Exodus der Xabong
Hauptschirm der L-1 auftauchen.
Der dunkle Schatten zeichnete sich gegen das Licht Tau Cetis ab und bald würde der Kreuzer den gesamten Bildschirm einnehmen.
Die optischen Sensoren veränderten ihre Blendfunktionen. Einzelheiten des Kridan-Schiffs wurden sichtbar. Strukturelemente der Oberfläche, Schotts und …
Geschütze!
Wahrscheinlich war nie zuvor ein menschlicher Pilot einem Schlachtkreuzer der Kridan so nahe gekommen.
Triffler sah auf dem Ortungsschirm, dass Ty Jacques den Antrieb der L-2 aktiviert hatte, um ein Ausweichmanöver zu fliegen.
So ein Narr!
Ein Graserstrahl zuckte durch den Raum.
Triffler registrierte einen Lichtblitz – und zwar genau dort, wo die L-2 zuvor geortet worden war.
Im nächsten Moment war die Signatur der Fähre verschwunden.
»Verdammt! Dieser Idiot!«, rief Triffler laut aus. Jacques hatte die Nerven verloren – und dadurch vermutlich auch sein Leben. Augenblicke später irrlichterten glühende Trümmerteile vor dem dunkleren Hintergrund des Kridan-Schiffs vorbei.
Auf Trifflers Stirn perlten Schweißtropfen.
Er ließ die L-1 einfach weiter auf den kridanischen Schlachtkreuzer zutreiben, ohne den Antrieb zu aktivieren.
Nicht einmal eines der Antigrav-Aggregate schaltete er ein. Er blieb stattdessen konsequent im Schleichflug.
Triffler konnte sich ausmalen, was jetzt an Bord des Kridan-Schiffs geschah.
Man würde jeden Kubikzentimeter Weltraum im Umkreis des Schlachtkreuzer ortungstechnisch absuchen. So tot konnte sich auch Triffler mit seiner L-1 nicht stellen, dass er hoffen konnte, dabei nicht entdeckt zu werden.
Die Frage war nur, wann das der Fall war.
Jeder Augenblick, jede Minute, jede Sekunde konnte entscheidend sein.
Die Kridan begannen jetzt Breitbandfeuer mit ihren Grasergeschützen abzuschießen.
Breitband-Graserfeuer war weniger intensiv als die punktgenau treffenden, sehr konzentrierten Graserstrahlen, die die Panzerung eines Star Corps-Schiffes durchschmelzen konnten. Der Schaden bei Breitbandfeuer war geringer, aber dafür konnte ein größeres Gebiet eingedeckt werden.
Hier und da leuchteten bereits vom Feuer der Kridan getroffene Trümmerteile der L-2 auf und manchmal sogar Gesteinsbrocken, die den kosmischen Knochen Theramenes C wie Mini-Satelliten in irregulären Bahnen umkreisten. Alles, was sich den Grasern in den Weg stellte, wurde eingeschmolzen.
Triffler blickte auf die Entfernungsanzeige und ließ sich den weiteren Kurs berechnen.
Die L-1 besaß vorne ein Jagdgeschütz, das allerdings starr war und genau wie die Breitseiten der großen Star Corps-Schiffe nur durch Kursänderungen justiert werden konnte.
Triffler ließ sich ausrechnen, wann der bestmögliche Zeitpunkt für den entscheidenden Schuss war.
Der Schuss, der sitzen musste.
Genau genommen war es ein Feuerstoß von mehreren hundert Projektilen, die kurz hintereinander abgefeuert wurden, wie es bei antiken Maschinenpistolen der Fall gewesen war.
Triffler musste dazu dem kridanischen Schiff so nahe kommen, dass ein Fehlschuss nahezu unmöglich war.
Keine leichte Aufgabe, wenn man nur Waffen zur Verfügung hat, deren Wirkung auf der Durchschlagskraft beruht und die nun wirklich nicht für ihre Treffgenauigkeit bekannt sind! , überlegte der Pilot der L-1.
Der Bordrechner hatte jetzt den idealen Feuerzeitpunkt errechnet, unter der Voraussetzung, dass am Kurs keinerlei Korrekturen mehr erfolgten und die Fähre einfach weiter durch den Raum trieb – ihrem vergleichsweise gewaltigen Feind entgegen.
Triffler wusste genau, dass er keine andere Wahl hatte.
Die Triebwerke zu aktivieren, wäre sein Tod gewesen. Das Schicksal von Jacques hatte es bewiesen. Wahrscheinlich hätte er nicht einmal die Aufwärmphase überlebt.
Das Graserfeuer wurde jetzt noch breiter gestreut. Bis jetzt hatte die L-1 einfach Glück gehabt und war von keinem Schuss getroffen worden.
Einen einzelnen Treffer mit Breitbandfeuer konnte die Fähre durchaus überstehen. Ein gezielter, konzentrierter Treffer hingegen wäre mit großer Wahrscheinlichkeit das Aus gewesen – zumal aus dieser geringen Distanz, denn die Energiewerte eines Graserstrahls sanken proportional zur Entfernung zu dem Ziel, auf das sie auftrafen.
Eine Anzeige blinkte auf. Die optimale Schussposition wurde in wenigen Augenblicken erreicht.
Jetzt aktivierte Moss Triffler die Waffensteuerung und ließ die entsprechenden Systeme hochfahren. Eine kritische Phase, denn auch wenn die dadurch verursachten Signaturen nur schwach waren –
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