Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
war das anders. Ich habe es immer als Bestärkung empfunden, im Bus zu sein.
Zwischendurch lebte ich auch bei meinen Freunden Shaki und Jonathan. Sie besaßen eine großartige Mansion in Pasadena. Jonathan war Filmproduzent und sehr wohlhabend. Shaki kannte ich noch aus München, sie war auch ein Model gewesen. Näher hatte ich sie aber erst in L. A. kennengelernt. Sie saß nun in diesem Traumhaus und hatte Geld, konnte bei Maxwell alles einkaufen, was ihr Herz begehrte, und ich hatte kaum einen Penny. Das sorgte immer wieder für Eifersüchteleien. Dabei waren die beiden sehr großzügig. Ich hatte ein süßes, kleines Apartment mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, einem eigenen Bad und einem Arbeitsraum zu einer fairen Miete im west wing, dazu gehörte auch ein kleiner Raum mit Werkstatt. Außerdem konnte ich meinen Bus unterstellen. Im unteren Bereich befanden sich große Salons, die Bibliothek und ein Billardzimmer. Wir Mieter (im east wing wohnte meine Freundin Mele mit ihrem Mann) konnten alles nutzen inklusive den wunderschönen Garten. In dieser Zeit gelang es mir erstmals, Fuß zu fassen mit meinem Schmuck, und ich konnte davon existieren. Da ich damals auch immer mal wieder für Magazine gebucht wurde, kam auch aus dieser Quelle gelegentlich etwas dazu.
Selbst wenn ich nicht wirklich groß Geld hatte, es hat immer irgendwie gereicht für Reisen. Wenn ich dann wieder zu Hause war, habe ich meine kleinen Reisen nach L.A. gemacht und meine Freunde in den Hollywood Hills besucht. Es gibt ja ziemlich viele Deutsche hier, die ich vor allem durch meine Freundin Frances Schönberger kennengelernt habe. Sie kennt wirklich jeden in der Traumfabrik und ist eine großartige Vernetzerin. Sie brachte mich auch auf die ersten Oscar-Partys, zu denen ich heute auch noch gerne gehe.
Wieder bei Wally und Joyce, …
… arbeitete ich weiter. Hier half mir ein Freund der beiden enorm weiter. Clifft war ein sehr lieber Freund von Wally und im selben Alter. Er arbeitete früher mal in einer Werkstatt und hatte selbst Silberschmuck hergestellt. Ich habe immer die Erfahrung gemacht, dass du erst durch das Arbeiten an einer Sache lernst, was du fragen musst. Handwerk oder eine kreative Tätigkeit kann man nicht theoretisch lernen. Clifft kam also jeden Abend nach der Werkstatt zu uns, saß mit Wally und Joyce am Pool im backyard, hatte einen Drink und »unterrichtete« mich. Manchmal half er mir sogar, indem er mir spezielle Werkzeuge fabrizierte. Er war ein echter Schatz und wundervoller Lehrer und auf seine Weise wohl auch etwas verliebt in mich oder in meinen Anblick, wenn ich im Bikini am Pool lag.
Meine Sachen wurden dann richtig gut. Ich habe mich schließlich aufgemacht, bin los zu Maxfield, dem schicksten Laden in der Stadt. Mir war klar, dass ich nur dann das Geld bekomme, das ich haben will, wenn ich in die teuren Läden gehe. Die Einkäuferin mochte mich auch sofort und hat mir gleich ein paar Stücke abgekauft. Bestimmte Leute mochten meinen Schmuck: Bruce Springsteen trug mein Kreuz. Cher ließ sich für ein Plattencover mit meinem Schmuck stylen.
Walter
Als ich wieder zu Hause in Deutschland bin, erzählt mir eine Freundin von einem Goldschmied, der in einem Dorf nebenan wohnt. Er macht offenbar für Männer Schmuck, die sich nach einem bestimmten Lebensgefühl sehnen (darunter viele Männer, die das Lebensgefühl der ehemaligen Sparkassenwerbung – »Mein Auto, mein Haus, meine Yacht, mein Pferd« – verkörpern). Natürlich Männerschmuck. Insbesondere ein Ring mit einem Totenkopf darauf ist der Renner. Den Originalring soll ihm Uschi Obermaier einst persönlich in der Kommune überreicht haben.
Als ich Uschi die Geschichte maile, kommt nur zurück: »Der hat ja eine lebhafte Fantasie.« Ungebrochener Ikonenstatus eben.
Mit der ersten Rezession gingen die Verkäufe dann zurück. Ich hatte kurz überlegt, ob ich mein Geschäft größer aufziehen sollte. Dazu hätte ich eine Firma gebraucht und Angestellte. Diese Art der Verantwortung ist für mich jedoch das Schrecklichste. Ich müsste auf andere Leute aufpassen, hatte aber schon genug mit mir zu tun.
Mir war schnell klar, dass es mich nicht glücklich machen würde, Unternehmerin zu sein. Ich müsste so viele Dinge tun, die mir keinen Spaß machen. Also habe ich meine Designerkarriere erst einmal selbst boykottiert. (Trotzdem hätte ich gerne eine große Firma, die die Herstellung und den Vertrieb meiner schönen Stücke übernehmen würde!) Nicht zuletzt kam
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