Expedition ins Paradies
ich dich kennen gelernt hatte, Beth, wollte ich ihn auch für dich.”
Ihr Herz begann zu jagen. Auch jetzt noch. Hatte Tom vor, sein Safariunternehmen zu verkaufen, um Land zu erwerben und zu bewirtschaften? Hoffte er, sie würde ihm verzeihen und mit ihm neu anfangen?
Tom beugte sich vor und nahm ihre Hand. “Als ich dir begegnet bin, Beth, war ich entschlossener denn je, etwas aus meinem Leben zu machen. Deshalb habe ich zusätzliche Flugaufträge übernommen und wie ein Verrückter gearbeitet. Ich habe mich nicht geschont.
Mein Leben glich einem Hexenkessel.”
Steif saß Elizabeth da. Für Tom war sein damaliges Leben - mit ihr - zum Hexenkessel geworden! Ihr war, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. Sie dachte an die feige Art, wie er sich ihrer entledigt hatte, und entzog Tom ihre Hand.
In ihren Augen erschien ein harter Ausdruck. “Und du hast nie versucht, deinen Vater wieder zu sehen?” fragte sie, um Tom auf Abstand zu halten.
“Nein. Ich sollte erst wieder vor seiner Tür erscheinen, wenn ich es mir anders überlegt hätte.
Und das habe ich nie getan. Keiner von uns hat nachgegeben. Wir waren beide halsstarrig.”
Tom schnitt ein Gesicht. “Da bin ich wohl genau wie er. Aber Weihnachten und zum sechzigsten Geburtstag habe ich ihm eine Karte geschickt, um ihn wenigstens wissen zu lassen, dass ich noch lebe.”
Und noch an ihn denke, hätte Elizabeth am liebsten hinzugefügt.
“Er hat darauf nie reagiert”, erklärte Tom ernst. “Und dann erfuhr ich, dass er gestorben war.”
Seine Stimme hatte sich verändert. Sie klang traurig und so bewegt, dass Elizabeths Anteilnahme erwachte. Tom hatte keine Gelegenheit mehr gehabt, sich mit seinem Vater zu versöhnen. Zwei Dickköpfe, die es bis zum bitteren Ende nicht geschafft hatten, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken.
Am liebsten hätte Elizabeth Tom tröstend berührt, doch sie tat es nicht.
“Und dann?” Sie räusperte sich. “Was ist aus der Konfektionsfirma deines Vaters geworden?
Leitet deine Stiefmutter sie jetzt?”
“Nein. Dad hat die Firma verkauft, ehe er starb. Er hatte gewusst, dass er schwer herzkrank war, und beschlossen, sich zur Ruhe zu setzen und die Zeit, die ihm noch blieb, zu genießen.
Meine Stiefmutter wollte reisen, Geld ausgeben, ein Leben in Luxus führen. Das Tempo, das sie vorlegte, war zu viel für meinen Vater.” Tom sprach nicht weiter und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
Das Schweigen zwischen ihnen wurde drückend, und Elizabeths Mitgefühl trug den Sieg davon. Vielleicht war es für Tom zu schmerzlich, über die Vergangenheit zu reden.
Um es ihm leichter zu machen, suchte sie nach einer Ablenkung.
“Autsch!” Sie schlug sich aufs Bein. “Die Moskitos bringen mich noch um. Die Biester stechen sogar durch die Jeans.”
“Ja, heute Abend sind sie besonders schlimm.” Seufzend reckte Tom sich und stand auf. “Das liegt an der feuchtschwülen Luft. Geh jetzt lieber schlafen, Beth, es ist spät. Ich räume hier auf.”
Rasch stand Elizabeth auf. Ihr Zelt hatte sie bereits aufgebaut, während Tom das Abendessen zubereitete. “Und was ist mit dir?” Sie schwieg und fragte dann zögernd: “Du wirst doch unter einem Moskitonetz schlafen, nicht wahr, Tom?”
Er neigte den Kopf zur Seite und sah Elizabeth herausfordernd an. “Einen Moment lang hatte ich gedacht, du würdest mich in dein Zelt einladen.” Als Elizabeth eine entrüstete Miene aufsetzte, lachte er. “Mach dir um mich keine Gedanken. Die Moskitos finden mich längst nicht so verführerisch wie offenbar dich.” Der Ausdruck in seinen Augen ließ sie erschauern.
Verwirrt befeuchtete Elizabeth sich die Lippen und dachte an Toms Bemerkung von vorhin:
“Du musst also doch noch etwas für mich empfinden …”
Die Kehle war ihr plötzlich wie zugeschnürt. Wenn Tom wusste, dass sie nie aufgehört hatte, etwas für ihn zu empfinden, obwohl er sie zutiefst verletzt hatte.
Langsam ging Elizabeth davon.
Zehn Minuten später lag sie auf ihrem Schlaf sack - es war viel zu heiß, um hineinzukriechen
- und besprühte sich mit Insektenschutzmittel.
Armer Toni. Er schlief im Freien.
Er kann auf sich selbst aufpassen, ermahnte Elizabeth sich. In mein Zelt kommt er mir nicht.
Erst nach einer Stunde fand sie endlich Schlaf.
10. KAPITEL
Gegen Morgen schreckte Elizabeth aus dem Schlaf auf.
Draußen erscholl schrecklicher Lärm. Regen!
Sintflutartige Wassermassen! So etwas hatte sie noch nie erlebt. Der Regen
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