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Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit

Titel: Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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Sicherheit lag die Ra genauer auf Kurs als je zuvor, das verrieten der Kompaß und der Winkel des Bugs zur Küste. Carlo studierte mich eingehend, dann verschwand der unglückliche Ausdruck in den blauen Augen, und er begann aus vollem Hals zu lachen, daß sein roter Bart bebte. Jetzt erwachte auch Abdullah in der Korbhütte, und bald lachten wir alle aus Erleichterung und Freude, weil das Boot von allein Kurs hielt, so daß wir es uns auf der Ladung bequem machen konnten. Auf der Brücke blieb nur die Kompaßnadel in dem festgebundenen Kompaßkessel zurück, sie zeigte uns den Weg nach Südwesten. Genau dorthin wollten wir, und dorthin steuerte die Ra gehorsam, mit geblähtem Segel in wild schäumender See, während wir alle das Leben als Passagiere genossen.
    »Jetzt sind wir wirklich Schiffbrüchige«, gestand ich meinen immer noch leicht verwirrten Kameraden, beeilte mich aber hinzuzufügen, dies sei das Beste für unser Experiment. Genau das hätte auch anderen Fahrzeugen dieser Art zustoßen können, die vor Gibraltar kreuzten und versuchten, weiter an der marokkanischen Küste entlangzufahren. Jetzt würden wir wirklich sehen, wo sie gelandet wären.
    Carlo strahlte wie die aufgehende Sonne; er schüttelte nur fortgesetzt den Kopf und lachte. Hier genüge es, die Natur walten zu lassen, pflichtete er bei, dann würden die Elemente über die Reise wachen. Wir hatten ein einziges Ersatzsteuerruder auf Deck zu liegen, aber aus Furcht, es auch zu zerbrechen, bevor wir im Ernst den großen Atlantik überquerten, steckten wir es nicht ins Wasser. Auf jeden Fall hatte sich das /roco-Holz als wenig widerstandsfähig erwiesen, und wir mußten das Reserveruder verstärken, ehe wir wagen konnten, es zu benutzen.
    Am späten Abend kroch Juri mit besorgtem Ausdruck aus der Hütte:
    »Jetzt haben wir zwei Patienten, die unbedingt das Bett hüten müssen.«
    Santiago war seit einigen Tagen von einem Ekzem unterhalb der Gürtellinie gequält worden. Die Seeluft an Bord hatte sein Leiden anscheinend verstärkt; er war an mehreren Stellen wund und fürchtete, von der gefährlichen Tiña-Krankheit befallen zu sein. Er hatte sie auf den Kanarischen Inseln gesehen, auf die wir nun zusteuerten. Juri war besorgt, daß Santiago recht haben könnte; Tina war eine über große Teile Nordafrikas verbreitete und gefürchtete Krankheit.
    In der Nacht sahen wir Lichter von mehreren Schiffen, die in beiden Richtungen an uns vorbeifuhren - einige erschreckend nahe. Carlo kletterte nach oben und zurrte eine kleine Paraffinlampe an der schwankenden Mastspitze fest, weil eindeutig die Gefahr bestand, daß unser kleiner Heuschober gerammt würde. Die Nachtwache an Deck teilten sich Italien, Ägypten und Norwegen; Rußland hatte alle Hände voll damit zu tun, die USA und Mexiko zu pflegen, während wir es für vorteilhaft hielten, den Tischler aus dem Tschad ausschlafen zu lassen, damit er am nächsten Tag an die Aufgabe gehen konnte, die Steuerruder zu reparieren. Der Wind erschreckte uns mit verräterischen Stößen aus Nordwest und Westnordwest, und ich beobachtete fast die ganze Nacht einen Leuchtturm, der an Land blinkte, bis er endlich verschwand. In größter Dunkelheit wagte ich es nicht, der Versuchung nachzugeben und ein Nickerchen zu machen; denn solange der Navigator von Fieberwellen geschüttelt wurde, konnten wir den Abstand zum Land nur bestimmen, indem wir in der Dunkelheit nach Lichtern Ausschau hielten. Jedes neue Schiff vorn oder achtern verursachte Herzklopfen: War es Licht von der Küste, trieben wir auf Häuser zu, oder waren es nur andere Seefahrer? Erst wenn wir rote oder grüne Schiffslaternen sahen, beruhigten wir uns - besonders, wenn wir uns vergewissert hatten, daß sie zu weit vorbeifuhren, um eine Kollisionsgefahr zu bedeuten. Solange genügend Wasser um uns herum war, hatten wir keine ernsthaften Probleme.
    Als das Morgenrot im Osten aufzog und überhaupt kein Land zu sehen war, trat uns in der Morgenkälte ein lächelnder Juri in beinahe antarktischer Ausrüstung entgegen. Er ließ sich breit und gemächlich in der Hüttenöffnung nieder und stopfte seine Shagpfeife; wir anderen sechs krochen in die molligweichen Schlafsäcke und ließen die Papyrusbündel ihrer Wege ziehen. Ich war - kaum als einziger nach vierundzwanzig Stunden hektischer Betriebsamkeit - zum Umfallen müde; der Schlaf überfiel mich, ehe ich richtig Zeit hatte, mich mit der ganz persönlichen Eigenart und den unermüdlichen Versuchen der

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