Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
blieben dennoch zeit seines Lebens sehr gute Freunde.
Tatsächlich war ich in diesen finsteren Monaten umgeben von sehr warmherzigen, großzügigen Menschen, die mir geholfen haben. Ein Jahr später im Winter ging es dann wieder zurück nach Baja. Mikee war wieder da und blieb …
Gelernt habe ich: Die Angst betrifft immer das Morgen, und das ist noch gar nicht da. Die Trauer bezieht sich immer auf das Gestern, und das ist vorbei. Deshalb geht alles, was wir tun, nur um das eine: um das Hier und Jetzt. Es ist das Einzige, was wir wirklich haben. Um das Echte und die Freude und den Spaß am Leben.
Mikee war da und blieb immer öfter. Wir redeten viel über Bockhorn, weinten zusammen, weil wir ihn so vermissten, und irgendwann begann ich eine Affäre mit ihm. Er kam aus der Gegend von Seattle und arbeitete dort, in seiner Freizeit fuhr er auf seiner Harley rum und trank. Im Herbst zog er immer nach Baja, um hier den Winter zu verbringen. Er war ein echter Schatz, passte auf meinen Bus auf, und ich fühlte mich sicher mit einem so starken Typen. Er kümmerte sich um mich, brachte mir irgendwann sogar das Autofahren bei (ich hatte ja keinen Führerschein, weil Bockhorn immer gefahren war), was mit unserem Bus eine echte Herausforderung war. Ich fuhr auch beim ersten meiner Fahrversuche mit seinem Truck gleich in ein parkendes Wohnmobil. Das fiel sofort von seinen Parkstützen runter, und die Leute, die drinnen saßen, bekamen einen ordentlichen Schrecken.
Mit Mikee war alles okay, solange wir fuhren und unterwegs waren. Gemeinsam mit ihm habe ich wunderschöne Reisen durch Amerika gemacht zum Grand Canyon durch Arizona, zum Bryce Canyon in Utah und nach Mesa Verde in Colorado. Das war toll, sensationell schön. Er war sehr nett und sehr verliebt in mich. Und er fand es natürlich super, in diesem Bus zu fahren. Das war ja auch für ihn wie eine Ehre. Wenn wir aber in den Stillstand kamen und zusammen herumhingen, kam meine Depression wieder zum Vorschein. Ich ließ mich hängen, rauchte zu viel Dope, wurde immer unzufriedener.
So hatte ich zwar wieder einen Driver, …
… Cook, Lover und Bodyguard und fand das schön, aber wir hatten einfach zu unterschiedliche Geschichten und Hintergründe und letztlich auch zu viele unterschiedliche Interessen. Das passte irgendwann einfach nicht mehr, und ich konnte ihm das auch in einer fairen Weise sagen. »Ich kann dir nicht so viel geben, wie du verdienst. Du verdienst jemanden, der dich wirklich voll und ganz liebt. Und ich sehe, ich kann dir das nicht geben.« Es war ein ganz gerader, anständiger Abschied. Aber wir halten bis heute Kontakt und sind befreundet.
Geld kam immer wieder ein bisschen herein. In der Zwischenzeit verdiente ich etwas mit Interviews für den Stern und anderen Geschichten. Viele Journalisten wollten meine Lebensgeschichte weiterschreiben, die sie seit den Tagen der Kommune emsig verfolgten. Die Storys verkauften sich offenbar gut und trafen irgendeinen Nerv der Zeit, ohne dass das jemals mein Programm gewesen wäre. Allerdings war die Geschichte aus Baja über Bockhorns Tod und die Beerdigung, die dann abgedruckt wurde, in einem so schäbigen Ton verfasst und hatte überhaupt nichts mehr mit der Realität und meinem Leben zu tun. Dabei wurde meine Geschichte, mein Leben regelrecht degradiert. So empfand ich das damals.
Mikee (© Hans Feurer)
Die Journalistin, die der Stern damals geschickt hatte, war ziemlich stutenbissig und eifersüchtig auf mich. Mir hatte ein Typ, der in mich verliebt war, ein ziemlich kostbares Diamantarmband, so ein tennis bracelet, geschenkt. Einfach so. Er wollte, dass ich es habe, ohne jede Gegenleistung von mir. Das bekam sie in den falschen Hals und war richtig sauer und eifersüchtig. Und nur weil sie ihren ganzen Schmuck unter irgendwelchen Hotelbetten vergessen hatte, wie sie selbst sagte, sollte das bei mir auch so sein. Aber nein, das war nie mein Stil, und auch wenn es vielleicht etwas arrogant klingt: Ich hatte es auch nie nötig.
Ich habe ziemlich viel mit Eifersucht von Frauen zu tun gehabt. Nur ist mir das früher nie besonders aufgefallen, weil ich das irgendwie von mir weggeschubst habe. Ich finde Neid ein überflüssiges Gefühl, auch wenn ich selbst manchmal neidisch war und bin. Im Grunde ist Neid ziemlich unsouverän und nicht besonders cool. Du spiegelst dich da nur im anderen, langweilig. Also hat mich auch Eifersucht unter Frauen lange nicht besonders interessiert. Ich mag Frauen sehr gerne, habe
Weitere Kostenlose Bücher