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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Handbewegung. Die Fliege blieb sitzen, bewegte sich nicht im geringsten.
    Hal beugte sich vor, wollte sie wegpusten, schließlich konnte es eine Stechfliege sein, da wurde er stutzig: Sie hatte drei winzige, radialsymmetrisch angeordnete Flügel!
    Er war hellwach. Nur nicht bewegen, dachte er.
    Mila schien eingeschlafen zu sein.
    Ganz vorsichtig kroch Hal heran. Zu dumm, daß sich das Tier nicht auf der rechten Brust niedergelassen hat, dachte er.
    So konnte er nicht dichter als bis vierzig Zentimeter heranrücken, wenn er nicht Gefahr laufe n wollte, Mila anzustoßen und sie dadurch zu wecken.
    Was er sah, war also wenig. Die Fliege, nicht größer als eine normale Stubenfliege, hatte die besagten drei Flügel, einen stachelartigen Schwanz, an dessen Ende einige Borsten standen, und sie glänzte – bei Insekten nicht gerade eine Seltenheit – metallisch.
    Hal ging mit dem Kopf nach unten: Das Tier hatte auch nur drei kurze plumpe Beine.
    Ein außerordentlich merkwürdiges Insekt! Und es bewegte sich nicht ein bißchen!
    Da Hal nichts erblickte, was wie ein gezückter Stachel aussah, befürchtete er auch nicht, daß das Biest stechen könnte.
    Als er bereits überlegte, ob er vielleicht versuchen sollte, diese Merkwürdigkeit einzufangen, geschah etwas noch Seltsameres: Zwei graue Pünktchen hatten sich von der Fliege gelöst und bewegten sich fast unmerklich langsam in Richtung des höchsten Punktes. Obwohl sie kleiner als ein Millimeter waren, hatte Hal den Eindruck, sie seien eher winzige Stäbchen, die – und er hielt nunmehr bereits erregt den Atem an – sich aufrecht bewegten. Sie schienen so leicht zu sein und sich so behutsam zu bewegen, daß Djamila sie nicht spürte. Sie atmete jetzt tief und regelmäßig.
    Hal dagegen wagte kaum Luft zu holen, er schob sich vorsichtig – noch näher heran. Sich aufzurichten und um Djamila herumzugehen wagte er nicht, aus Furcht, sie zu wecken oder das seltsame Etwas zu verscheuchen.
    Ihm begannen die Augen zu schmerzen. Djamilas helle Haut reflektierte das Licht, und die Pünktchen waren so klein und benahmen sich derart merkwürdig, daß er, um ja nichts zu verpassen, selbst den Lidschlag unterdrückte.
    Die Stäbchen hatten die Grenze zwischen dem Weiß und dem Kakaobraun erreicht. Dort verhielten sie, bewegten sich hin und her, ja, Hal hatte den Eindruck, knickten sogar ein. Ein paar Härchen standen dort, an denen machten sie sich zu schaffen.
    Da ruckelte Djamila sich in eine bequemere Lage. Die Brust bebte ein wenig. Die Fliege kippelte!
    Hal begann vor Aufregung zu schwitzen. Noch bevor er irgendwie reagieren konnte, war alles vorbei: Die Pünktchen oder eigentlich richtiger, die winzigen Stäbchen wurden plötzlich sehr mobil.
    Bis sich Hal aus seiner Lage befreit hatte – er lag auf dem Bauch, hatte die Arme unter der Brust verschränkt und lastete mit seinem Oberkörper darauf –, hatten die Stäbchen die Fliege erreicht und verschwanden.
    Plötzlich begannen sich die Flügel des Insekts horizontal zu drehen! Ganz schnell. Es erhob sich rasch, zog drei, vier immer größer werdende Kreise und flog langsam davon.
    Hal vernahm wieder das leise Surren. Er strengte sich an, das Ding so lange wie möglich mit den Augen zu verfolgen.
    Es steuerte einen hinter ihnen stehenden Baum an, verlangsamte den Flug noch mehr.
    Oben, in etwa fünf bis sechs Meter Höhe, war vorzeiten einmal ein ziemlich starker Ast abgesägt worden. Es war eine Art Plattform von vielleicht fünfzehn Zentimeter Durchmesser entstanden, dort setzte sich das Insekt offenbar, zumindest entschwand es über den Rand hinweg Hals Blick und tauchte nicht wieder auf.
    Hal legte sich zurück. Erst jetzt spürte er seine Erschöpfung.
    Er schwitzte, der Puls ging schneller, und seine Augen brannten.
    Was war das? Im Leben keine Fliege!
    Aber wenn keine Fliege, was dann?
    Ein unbekanntes Insekt.
    Unsinn! Ein Insekt mit Drehflügeln. Drehung ist gelagerte Rotation. So etwas kann ein Organismus kaum hervorbringen.
    Hals Gedanken gingen wirr durcheinander. Er zwang sich zur Konzentration, überlegte fieberhaft, wo er ähnliches schon einmal gesehen haben konnte. Seine Kenntnisse in den elementarbiologischen Wissenschaften waren alles andere als bedeutend. Wer stopft sich auch schon den Kopf voller Fakten, wenn der Heimcomputer alle lexikalischen Informationen binnen weniger Minuten über die Zentralenzyklopädie heranschafft.
    Aber Hal mutete ein solcher Organismus sehr unwahrscheinlich an. Sollte

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