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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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korrosionsbeständigem Material. Allerdings mußten wir eines tun: Die Häuser bewohnten wilde Stämme gefährlicher Mikroben. Die mußten wir beseitigen. Möglicherweise wurden sie von diesen Militärs seinerzeit dort gezüchtet.«
    »Ein unwahrscheinlicher Aufwand, diese Formationen«, stellte Gwen fest.
    Sie empfanden wie er: An diesem Ruinenfeld wurde die Tragik dieser irren Entwicklung, die Misere der Kleinen erneut offenbar.
    Gela erläuterte weiter: »Die echten Zusammenhänge dieser Ruinen mit unserer eigenen Entwicklung sind uns erst aus den Dokumenten klargeworden, die so lange unter Verschluß gehalten worden sind – und natürlich aus dem Kontakt mit euch.
    Ihr könnt euch sicher kaum vorstellen, welche Reaktionen diese Enthüllungen im Volk ausgelöst haben. Selbstverständlich ist die überwiegende Mehrheit dafür, die Entwicklung umzukehren. Aber etlichen erscheint eine solche Perspektive auch recht ungewiß.
    Wir haben auch radikale Gruppen, die verlangen, alles, was im Zusammenhang mit unserer jetzigen Körpergröße zur Erleichterung des Lebens geplant ist, rigoros zu stoppen und ohne Verzug mit eurer Hilfe an der Großwerdung zu arbeiten. Andere wieder fordern mehr Auskünfte über euer Leben, um genau entscheiden zu können, ob es sich lohnt, sprunghaft in eure Welt hineinzuwachsen.«
    »Gela«, unterbrach Gwen sanft, »Gela, zu deiner Information: Es wird sicher wenig Sprunghaftes dabeisein. Das kleinere Risiko liegt in der Generationsbeeinflussung, so daß dieser Übergang wahrscheinlich nur perspektivisch gesehen werden kann.«
    Eine Weile schwieg Gela. »Schade«, sagte sie dann leise, resignierend. »Ich hatte schon davon geträumt.«
    Plötzlich fühlten die Großen alle die gleiche Verlegenheit.
    Gwen hatte mit dieser Mitteilung seine Befugnisse überschritten, aber Hal verstand ihn. Gela ist unsere Freundin, dachte er, nein, mehr, unsere liebe Verwandte und Freundin – obwohl wir sie im Grunde genommen wenig kennen. Ja, wir haben sie lieb gewonnen, wurde es Hal bewußt, und wir bemitleiden und bewundern sie gleichermaßen.
    Es waren die eigenen, Gelas ureigensten Wünsche, die sie nun ausgesprochen hatte. Wenn nur diese schreckliche Krankheit, die Memloss, erst einmal von ihnen genommen werden könnte. Vielleicht fühlte Gela auch irgendwie – wahrscheinlich nicht nur der Körpergröße wegen – den Makel des Zurückgebliebenen. Dabei, überlegte Hal weiter, stand noch gar nicht fest, daß das, was Gwen gesagt hatte, bereits zutraf. Sie streiten sich noch in der Wissenschaftlerkommission über Varianten, wußte Hal. Und ihm war auch bekannt, daß es dort einige Stimmen gab, die den Standpunkt vertraten, man solle nur gegen die Krankheit vorgehen und im übrigen nichts tun.
    Gwen machte ein betretenes Gesicht. Er wurde sich bewußt, wie voreilig er gesprochen hatte.
    Sie konnten zwar sicher sein, daß Gela diese Information für sich behielt, aber immerhin hatte sie bei ihr tiefe Niedergeschlagenheit bewirkt.
    Zu allem Überfluß verabreichte Ev Gwen noch einen Rippenstoß mit dem Ellenbogen, begleitet von einem herzhaften:
    »Dussel!«
    Aber da sprach Gela bereits wieder im gewohnten Tonfall:
    »Na, um so aktueller wird wieder so etwas Ähnliches, wie wir es hier haben. Ich nahm an, es würde nur eine Art Quarantäne werden, begrenzt…«
    Es war jedem klar, daß sie das Ruinenfeld meinte und die Notwendigkeit, so etwas Ähnliches wieder zu errichten, entsprechend dem Stufenprogramm des Großwerdens.
    Gela verabschiedete sich, nachdem sie auf Res’ Frage hin der Gruppe alle Freiheiten gewährt hatte. Und sie betonte ausdrücklich, daß sie dazu ermächtigt sei, den Großen nach eigenem Ermessen Einblick in das Leben der Kleinen zu verschaffen. Sie wies auch noch einmal darauf hin, daß sich niemand von ihnen außerhalb der Überdachung aufhielt.
    Sie kehrten nachdenklich aus dem Trümmerfeld zu dem Platz vor der Giebelfront der Überdachung zurück.
    Gwen stellte eine Verbindung zum Katamaran her und gab Anweisung, die für den kommenden Tag gewünschte Beratung vorzubereiten.
    »Fertig«, verkündete dann einer der Techniker. In kürzester Zeit war Erstaunliches vollbracht worden: Sie hatten einen Zentraltransopter mit autarker Kupplung installiert, so daß Bildschirme und Okulare entfielen und beliebig viele Leute zuschauen konnten. Eine Schirmübertragung mit Speicherung zum Katamaran war ebenfalls vorgesehen.
    Professor Fontaine übergab mit einigem Stolz die Sondenhelme, so daß

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