Expedition Mikro
nächstemal die Forelle nicht in das Kompott stippt.«
»Schon klar, schon klar«, beteuerte der Ordnungshüter. Er ließ das Band anlaufen und verschwand.
Res hatte der kleine Zwischenfall endgültig aufgeheitert. So oder so, dachte sie. Meine Aufgabe draußen muß ich ohnehin zu Ende führen. Es wird sich herausstellen, wer recht behält.
Nur dumm, daß noch beträchtlicher Schaden entstehen kann.
Dann verspürte Res plötzlich das Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen, nicht unbedingt über die Arbeit und den Reinfall, nur eben so.
Wenn ich von den Kindern komme, mache ich einen Plausch mit Ev, nahm sie sich vor.
Neben ihr tat das Band einen Ruck, dann noch einen und einen dritten. Res lächelte. Sie war sich sicher, daß der Blasse nunmehr das Band mit Handeingabe gesteuert hatte. Tatsächlich entsprach das, was wenige Augenblicke später angefahren kam, der Bestellung, und es schmeckte vorzüglich. Offenbar konnte das Luder doch ganz gut Speisen zubereiten.
Du verdirbst mir den Appetit nicht, dachte sie boshaft und meinte Mexer, von dem sie wußte, daß er an der selten gewordenen chronischen Gastritis litt, und die gönnte sie ihm im Augenblick von Herzen.
Noch einmal fiel ihr die Aussprache ein. Wenn er mit seinem Vernichtungsplan durchkommt, kann ich alles fortwerfen, auch die Hypothese… Ich würde vor allem kein Material mehr haben, an dem ich meine Vermutungen beweisen könnte.
Schöner Mist! Ach was…
Es dauerte eine Stunde, bis die Verbindung zustande kam. Res hatte extra das Minivideophon des Hotelzimmers gegen eines austauschen lassen, das in Lebensgröße projizierte.
Da der Telecomp die Zusammenkunft angekündigt hatte, zeigte sich Ev nicht überrascht. Sie sagte zur Begrüßung: »Hallo, Res, Mädchen, ich freue mich, daß du dich einmal sehen läßt. Wann war es das letztemal? Voriges Jahr, Silvester, nicht?
Was machen deine Betonfresser? Gut schaust du aus. Der Stoppelkopf steht dir ausgezeichnet. Kann ich mir mit meinem abgeflachten Schädel nicht leisten. Sag, wie geht’s, was machen die Kinder?«
»Uff«, stöhnte Res. »Hat dein Gwen – du bist doch noch mit ihm zusammen?« Als Ev heftig nickte, fügte Res hinzu: »Na ja, man kann ja nie wissen! Gwen soll ja so was wie ein Gefährtinnenprobierer wider Willen gewesen sein. Also hat dein Gwen noch nicht beruhigend auf dich gewirkt!«
Ev lachte.
»Das wird wohl meine Tätigkeit machen, daß er das nicht schafft«, erklärte sie.
Res nickte. »Müßt euch eben anstrengen mit euren Dienstleistungen, damit sich nicht so viele beschweren. Dann brauchst du sie auch nicht mehr beschwichtigend zu beschwatzen. Ich hatte eben so ein Erlebnis. Kommen die neuen Kochservierautomaten nicht aus eurer Bude? – Gwen ist wohl nicht zu Hause?«
»I wo«, antwortete Ev, »mit seinem UNO-Ausschuß irgendwo in Algier – also gar nicht so weit von dir. Es geht um Feinsandverfestigung oder so etwas. Er stirbt für die Aufgabe. Also – wie geht’s den Kindern, und was macht deine Arbeit?«
»Von meinen beiden komme ich gerade. Denen geht es prächtig. Ich hatte sie jetzt vierzehn Tage nicht gesehen. Hier – schau!« Res hielt eine Stereoaufnahme von den beiden Kindern, einem Jungen von acht und einem Mädchen von zehn Jahren, vor das Objektiv. »Diese neuen Kinderstätten sind ausgezeichnet. Außerdem nutze ich, so gut es geht, die tägliche Videostunde. Die macht uns allen großen Spaß. Ihr habt eure Maud noch zu Hause?«
Ev nickte erneut.
»Tja, und die Arbeit«, fuhr Res fort. »Vorhin bin ich bei Mexer damit rausgeflogen. Damit ist Schluß – zunächst mal.«
»Was?« Ev war ehrlich entrüstet. »Bist du verrückt? Was hast du da für Grips investiert und Mühsal auf dich genommen, und, gib es zu, daß Tom euch davongelaufen ist, hängt doch auch ein wenig mit deiner Arbeitsbesessenheit zusammen. Und nun?
Der Mexer ist doch jener Ehrgeizling, der ohne Praxis, nicht?
Hat er nicht selber eine Arbeit geschrieben, die Präberufung, mit der niemand etwas anfangen kann?«
»Halt die Luft an«, rief Res belustigt. »Ja, Mexer. Aber er muß schon seine Qualitäten haben, sonst hätten sie ihn nicht berufen. Superfleißige Leute werden an einer Akademie auch gebraucht. Außerdem kenne ich ihn besser. Ich habe schließlich fünf Jahre lang mit ihm zusammen studiert.«
»Na ja, weiß ich. Und da fällt dir nichts auf? Meinst du nicht, daß er in dir einen sieht, der seine Stelle einnehmen könnte, weil er besser ist? So einer hat dafür ein
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