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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ausgerechnet ich in dieser alten, vollständig durchkämmten, umgekrempelten Welt ein bis dato unbekanntes Insekt – und noch dazu ein so merkwürdiges – entdeckt haben? sinnierte er. Idiotisch!
    Ihm brach erneut Schweiß aus, er konnte nicht mehr liegen, setzte sich auf.
    Also kein Organismus – aber was, verflixt!
    Eine Maschine – ein Maschinchen!
    Ihm wurde schwindlig, denn er dachte an die Stäbchen.
    Er sprang auf, fuhr mit den nackten Zehen durch das Gras, daß es ordentlich ziepte.
    Dort lag Djamila, schlief.
    Hier die Lichtung, dort Bäume. Ein leichter Hauch spielte in den Blättern. Ich bin also wach, träume nicht! stellte Hal fest.
    Er legte sich erneut hin.
    Ungeheuerlich!
    Djamila wecken, war sein nächster Gedanke.
    Ich muß doch etwas unternehmen, kann nicht so tatenlos herumliegen!
    Ein Maschinchen!
    Ein Maschinchen? So etwas Ähnliches habe ich doch schon einmal gesehen?
    Er begann zu grübeln, grübelte lange, und dann fiel es ihm ein: eine Abbildung in einem alten Buchlexikon. Im vorigen Jahrhundert hatten sie Flugmaschinen. Heli… Heliko… Er kam nicht darauf. Halt – Hubschrauber! Hubschrauber ist das deutsche Wort. Und er erinnerte sich weiter: Zwei bis vier Stäbchen, Quatsch, Mann Besatzung, je nach Größe des Apparats.
    »Mila!«
    Nichts.
    »Djamila, aufwachen!«
    Wenn Hal den vollen Vornamen in der Anrede gebrauchte, wußte Djamila, daß es ihm ernst war, und es war ihm ernst!
    Sie drehte den Kopf, blinzelte. »Bist du wach, richtig wach?«
    fragte er inquisitorisch.
    Sie riß die Augen übertrieben weit auf und nickte verständnislos. »Eben hat ein Hub…. ein Hubschrauber auf deiner Brust gesessen, war dort gelandet«, rief Hal.
    »Hm?« machte sie in einem Tonfall, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ.
    »Ja, hier!« Er tippte an die entsprechende Stelle.
    »Nicht doch, das kitzelt.« Sie kicherte.
    Hal wurde leicht wütend. »Mit Piloten, verstehst du, so klein.« Er kniff ein Auge zusammen, um den Spalt zwischen Daumen und Zeigefinger, an dem er ihr die Größe der Piloten demonstrieren wollte, auch richtig abschätzen zu können.
    Sie sah ihn an, so mitleidig, wie man vielleicht einen Raumschiffbrüchigen anschauen würde, der zwanzig Jahre auf einem Planetoiden von siebzehn Meter Durchmesser zubringen mußte. Dann tippte sie sich langsam, aber aufreizend nachdrücklich an die Stirn. »Deine Katalysatoren scheinen dich ganz schön mitzunehmen«, meinte sie anerkennend.
    »Unsinn!« wehrte er heftig ab. »Hast du gespürt vorhin, bevor du einschliefst, daß sich etwas auf deine Brust setzte oder nicht? Du hast sogar mit der Hand gewedelt.«
    »Kann sein«, gab sie unbestimmt zu. Sie ließ sich von seiner Erregung nicht beeindrucken.
    »Das war er!« rief Hal.
    »Wer?« fragte sie.
    »Na, der Hubschrauber, verdammt!« Jetzt schien er wirklich wütend zu werden.
    »Aha.« Sie nickte. »Und was ist das, ein Hubschrauber?«
    »So eine Art senkrecht startendes Flugzeug aus dem vorigen Jahrhundert, eben mit einer Hubschraube«, erklärte Hal ungeduldig und zog vor Djamilas Nase mit dem Zeigefinger Kreise, die die Rotation der Hubschraube verdeutlichen sollten.
    »Ah ja«, sagte sie verstehend. »Und der saß da?« fragte sie und zeigte dorthin. »Und mit Piloten?«
    »Na endlich!« sagte er erleichtert. »Ich hoffe, du begreifst, was das bedeutet!«
    »Ja«, sagte sie einfältig ernst, und sie nickte bedächtig mit dem Kopf, ohne ihn zu heben. Sie lag immer noch aufreizend ruhig auf dem Rücken. »Man könnte sie wegen unschicklicher Berührung vor den Schiedsrat bringen.«
    Jetzt brannte bei Hal die Sicherung durch. Er packte Djamila an den Schultern und riß sie hoch. »Ich spreche im Ernst!«
    schrie er.
    »Jetzt hast du den Flugplatz verdorben«, sagte sie noch bedauernd. Aber dann schien sie zu begreifen; wahrscheinlich sah sie ihm an, daß mit ihm eine Veränderung vorgegangen war.
    Hal fühlte sich selbst erregt wie nie, und das muß mir anzusehen sein, dachte er.
    »Ist dir nicht gut?« fragte sie, nun ernsthaft besorgt, und legte ihm die flache Hand auf die Stirn.
    »Paß auf«, sagte er und zwang sich zur Ruhe. »Unterbrich mich nicht, ich werde dir alles erzählen.« Und er erzählte.
    Djamila war nachdenklich geworden. Als er zu Ende gesprochen hatte, fragte sie sachlich: »Geträumt hast du nicht? – So etwas soll es geben!« fügte sie, auf seine heftige Handbewegung hin, beschwichtigend hinzu.
    Sie schwiegen.
    Dann fragte sie plötzlich: »Da oben?«

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