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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mehreren Metern.«
    »Aber was soll werden, später?«
    »Den Sekundärursprung suchen, nach meiner These.«
    »Wieso sekundär?« fragte Ev.
    »Nun, es müßte einen Urheber geben, ich glaube an keine natürliche, zufällige Entstehung, verstehst du? Und das schmeckt Mexer natürlich nicht.« Res blickte jetzt spöttisch schlau. »Deshalb hört ihr auch jetzt von diesen Ereignissen nichts mehr, wegen möglicher Beunruhigung. Man kann darüber geteilter Meinung sein.
    Also Sekundärursprung: Damit meine ich das Programm, das die Bakterien haben. Es muß entschlüsselt werden, damit wir die Befehle geben. Was bis dahin passiert, wer weiß. Wir arbeiten im Augenblick nach der Methode ›Prozessionsspinner‹: mit hohem Aufwand im Kreis laufen lassen. Das gefällt Mexer. Vor ihnen muß immer als Futter eine Betonpiste geschüttet werden, der sie dann nachlaufen. Stammt übrigens auch von meinem Kollektiv.«
    »Und sie so von der Stadt ablenken?« fragte Ev zaghaft.
    »Das ist im jetzigen Stadium auf die Dauer ökonomischer Blödsinn. Wir haben zum Schutz der Stadt schon zuviel unternommen, auch vieles weggerissen. Die Innenstadt stand ohnehin vor einer Sanierung. Es wird insgesamt billiger, Teile der Stadt jetzt preiszugeben und modern wieder aufzubauen. Wie sagten die Alten? Aus der Not eine Tugend machen. Und dafür ist uns der Strom letztlich eine Hilfe, wenn wir ihn entsprechend lenken. Das ist durchgerechnet.«
    Ev nickte zustimmend. Dann faßte sie zusammen: »Also, ihr habt diesen gefräßigen Organismenstrom im Griff, meint zu wissen – oder du meinst das –, daß er programmiert ist, habt aber keine Ahnung, wo er herkommt, was sein Programm bedeutet und – vor allem – wer ihn programmiert hat. Nicht eben viel. Solange er sich bis zu einem gewissen Grad lenken läßt, seht ihr also keine Gefahr…
    Und wenn er plötzlich Beton satt hat, sich sozusagen als Nachspeise über Stahl hermacht, dann baut ihr ihm eine Eisenbahn, immer hübsch im Kreise.«
    Res lachte. »Hör schon auf!« sagte sie. »Aber im Grunde hast du recht. Und insofern ist das Resümee meiner Arbeit natürlich risikovoll. Es müßte – wie gesagt – ein großes Kollektiv ran, das unmittelbar mit den Organismen arbeitet, sie umprogrammiert. Das kann lange dauern, und das Ergebnis ist fraglich.
    Ein solches Risiko geht eben nicht jeder ein, niemand ist dazu zu zwingen. Außerdem konnte ich bei Mexer mit meinem Vorschlag, uns solche Organismen nützlich zu machen, überhaupt nicht landen. Man könnte Fels vernichten, fräsen und bohren… Er will sie vernichten. Es ist freilich das kleinere Risiko.«
    »Du – ist das nichts für Gwen und seinen Ausschuß?« rief Ev, einer plötzlichen Eingebung folgend. Sie sprang vor Begeisterung auf, ungeachtet der Tatsache, daß ihr Gesicht aus dem Bereich der Kamera verschwand.
    »Entschuldige«, sagte sie dann und setzte sich wieder, ihr erregtes Gesicht nahm erneut den Bildschirm ein. »Erzähle mir mehr von deinen Ideen. Ich werde Gwen aufhetzen!«
    Und Res erzählte.

Drittes Kapitel
    Als Gela munter wurde, lag Chris noch fest schlafend neben ihr. Irgendwie hatte sich ihre Hand unter sein Gesicht geschoben. Sie fühlte die Bartstoppeln.
    Plötzlich erinnerte sie sich einer Szene mit Harold. Sie wollten ausgehen, und er wollte sich partout nicht rasieren. Chris wäre auch so, dachte sie. Was er nicht will, macht er nicht.
    Es sieht so aus, als küsse er meine Hand! Sie zog sie langsam hervor. Die Finger waren eingeschlafen und kabbelten.
    Plötzlich durchfuhr sie ein Schreck. Warum sehe ich das alles überhaupt. Es hat jemand das Licht brennen lassen – wie lange sollen da die Batterien reichen? Blitzschnell vergewisserte sie sich, daß es kein künstliches Licht war: Dämmriges Tageslicht erhellte die Kabine.
    »Hallo«, rief jemand leise.
    Im Pilotsitz saß Karl Nilpach. Er machte ein vergnügtes Gesicht, legte die Hände als Trichter vor den Mund und flüsterte:
    »Guten Morgen, mein Fräulein. Du verschläfst den hellen Tag!« Und er deutete mit dem Daumen nach oben.
    Gela schob sich leise zu Karl und sah durch die Kanzelscheibe in Richtung seines immer noch erhobenen Daumens.
    Über dem Hubschrauber türmten sich weiße, große Ringe, aber zwischen den Ringen war – nichts! Und über die Spalten hinweg sah Gela Wolken ziehen, grau, in Fetzen. Graue Wolken pflegten sie sonst melancholisch zu stimmen, jetzt wirkten sie auf sie wie heiterster Sonnenschein.
    »Wie kommt das?« flüsterte sie

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