüberglotzten, und hob den Arm. »Wissen Sie, wie Sie von hier zu unserem Haus kommen?«
    »Ungefähr. Ich fahre die hundertachtzehn bis zur Ausfahrt Nummer siebzehn. Ich werde es schon finden.«
    Er schaute mich an, doch mit seinen Gedanken schien er woanders zu sein. »Das hier ist alles, was mich noch bei Sinnen hält. Hier fühle ich mich frei. Ich bin sicher, Sie wissen, was ich meine.«
    »Absolut.«
    »Ich gehe jetzt besser zurück. Schönen Gruß an meine Frauen.«

26
    Für die Fahrt zum Haus der Jones' würde ich nicht länger als fünfzehn Minuten brauchen, das hieß, ich hatte vor meinem Besuch bei Cassie noch eine Dreiviertelstunde herumzukriegen. Doch dann dachte ich an Cindys eigenartigen Widerstand gegen einen früheren Termin und entschied mich, sofort loszufahren. Zur Abwechslung sollte mal etwas nach meinen Bedingungen laufen.
    Mit jeder Ausfahrt geriet ich tiefer in die Einsamkeit brauner Berge, die nach fünf Jahren Dürre ohne jedes Grün waren. An der siebten Ausfahrt stand ein Wegweiser, der mich auf eine tonrote, kurvenreiche Lehmpiste im Schatten der Berge führte. Nach einigen Minuten ging die Tonpiste in eine vierspurige, neue Asphaltstraße über. Bald darauf kam ich an ein hohes Eisentor; daneben stand eine Holztafel mit der Aufschrift WESTVIEW ESTATES in großen roten Buchstaben und der Zeichnung einer Wohnsiedlung in Pastellfarben zwischen allzu grünen Hügeln.
    Ich passierte ein unbemanntes Wachhäuschen, dessen Fensterscheiben noch mit Klebestreifen markiert waren, und einen vollkommen leeren Parkplatz, dessen Ausfahrt zwischen schmalen Beeten gelber Margeriten zu einer breiten, öden Straße namens Sequoia Lane führte. Die Gehsteige waren noch ganz neu und strahlend weiß. Auf der linken Seite war eine efeubedeckte Böschung, und nach hundert Metern ging es rechts ab zu den ersten Häusern. Ich folgte der Hauptstraße weiter und hielt Ausschau nach Dunbar Court. Alle Seitenstraßen, an denen ich vorbeikam, waren irgendwelche »Courts« - überdimensionale Sackgassen, die nach Osten von Sequoia Lane abgingen. Dunbar war der sechste Court, und das erste Haus dort war das der Jones'. Es war eine langgezogene, einstöckige Ranch aus alten Bausteinen mit weißen Stuckverzierungen. In der Mitte des Vorgartens stand ein Kutschrad, das viel zu schwer war für die junge Birke, an der es lehnte. Die Fenster waren blitzblank.
    Vor dem Haus parkte ein blaugrauer Plymouth Voyager. In der Einfahrt des Nachbarhauses stand ein brauner Pritschenwagen, beladen mit Schläuchen, Netzen und Plastikflaschen. Auf der Fahrertür las ich die Aufschrift VALLEYBRITE POOL SERVICE. Als ich gerade halten wollte, schoß er rückwärts auf die Straße. Der Fahrer bremste scharf, und ich winkte ihn weiter. Ein junger Mann mit Pferdeschwanz und nacktem Oberkörper steckte den Kopf aus dem Seitenfenster. Nach einer Sekunde grinste er freundlich und zeigte mir den erhobenen Daumen. Er ließ den sonnengebräunten Arm aus dem Fenster hängen, setzte weiter zurück und fuhr davon.
    Ich ging zur Tür. Cindy öffnete, bevor ich klopfen konnte. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute auf ihre Swatch.
    »Hallo.« Sie schien außer Atem zu sein.
    »Hallo«, sagte ich lächelnd, »es war weniger Verkehr, als ich gedacht hatte.«
    »Ach, deshalb. Kommen Sie doch herein.«
    Sie trug ihr Haar offen, doch ich sah noch die Wellen, wo es zum Zopf geflochten gewesen war. Sie trug ein schwarzes T-Shirt und sehr knappe weiße Shorts. Das T-Shirt bedeckte kaum ihren Bauch. Sie verschränkte die Arme vor

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