Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
mittlerweile zur Herzenssache geworden. Das scheinbar Unsichtbare, Unscheinbare, Selbstverständliche zu filmen und zu zeigen, wie schön, wie sonderbar und wie besonders das Leben ist, auch wenn vordergründig gar nicht so viel Action ist.
Mein Erstling ist zwar nicht abendfüllend, aber, wie meine Freunde finden, schon unterhaltsam. Mit ungewöhnlichen Geschöpfen, überraschenden Wendungen, einem Höhepunkt und keinem richtigen Schluss (weil, Fortsetzung folgt). Alles mehr aus dem Bauch raus, aber definitely mit einem gewissen wissenschaftlichen Elan. Denn für diesen Film habe ich Tausende (!) Momente aus dem Leben um mich herum im Bild festgehalten: Augenblicke, Anblicke, Begegnungen, die direkt vor meiner Haustür, vor meiner Nase stattfanden. Sie sind schön oder gruselig, bereichern mein Leben, wundern mich, machen mich manchmal sogar heil, wenn es mir nicht so gut geht. Sie machen mich neugierig auf mehr und bringen mich manchmal auch einfach nur zum Lachen. Stundenlang habe ich diese Momente gesichtet und alles zu einem Ganzen zusammenkomponiert. Dann habe ich mich mit einem Bekannten verabredet, der bei Disney arbeitet und mir dabei geholfen hat, das Material professionell zusammenzuschneiden. Dann kam noch die Auswahl der richtigen Musik dran, meine Musik: Blues, ein bisschen Reggae, Ethno. Rock ’n’ Roll passte nicht so zum Thema …
Beim ersten Mal, …
… als Uschi das Hotel in Santa Monica betritt, in dem ich in der Lobby auf sie warte, erklingt »Jumpin’ Jack Flash«. »Netter Zufall«, denke ich. Uschi runzelt kurz die Brauen und lacht schallend. Zwei Tage später holt sie mich zu den Klängen von »It’s just a gas« ab. Es ist nur Spaß? Schauen wir mal. Als ich nachfrage, ob das Hotel für sie spezielle Begrüßungsmelodien spielt, beteuert sie, dass sie hier wirklich keiner kennt. Doch, was soll ich sagen, die Stones sind in den nächsten Tagen allgegenwärtig, dabei werden sie erst ein paar Monate später in Kalifornien touren.
Die Ober-Stones Mick Jagger und Keith Richards waren fasziniert von Uschi. Beide suchten ihre Nähe, mit beiden hatte sie ein Verhältnis. Doch mit Keith Richards sollte sie später eine sehr besondere Liebe verbinden, von der auch er in seiner Biografie Life schreibt. Sie begleitet ihn einige Zeit immer wieder auf Tourneen. Selbst ihr langjähriger Lebens- und Reisegefährte Dieter Bockhorn, ihre zweite große Liebe, konnte sie von dieser Amour fou, die im Grunde weit mehr war als nur das, nicht abhalten. Trotzdem entschied sich Uschi für den Hamburger Galeriecafé-Erfinder und Weltensucher, der mit ihr zusammen eine fulminante Indienreise in einem Glamour-Hippie-Bus vorbereitete, und gegen ein Leben im Gefolge der Stones. Als Brautgeschenk erhielt sie einen mit ausgefallensten Details ausgestatteten Mercedes-Bus für zwei Luxus-Freibeuter.
Uschi verließ Keith Richards bei Nacht und Nebel in Chicago und läutete eine neue Lebensphase für sich ein, ein Ereignis, über das Richards zunächst schier verzweifelte. Derweil ist Uschi schon unterwegs auf ihrer abenteuerlichen Weltensuche, die sie auf dem Landweg von Hamburg aus nach Indien führt. Das alles begleitet von einem großen medialen Echo in Deutschland. Richards, dem man später zutrug, dass Uschi auf ihrer Indienreise verstorben war, glaubte sie danach acht Jahre tot …
Mein Film trägt nun den schönen Namen »Topanga Wildlife«
Über Monate habe ich alles, was ich liebe und was mir hier, in meiner zweiten Heimat, an Zauberigem, Schrägem, Witzigem und Erstaunlichem vor die Linse kam, festgehalten: Im Hintergrund »meine« Landschaft in ihren verschiedenen Lichtern und Stimmungen, den Grün-, Blau- und Brauntönen, den Nebelfeldern, die morgens manchmal wie ein großer See unter mir liegen, aus dem vereinzelt ein paar Bergspitzen emporragen. Je nach Jahres- und Tageszeit kommen andere Farbnuancen und -spiele dazu. Dazu diese auch nach all den Jahren, die ich hier lebe, für mich immer noch unglaubliche kalifornische Sonne. Wie sie da zwischen den Blättern meiner Eukalyptus- und Pfefferbäume herumspielt und in den Falten der Canyons tanzt, als wollte sie jeden Tag aufs Neue eine Riesenparty für das Leben – und nur das – feiern.
Eher selten kommt Regen vor, sehr selten. Das ist hier wirklich ein Dauerthema, das sehr ernsthaft diskutiert wird, ähnlich den Präsidentschaftswahlen oder wenn ein schwarzer Junge von einem Rassisten erschossen wird. Doch zurück zum Regen: Wenn es dann mal
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