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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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durchzuringen, dieses Geständnis nachzuholen (sie würden ihn teeren und federn, gut, aber danach würden sie sich Abel schnappen, ihn in einen tiefen Keller schleppen und foltern, bis er alles verriet) , als Evelyn anrief und ihm mit unfaßbarer Arglosigkeit erzählte, daß sie das Paßwort gefunden habe. In eine Hemdenmanschette gekritzelt! Es war nicht zu fassen.
    Er legte den Hörer nicht auf, drückte nur die Gabel und wählte Lutz’ Nummer, um zu fragen, ob der damit eventuell doch noch etwas anfangen könne.
    »Bist du verrückt?« schnappte der. »Selbstverständlich. Nur so komme ich doch an seinen verdammten Rudiment-Treiber heran!«
    »Aber wir haben doch die gesamte Software ausgetauscht?«
    »Alles übrige, ja. Aber ohne den Rudiment-Treiber läuft sie nicht, und den hat Abel geschrieben. Ich hab’s nicht geschafft, den nachzubauen. Jetzt mach schon, wie heißt das Paßwort?«
    »Großes K, o oder Null, Bindestrich ...«
    »Bindestrich!?« hörte er Lutz aufheulen. Dann waren ein paar Geräusche zu hören, die verdächtig nach einem Kopf klangen, der wieder und wieder auf die Tischplatte geschlagen wurde.
    »Lutz? Alles in Ordnung?«
    »Scheiße, Mann!« kam dessen keuchende Stimme. »Das darf nicht wahr sein. Bindestrich – daß ich Idiot daran nie gedacht habe! In den üblichen Systemen, UNIX oder so, dürfen Paßwörter immer nur aus Buchstaben und Ziffern bestehen. Alle Kombinationen davon habe ich durchgespielt, kannst du dir ja denken. Aber daß der Hund auf die Idee kommt, Sonderzeichen zuzulassen ...«

    Als Lutz anrief, saß Yves Lehmann über der Urlaubsplanung. Auf Anspruchsvolleres konnte er sich nicht konzentrieren. Das Radio lief von morgens bis abends, eine Nachrichtensendung nach der anderen verging mit belanglosen, alltäglichen Meldungen, nur die Nachricht, auf die sie warteten, blieb aus.
    »Hallo, Lutz. Auch noch unter den Leb –?«
    Sein Geschäftspartner, der seit dem 3. Juni das Computerlabor im Keller seines Hauses nicht verlassen hatte, unterbrach ihn mit einer Stimme, aus der helle Panik klang.»Yves! Ich komme! Wir müssen uns treffen, hörst du? Verlaß sofort das Büro. Steig in den Wagen und komm ...« Im Hintergrund dröhnte es. Lutz rief aus dem Auto an.
    »Wie? Was redest du da? Beruhige dich erst mal. Und erzähl der Reihe nach.«
    Kurzatmig schrie Lutz: »Wolfgang hat Abels Paßwort gefunden. Ko-airin , was immer das heißt. Ich hab jetzt geschlagene zehn Stunden lang ohne Pause die Teile unserer Steuersoftware analysiert, die noch von Abel stammen. Es ist unglaublich, Yves! Es gibt so etwas wie eine zweite Ebene unterhalb des Internets. Eine Art doppelten Boden. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll – es ist eine Art Programm, das innerhalb der Prozessoren läuft! Unglaublich gut versteckt. Und irgendwie sorgt dieses Programm dafür, daß die Kommunikation der ganzen Welt überwacht werden kann, und ich habe mit einem unfaßbar leistungsfähigen Rechnersystem Kontakt gehabt, das genau das tut – die ganze Welt überwachen! Jeden blöden Computer, jeden einzelnen verdammten Prozessorchip! Und weißt du, wozu? Um so etwas wie unser Signal verschwinden zu lassen! Irgend jemand unterdrückt seit mindestens dreißig Jahren planmäßig jede Messung, jedes Bit, einfach alles, was einen Hinweis auf außerirdisches Leben liefern könnte.«
    »Das ist doch Unsinn, Lutz«, sagte Yves.
    Ein halb irres Lachen antwortete ihm. »Und wir haben uns immer gefragt, warum die Prozessoren schneller und schneller werden und die Programme trotzdem so langsam laufen wie eh und je. Sie haben uns alle drangekriegt, Yves! Wer immer die sind, sie haben die Computerindustrie in einem Maß unterwandert, wie wir es uns kaum vorstellen können. Abel muß das damals entdeckt haben – und er hat gedacht, wir seien irgendwie dafür verantwortlich! Aber in Wirklichkeit war es sein Rudiment-Treiber, der mit diesem versteckten Programm interagiert ... und ich habe das nurfür eine Art Seiteneffekt des Prozessors gehalten ... Scheiße, Yves, ich glaube, es war keine gute Idee, dir das übers Handy zu sagen.«
    Im nächsten Augenblick war die Leitung tot.
    Yves Lehmann starrte den Hörer beunruhigt an. Während er auflegte, sah er, wie draußen vor der Zufahrt zum Firmenparkplatz ein schwarzer Wagen hielt und drei Männer in dunklen Anzügen ausstiegen.
    Fortsetzung folgt ...

20. Juni 2002
Bundespräsident Johannes Rau unterschreibt das umstrittene Zuwanderungsgesetz unter Vorbehalt. Er

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