Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Topanga nach oben gemacht bis dorthin, wo ich heute lebe. Denn dieses erste Haus wollte mich nicht, obwohl ich es damals gerne gekauft hätte. Einmal, Walter hatte mich schon verlassen, gab es einen furchtbaren Winter. Seitdem hat es nie mehr so geregnet in Topanga wie damals. Das Haus lag unten an einem Berghügel, und plötzlich kam das Wasser durchgeschossen. Ich fing in meiner Verzweiflung an, mit Handtüchern diese Sturmflut aufzuhalten. Zum Schluss saß ich nur noch zitternd da, hatte keine Kraft mehr in den Armen, habe geheult und habe eingesehen, dass ich wegmuss. Der Strom wurde immer höher und stärker, und die Natur sagte mir: Das ist nicht der Platz für dich!
Also bin ich wieder zurück in meinen Bus zu Wally und Joyce. Sie waren immer mein letzter Zufluchtsort, wenn es sonst nichts mehr gab. Von dort bin ich mindestens einmal wöchentlich nach Topanga, weil ich meine P. O. Box dort behalten hatte. Mit meinem Hund Luna habe ich immer die Post abgeholt und bin den Red Rock hochgewandert und sagte immer: »Topanga, please take me back!« Zur Sicherheit gab ich die Botschaft in alle Himmelsrichtungen. Was soll ich sagen? Es hat eines Tages geklappt.
Anna: Ich empfinde dich nicht als dunkel, dazu bist du viel zu geerdet und naturverbunden.
Uschi: Ich bin auch kein dunkler Mensch, überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Aber ich habe eine dunkle Unterschwelle, die sehr echt ist und mich sicherlich auch ausmacht als Mensch.
Anna: Worin besteht die?
Uschi: Dass ich mich sicherlich nicht unterdrücken lasse oder irgendetwas überstülpen lasse, nur weil es eine Bibel gibt, in der irgendwelche Dinge stehen, aus denen dann Regeln abgeleitet werden, wie ich zu sein habe und was ich tun oder lassen soll. Auch habe ich eine tiefe Aversion gegen alles, was so goody, goody ist. Das war schon in der Zeit mit Bockhorn so, der mich ja gerne seinen Engel genannt hätte. Nein danke. Ganz davon abgesehen hat er alle seine Frauen davor so genannt. Statt dem Engel will ich lieber die Hexe sein. Er hat mich ja dann auch Hexe genannt.
Anna: Ich habe trotzdem das Gefühl, dass du alles um dich herum in Balance halten willst.
Uschi: Ja, ich will Harmonie. Vielleicht ist das ja astrologisch bedingt, weil ich vom Sternzeichen her eine Waage bin. Aber das schließt nicht aus, dass auch gelegentlich die Fetzen fliegen sollten.
Anna: Das Böse bei Lilith, vor dem Männer und Frauen Angst haben, ist ihre Sexualität und Ungebundenheit. Das Christentum schreibt ihr auch etwas Zerstörerisches zu.
Uschi: Ich glaube, dass gerade Letzteres wieder von Männern konstruiert wurde. Sie mussten das Normalste von der Welt, das jedem Menschen, jedem Wesen zusteht, als ganz schlimm hinstellen. Dabei ist Sexualität und Lust und Hingabe etwas Freies, wenn man will, auch etwas Göttliches oder auch Anarchistisches. Diese Typen haben Angst vor Freiheit, vor Selbständigkeit. Nicht nur bei Frauen, sondern auch vor der eigenen. Sonst würden sie sich nicht binden.
Anna: Na ja, manche Männer finden diese Unabhängigkeit auch richtig gut und binden sich ihr Leben lang nicht oder taumeln von einer in die nächste Beziehung.
Uschi: Das ist etwas anderes. Das hat etwas Gestörtes, Beziehungsunfähiges. Bindung aber heißt für mich dieses »in guten wie in schlechten Tagen«, auf Gedeih und Verderb, für immer und ewig. Da wird es mir ganz eng, wenn ich nur daran denke. Beziehung dagegen ist etwas Lebendiges, Lustvolles, etwas, das Spaß macht, bei dem sich etwas bewegt und wo man viel voneinander lernt. Das habe ich nicht nur mit meinen Männern, sondern auch mit meinen Freunden und Freundinnen gehabt und auch heute noch.
Anna: Du hast dir für deine längeren Beziehungen sehr liebesfähige Männer gesucht – oder besser: Die haben dich gefunden. Wie damals, als dich Keith Richards in München gesucht hat und du ihm, als er dich nach langer Odyssee durch die Stadt endlich fand, nur einen Kuss gegeben hast. Du bist danach wieder hoch zu Bockhorn, mit dem du gerade erst zusammengekommen warst. Diesen Moment hat Keith Richards wohl nie vergessen. Er schreibt davon in seiner Biografie Life . Als ihr dann später zusammen wart, »entwickelte sich aus der Lust aufeinander eine ganz tiefe Liebe …«.
Uschi: Klar waren die liebesfähig, und wie (lächelt). Sie bekamen auch viel von mir zurück. Dass die mich fanden, hätte ich zwar selbst von mir nie gesagt, aber es schmeichelt mir. Ich fand charismatische, intensive Männer wie Bockhorn, Jimi Hendrix
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