Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
überraschend dieser Freund, mein Exlover, am Montag im Café Adler an. Nach dem Motto: »Bockhorn, ich bin da. Ich wohne wie immer bei dir.«
Da sagte der: »Nein, solange Bella da ist – und die kann so lange bleiben, wie sie will –, kommst du nicht in meine Wohnung.«
Anna: Tja, doch ein Prinz.
Bella: Das war er. Wenn er nicht gerade seinen Anfall gekriegt hat, war er ein absoluter Gentleman.
Anna: Als er tot war, wolltest du gleich nach Baja, um sie zu trösten.
Bella: Wie ich von dem Unfall gehört habe, rief ich sie an und fragte, ob ich kommen soll. Dann meinte sie nur: »Nein, im Moment ist es okay.« Aber sie meldet sich, wenn es nicht mehr geht. Zwei Monate später rief sie an, und ich war gerade völlig in den roten Zahlen. Also dachte ich mir: »Okay, wenn jeder aus der Verwandtschaft – die ja alle wirklich Geld haben – ein bisschen was gibt, dann tut es keinem weh, und einer von uns ist bei ihr.« Als Erstes habe ich logischerweise ihren Vater angerufen, der damals ja schon mit seiner zweiten sehr jungen Frau verheiratet war. Der war erst auch sehr zugänglich und meinte, ich soll mich am nächsten Tag noch einmal melden. Am folgenden Tag wehte dann ein anderer Wind, und er warf mir nur an den Kopf: »Wenn die Uschi was braucht, dann soll sie kommen und sich hier einen Job suchen. Und ich finanziere dir aber keinen Urlaub.« Also, ich denke, er hat damals mit seiner Frau darüber geredet, und die hat den Hahn zugedreht.
Mir ging so die Galle über, dass ich es bei den anderen Verwandten gar nicht mehr probieren wollte. Das Geld, das ich für die Reise brauchte, gab mir dann die Mutter vom Vater meiner Tochter. Als ich ihr die Geschichte erzählt hatte, sagte sie bloß: »Hier ist das Geld. Flieg.«
Times, they are a’changing
Nach dem Tod Bockhorns in Baja hatte mich die örtliche Polizei irgendwann zum Freiwild erklärt. Die Federales belästigten mich und machten mir schließlich das Leben zur Hölle wegen meiner abgelaufenen Aufenthaltsgenehmigung und weil sie auch ein Auge auf meinen Bus geworfen hatten. Den hätten sie sich zu gerne unter den Nagel gerissen. Das war dann der Grund, warum ich mich nach etwa einem Jahr, in dem ich zurückgezogen lebte, endgültig davonmachte. Dabei half mir Bockhorns und mein Freund Mikee. Ein echter Kerl und Trucker, der immer noch mehr oder weniger heimlich in mich verliebt war. Er fuhr den Bus zunächst immer wieder an einen anderen Platz, bis ihn diese Quälgeister von Federales wieder ausfindig machten … Irgendwann war ich aber wieder in der Lage, mich am Schopf aus meiner Traurigkeit zu ziehen, und zog los, um mir die nötigen Papiere zu besorgen. Mein Überlebenswille war da, es ging weiter.
Baja, 1985 (© Hans Feurer)
Als Bockhorn noch lebte, sagte er mir einmal, dass ich mich an Walter Staudinger wenden sollte, wenn ihm etwas zustieße. Ihn kannten wir aus München, und Bockhorn vertraute ihm blind. Walter kam auch gleich mit seiner Freundin nach Baja, nachdem Bockhorn gestorben war. Staudinger war ein überaus großherziger Mann, der mich in dieser ersten Zeit, als ich völlig gelähmt war, auch mit Geld unterstützte. Später lud er mich auch einmal ein ins Beverly Hills Hotel, einfach damit ich mich wieder ein bisschen besser fühlen konnte. All das betrachte ich als etwas sehr Besonderes und nicht unbedingt als selbstverständlich. Staudinger war ein Gentleman wie aus dem Bilderbuch, der von mir auch nie eine Gegenleistung oder etwas Ähnliches erwartet hätte, ein guter Mann. Typisch für Bockhorns Freunde …
Ein anderer Freund, der mir auch unter die Arme griff und versuchte, wieder etwas Farbe und Freude in mein Leben zu bringen, war Bernd Eichinger. Er lebte in L. A. im berühmten Château Marmont und hatte da immer diese Suite mit dieser genialen Terrasse. Hier konnte ich mich jedes Mal ein bisschen wie eine Königin fühlen – wenn auch eine ohne eigenes Königreich. Ich kannte ihn bisher nur vom Namen. Irgendwann war ich in der Stadt, und Bernd war wohl neugierig auf mich und lud mich über Frances Schönberger zu einer Party ein. Dort kamen wir uns dann näher, und es funkte. Ich genoss es, dass bei ihm immer etwas los war. Er hatte auch eine Wahnsinnsanziehungskraft auf interessante Leute, das lenkte mich ab, und ich fühlte mich wieder lebendiger. Gelegentlich trafen wir uns, wenn er oder ich in L. A. war, und wir hatten eine gute Zeit. Aber nach und nach stellten wir fest, dass wir nicht füreinander geschaffen waren. Wir
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