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Exodus der Xabong

Exodus der Xabong

Titel: Exodus der Xabong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Sinne der Göttlichen Ordnung.
    Normalerweise dienten die Memorierleistungen der Priester also einem durchaus heiligen Zweck.
    In Ken-Drabons Fall war das jedoch anders. Schließlich hatte er sich gerade die Texte einprägen müssen, die als verworfen und verderbt galten.
    Der Grund dafür war einfach.
    Man war nicht bereit gewesen, Ken-Drabon zu gestatten, Kopien der entsprechenden Datensätze aus dem Tempelbezirk von Matlanor mitzunehmen.
    Als zu hoch stuften die Oberen der Priesterschaft die Gefahr ein, dass die Verbotenen Schriften auf diese Weise Matlanor verließen und ihr Gift in die Weiten des Heiligen Imperiums der Kridan tragen konnten.
    Ein potenziell tödliches Gift, wie auch Ken-Drabon selbst nicht bezweifelte.
    So sah der Priester die Notwendigkeit sehr wohl ein, ganze Textkolonnen von höchst fragwürdigen Texten auswendig zu lernen.
    Schließlich brauchte er sie für die Beantwortung einer der brisantesten Fragen, die von der kridanischen Theologie je gestellt worden war.
    Einer Frage, die kein Priester des inneren Kreises laut auszusprechen wagte, wenn er nicht sicher war, dass nur seinesgleichen zuhörte.
    Kein Tanjaj durfte je auch nur den Wortlaut dieser Frage erfahren.
    »Oh Herr des Kosmos, hilf mir zu ertragen, was ich selbst mir in den Kopf pflanzte – auf das diese Saat des Bösen und der Ketzerei niemals aufgehen möge«, murmelte der Priester des inneren Kreises vor sich hin. Er war allein in dem Stationstempel. Allein mit jener Macht, die er anbetete und von der er zutiefst überzeugt war, ihr zu dienen.
    Noch …
     
     
    Oohn-Rhaat schaute auf den Schirm, der anzeigte, welches Areal bereits durch das Breitbandfeuer eingedeckt worden war.
    »Die Signaturen sind nach wie vor messbar unbeweglich!«, stellte der Erste Offizier fest. »Ich nehme an, dass wir ohne Truppen am Boden nicht auskommen werden.«
    »Dann veranlasse alles Nötige.«
    »Wir sind für die Abwehr einer Invasion auf der Planetenoberfläche schlecht ausgerüstet.«
    »Das braucht mir niemand zu sagen«, grollte der Kommandant. Leider waren Oohn-Rhaat nicht mehr ständig stationierte Kämpfer bewilligt worden. Nun rächte sich das.
    Nach Ansicht des Stationskommandanten stand die Flotte der Kridan ohnehin kurz vor einer erheblichen Überdehnung ihrer Kräfte. Diese Überdehnung – das entsprach seiner tiefsten Überzeugung – war mittelfristig für die kridanischen Raumstreitkräfte ein viel wesentlicherer Faktor als sämtliche Verluste, die der Feind ihnen zufügen konnte.
    Aber so lange der Raisa lebte, war am Status Quo wohl nichts zu ändern. Mochten auch noch so viele Vernunftgründe für einen vorübergehenden Waffenstillstand von einigen Jahren sprechen.
    Status Quo – das bedeutete, dass alles so weiter lief wie bisher und die Expansion weiterging oder man zumindest Anstrengungen in dieser Richtung unternahm. Anstrengungen, die letztlich nur Unmengen von Leben forderten und die zur Verfügung stehenden Kriegsressourcen auf eine fast unverantwortliche Art und Weise zusammenschmelzen lassen würden.
    Doch Oohn-Rhaat hatte es aufgegeben, mit seinen Vorgesetzten darüber zu diskutieren. Der letzte Versuch hatte ihm den Verlust eines eigenen Raumkommandos eingebracht.
    Jetzt hatte man ihn zwar mit dem Kommando über die Station HEILIGER ZORN entschädigt und seine Vorgesetzten waren nicht müde geworden, zu betonen, wie wichtig dieses Kommando im strategischen Gesamtkonzept des Brückenkopfs sei.
    Aber ein gleichwertiger Ersatz für das, was er verloren hatte, war es keinesfalls.
    Oohn-Rhaat hatte seine Konsequenzen daraus gezogen.
    Er hielt in Zukunft den Schnabel und führte nur noch aus, was ihm von oben gesagt worden war. Wenn er jedoch sah, dass etwas auf eine Katastrophe hinauslief, fiel ihm das ziemlich schwer.
    Der Erste Offizier druckste etwas herum. Er stieß dabei einen kehligen Laut ganz tief aus seinem schlanken Hals hervor. »Hat der Priester eigentlich schon gesagt, was er hier will?«, fragte er dann, weil es ihm wohl einfach keine Ruhe mehr ließ.
    »Tut mir leid, ich bin genauso unwissend wie du«, versicherte Kommandant Oohn-Rhaat.
    »Aber man würde doch keinen Priester des inneren Kreises hier her schicken, wenn es dafür nicht einen triftigen Grund gäbe!«
    »Vollkommen korrekt. Aber mir hat er diesen Grund leider bisher nicht verraten und ich habe auch keinerlei Möglichkeit, ihn dazu zu zwingen, ihn mir mitzuteilen.«
    Der Erste Offizier schabte ratlos mit den Schnabelhälften. »Ich hoffe,

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