Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
ich in dieser Zeit mit meinem verheirateten Lover zusammen, der mich von Zeit zu Zeit ziemlich in Atem hielt und ablenkte.
Ich weiß heute auf jeden Fall, dass mir das Entwerfen, Zusammenfügen, Wiederverwerfen und Dem-Entstehen-Zuschauen das Wichtigste beim Schmuckmachen ist. Ich habe einen Riesen-Fun daran, ein Originalstück zu entwickeln, auch und gerade mit all seinen Fehlern, die es ja nur dadurch zu etwas ganz Besonderem machen. Deswegen will ich das auch gar nicht größer unternehmerisch aufziehen. Ich will keinen Designer haben und Leute, für die ich dann verantwortlich bin, obwohl ich natürlich so viel mehr Geld verdienen könnte. Paloma Picasso hat das ja sehr erfolgreich gemacht, aber das bin ich einfach nicht. Ich möchte meinen Schmuck von der Zeichnung ab selbst fertigstellen. Ich will abends hier sitzen, zeichnen und mir überlegen, wie ich das Stück am nächsten Tag in der Werkstatt beginne, will sehen, ob es klappt oder nicht, und es auch wegschmeißen dürfen und noch einmal von vorne anfangen.
Old Topanga Canyon
Das ist ein Prozess, bei dem manchmal richtig mystische Sachen passieren. Plötzlich fällt irgendein Stück aufs andere, worauf ich im Leben vorher nicht gekommen wäre. Und das ist genau das, was es dann richtig gut macht. Mit all den accidents, die dabei passieren, den unvorhergesehenen Dingen. So bekommt jedes Stück, das ich mache, seine Geschichte, seine soul. Das will ich mir doch nicht von einem Designer abnehmen lassen.
In jedem meiner Stücke steckt mein Blut und Schweiß, da bin ich mit drin.
Uschi erklärt mir eine Kette. Sie heißt »Backstage-Pass to life«, und darin steckt Uschis gesamte Lebensphilosophie: »Schau, auf den ersten Blick sieht sie so aus wie diese Hundemarken, die sie beim Militär haben, oder wie man das nennt. Hier ist also ein großes Rechteck – die Hundemarke, das Erkennungszeichen – und hier ein stilisierter Stern. Der Stern steht für Inspirationen und creativity. Hier ist dann ein sehr designtes Herz, da brauche ich wohl nichts dazu zu sagen … LOVE. Dann habe ich hier oben den Pfeil, der steht für aim high, also für hoch zielen. Die offenen Balken sind für to be transparent, don’t be so stuck up, bleib durchlässig und transparent und sensibel. Und hier dahinter siehst du ein Stück, das sieht aus wie eine Medaille oder ein Orden. Das ist für die ehrenwerten Dinge, die du gemacht hast in deinem Leben und noch machen wirst. Und die Punkte sind die goosebumps – das Gänsehautfeeling – über die exciting things im Leben. Die Rückseite habe ich auch gestaltet, weil, ich mag es einfach nicht, dass mein Schmuck nur vordergründig interessant ist. Ich will ja auch nicht nur von vorne gut ausschauen. Da muss mehr dahinterstecken.«
Dann lernte ich Walter Schönauer kennen …
… und zog einige Monate später bei meinen Adoptiveltern aus und mit ihm in mein erstes Haus in Topanga. Walter lebte in Silverlake und war eine Zeit lang mit Jutta Winkelmann zusammen, der Zwillingsschwester von Gisela Getty. Ich hatte ihn schon früher gesehen und war ein bisschen eifersüchtig auf Jutta. »Wieso bringt die immer die tollen boyfriends an, und ich habe gerade keinen?« Wie immer ziemlich ungeduldig von mir, wo ich gerade einmal allein war … Walter war siebzehn Jahre jünger als ich, und ich fand Walter sehr edel und feinsinnig. Als die beiden sich getrennt hatten, kamen wir über einen Bekannten zusammen, der mein erstes Buch betreute. Walter hatte in Österreich ja diese hippen Magazine gemacht und übernahm also die Art Direction für das Buch. Das Layout war übrigens das Stärkste und Schönste an dem Ganzen, der Text ließ leider zu wünschen übrig … Bei diesem Buch hatte mein Koautor beschlossen, seine Interpretation meines Lebens, meiner Person und der Menschen, die mir wichtig sind, zum Besten zu geben. Hier wurde Bockhorn wieder zum Oberluden stilisiert, und was ich gar nicht mag, wenn man zusammenarbeitet – ich weiß gutes Teamwork sehr zu schätzen, es ist einfach alles bei so einem Projekt –: wenn sich jemand zur Primadonna entwickelt, nur weil es irgendwelche Deadlines einzuhalten gibt. Und der immer, wenn sich die Gelegenheit ergibt, etwas Schlechtes oder Abfälliges über mich schreibt. Das war zum Beispiel so, als der Film von meinem zweiten Buch (»High Times«) in die Kinos kam. Man kann ja über den Film sagen, was man will, aber vor allem für junge Frauen hat er ein Fenster in meine Welt geöffnet. Außerdem
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