Expedition Mikro
nach wie vor sehr spröde.
Dazu kam, daß ihm Elan fehlte, Elan, der ihm einfach genommen war, weil er meinte, den effektiveren Weg zu kennen. Ich habe schließlich meine Studie, dachte er, eine schöne Studie, die irgendwo auf dem Prüfgang in einer Schublade schmort.
Hal hatte sich einige mal die Frage vorgelegt, ob er nicht auch langsam dem in einigen Forschungsabteilungen auftretenden Trend verfiele, daß es so sehr auf Neuerungen nicht mehr ankäme, sondern darauf, das Vorhandene arbeitsfähig zu halten, möglichst wirtschaftlich, natürlich. Es pflanzte sich fort wie früher eine schleichende Influenza, glitt hinüber in einen Trott, unbewußt vielleicht für den einzelnen, weil so schön bequemlichkeitsfördernd. Wenn diese Psychologentagung unlängst solch eine Erscheinung nicht herausgestellt hätte, wer weiß, wohin die Entwicklung getrieben wäre.
Aber ich! Ich bin doch nicht der Typ für so etwas, sagte sich Hal, und ihn empörte der Gedanke förmlich; ich brauche doch schöpferische Betriebsamkeit! Und ich werde auch diese Katalysatoren zur Räson bringen, auch konventionell, wenn es eben sein muß!
»Mila«, sagte Hal, »muß ich heute abend unbedingt mit?«
»Wieso?« fragte sie. »Du wolltest doch?«
»Ja schon – nur, ich habe da so eine Idee. Es wäre vielleicht gut, wenn ich noch mal in den Generator kröche. Ist an dem Gedanken etwas, könnten wir es noch mit berücksichtigen; morgen machen wir den Plan…«
»Na gut«, sagte Djamila nach einer Weile, »ich komme schon zurecht.« Sie wälzte sich auf den Rücken und reckte die Arme weit von sich. Dann fuhr sie faul fort: »Eigentlich müßtest du hingehen; denn seine Unarten, die mir die Hortnerin sicher wieder aufzählen wird, hat unser lieber Sohn von dir!«
Hal seufzte theatralisch laut. Ein ewiges Thema. Keineswegs erst sechs Jahre wie unser Sohn Dan, sondern sicher so beständig wie die Menschheitsgeschichte überhaupt. Aber Mila hat sicher recht. Bei Hal klopfte das schlechte Gewissen. Vielleicht mache ich es mir doch ein wenig leicht? Sie allerdings nicht minder, tröstete er sich. Gewiß, die lieben Kleinen entwickelten eine Selbständigkeit, daß man manchmal meinen konnte, sie brauchten uns gar nicht so sehr, im Gegenteil, man störte, wenn man sich erzieherisch einmischte.
Man müßte sich eben etwas einfallen lassen, etwas, womit man sie in permanenter Begeisterung hielt. Heller pädagogischer Blödsinn! Aber im Hort schafften sie das einigermaßen, freilich schien die Gefahr nicht ganz ausgeschlossen, daß die Eltern zu so einer Art Nebenast, einem historischen Beiwerk werden könnten. Jedenfalls spürte man so etwas, wenn einen der Große, der Dan, anschaute, symbolisch von oben herab, und einen fühlen ließ, wie altmodisch man doch in seinen Ansichten sei.
Sie lagen eine Weile still. Hal drehte den Kopf zur Seite; Djamila hatte die Augen geschlossen.
Er stützte sich auf den Ellbogen und betrachtete sie. Sie ist schön, meine Mila, dachte er, wie am ersten Tag. Schon sieben Jahre her. Und ich sähe absolut keinen Grund, weshalb wir die nächsten siebzig Jahre nicht auch noch zusammenbleiben sollten.
Wie weiß sie ist! Wir sollten doch mehr in den Ultrastrahlraum gehen, nahm er sich vor. Wir sollten unsre Freizeit überhaupt ein wenig öfter gemeinsam verbringen. Die Kleine mit ihren vier Lenzen fängt nun auch schon an, neben dem Kindergarten ein Eigenleben zu entwickeln. Wenn das so weitergeht, sehen wir uns tagelang nicht…
Aber plötzlich empfand er das eigentliche Müßige dieser Gedanken. Wenn mich einer fragte, ob ich glücklich sei, ich würde, ohne zu überlegen, ja sagen! Wir würden uns sicher alle weniger wohl fühlen, wenn wir von einigen unserer Gewohnheiten ablassen müßten. Das Leben ist lebenswert, ja! Auch mit diesen miesen Katalysatoren. – Also völlig unnützes Grübeln!
Hals Blick glitt zu Djamila.
Sie ruhte entspannt. Ihre vollen Brüste bildeten jetzt, da sie auf dem Rücken lag, zwei flache, ebenmäßige Kuppeln; zwischen ihnen glitzerten winzige Schweißperlen.
Als sich Hal nach einem besonders langen Grashalm umsah, mit dem er Djamila necken konnte, surrte etwas an seinem Ohr vorbei, feiner als eine Biene.
Nun hatte der Vorfrühling noch nicht viele Insekten ins Leben gerufen, da sollte ausgerechnet hier eine erste Fliege stören?
Sie kreiste über Djamila, große Kreise, kleine Kreise, und landete auf der linken Brust.
Ohne die Augen zu öffnen, machte Djamila eine abwehrende
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