Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
Vom Netzwerk:
wirklich ein Thema. Die Obermaiers waren in emotionalen Dingen unheimlich hart. Bis zu dem Tag, an dem Uschis Vater sie nicht mal im Testament erwähnte, als ob es sie gar nicht gäbe. Ich war so wütend. Und sie hat ihn immer so abgöttisch geliebt, auf so einen Sockel gestellt. Was er getan hat, ist so beleidigend, so vernichtend.
    Anna: Es hat sie, glaube ich, teilweise mehr belastet als die Schicksalsschläge, die sie zu verdauen hatte.
    Bella: Sie war zwischendurch nicht gut drauf. Besonders schlimm war das, als sie vor ein paar Jahren von ihrem verheirateten Freund verlassen wurde. Wir haben uns zweimal tierisch gestritten, weil ich fand, dass sie so bösartig war. Da hab ich gesagt: »Uschi, du musst was tun. Geh zum Therapeuten.«
    Dabei will sie gar nicht so böse sein, und es tut ihr auch hinterher leid, wenn man ihr sagt, dass es so oder so nicht geht, wie sie mit einem umgeht. Und sie hat dann auch die Disziplin gehabt, die Therapie durchzuziehen. Das ist ja kein Spaziergang, wenn du mit deinen ganzen dunklen Stellen konfrontiert wirst.
    Anna: Also ist sie doch eine harte Arbeiterin?
    Bella: Nein, das auch wieder nicht. Sie hat eine gute Mischung. Man darf nicht vergessen, dass sie in unserer Familie eigentlich immer das Pupperl war. Die Hübsche, begabt, trotz allem ein bisschen der Liebling der Familie. Da bekam sie von anderen auch Zuneigung.
    Für mich ist aber ganz klar, dass ihr Erfolg nicht nur auf ihre angeborene Schönheit zurückgeht. Nein, sie hat wirklich gelernt, ihre Ausstrahlung zu kultivieren. Also, sie hat auf Fotos eine ganz bestimmte Aura. Und nicht jeder, der hübsch ist, strahlt auch etwas aus. Dass sie diese Aura entwickeln konnte, hat sie – trotz allem – ihrem Vater zu verdanken, für den sie immer die schönste Frau sein wollte, um seine Liebe zu bekommen. Das war, glaube ich, eine ganz starke Motivation für den Weg, den sie gegangen ist. Womit sie sich manchmal sicher wehgetan hat, ist damit, dass sie so wenig Vertrauen in Männer haben konnte, die sie liebten. Da blieben dann oft nur zwei Egos übrig, die sich – anstatt sich wirklich zusammenzutun und die Welt zu erobern – immer bekämpften. Zumindest war es mit Bockhorn so. Aber sie hatten natürlich auch schöne, gute Zeiten miteinander und haben tolle Sachen gemacht. Doch zwischendrin kam es halt immer wieder zum Krach.
    Dann kam die Uschi wieder zu mir an den Tegernsee, und er rief dort an und schimpfte und schrie rum. Ich kann mich noch gut an diese »Gespräche« erinnern: »Sag der Fotze, dass … und so weiter.« Ich habe dann immer geantwortet: »Sorry, Bockhorn, aber solche Worte nehme ich nicht in den Mund.«
    Anna: Aber er hat sie wahnsinnig geliebt.
    Bella: Ja. Und sie ihn auch. Auf eine gewisse Weise haben die zwei sich gegenseitig zerstört. Und sie war immer die Stärkere. Sie hatte zum Beispiel das Heroin immer im Griff. Er nicht. Aber sie waren zeit ihres gemeinsamen Lebens ein tolles, lebendiges und liebendes Paar, auch wenn es für ihn zum Schluss nicht mehr so gut lief.
    Bockhorn hat bei mir immer einen großen Platz im Herzen gehabt. Ich hatte irgendwann eine Affäre mit einem Mann, zufällig ein sehr guter Freund Bockhorns. Ich war also frisch verliebt und rief diesen Typen dort an und habe gesagt: »Du, ich hätte ein paar Tage Zeit, ich würde gerne mal nach Hamburg hochkommen und euch alle sehen.« Leider hat er das gleich mit einer fadenscheinigen Entschuldigung abgewehrt: »Nee du, das geht jetzt nicht. Ich bin krank.«
    Es war nicht so schwer drauf zu kommen, dass er eine andere Frau dort hatte. Dass er mich so offen anlog, davon war ich so enttäuscht. Wir lebten in der Hippiezeit, und da ging man offen mit diesen Liebesdingen um. Man musste sich nicht anlügen, das war so klein. Ich habe mich anschließend ziemlich mit ihm gezofft, und es ging auseinander.
    Bevor ich aber jetzt in München rumhing und meinen Liebeskummer pflegte, wollte ich Uschi in Hamburg besuchen. Gesagt, getan. Also rief ich an, und Bockhorn war dran, den ich ja noch nie zuvor gesehen hatte. Und er meinte nur: »Ja Uschi kommt erst morgen wieder. Die ist auf einem Fotoshooting.«
    Ich habe ihm dann kurz von meinem Liebeskummer mit seinem Freund erzählt, und er war total herzlich und sagte: »Ja, komm. Ich hole dich vom Zug ab.« Dann stand er mit so einem großen Blumenstrauß am Bahnhof und war so süß. Wir hatten ein wunderschönes Wochenende. Er hat mich richtig verwöhnt mit Stil und Noblesse. Und dann kam

Weitere Kostenlose Bücher