Export A
Arbeitskleidung hingen, nahmen gut zwei Drittel des Wohnraums ein.
Zu der Zeit, als wir uns öfter trafen, hatte er die Geräte schon seit Monaten nicht mehr angerührt. Die Hantelscheiben waren mit einer dicken Staubschicht überzogen. Zwischen den Holzstäben der Sprossenwand klebten Spinnweben.
Von meinem Platz auf dem Sofa, das mich stark an unseres in der Centennial erinnerte, konnte ich an der kleinen Küchenzeile vorbei, über die verstaubten Fitnessgeräte hinweg bis zum großen Fenster sehen, durch welches die Lichter der Tankstelle blinkten. Die Leuchtreklame des »Copper King« war die einzig verlässliche Lichtquelle.
Anders als die stetig strahlenden Großbuchstaben auf dem Dach des Diners führten die Gegenstände im Trailerinneren ein Leben zwischen Erscheinen und Verschwinden.
Die Farben, die wie Kastenteufel aus der Flimmerkiste sprangen, erschufen nichtige Konturen und Oberflächen. Ein einziger Knopfdruck genügte, um sie verschwinden zu lassen. Das Verlöschen der Kiste bedeutete die Verbannung in ein düsteres, muffiges Schattenreich voller Stolperfallen.
Beim Öffnen des Kühlschranks bekam ich jedes Mal einen kleinen Schreck. Blendende Helligkeit stürzte heraus und ließ meine Pupillen schrumpfen, die sich zusammenzogen wie Seeanemonen. Schnell zugreifen, zuschlagen und zurück ins Dunkel gleiten …
Ich sehe mich betrunken im Badezimmer herumtasten, maulwurfsblind und mit vor Ekel kribbelnden Fingerspitzen. Sehe, wie ich mit dem Lichtschalter unnütze Klickgeräusche mache und feststelle, dass die verdammte Glühbirne durchgebrannt ist. Meine Hände rutschen haltsuchend über Waschbecken und Wand. Ich versuche, im Stehen zu pinkeln, wobei mir Stehen allein schon schwerfällt.
Ja, es war eine schwarze Zeit, eine finstere Phase. Das Licht der Vernunft vermummt.
Wenige Monate zuvor noch hätte es anders ausgesehen bei Tyler, um Tyler, in Tyler. Er wäre schlanker gewesen, hätte eingekauft, gekocht und wie besessen Sport getrieben. Vielleicht wären wir sogar zusammen zum Marshlake rausgefahren, um zu fischen …
Zu spät. Tyler trinkt.
Tyler trinkt, und ich trinke mit. Wir halten uns nicht davon ab, fühlen uns nicht füreinander verantwortlich. Warum auch. Das ist weder seine noch meine Aufgabe.
Manchmal ist er zu betrunken, zu weit über dem Wohlfühlpegel, um mich nach Hause zu fahren. Dann muss ich laufen. Bis zur Maple Street sind es fast sechs Kilometer. Die Fußmärsche bereiten mir weniger Unannehmlichkeiten als Tylers Flehen, doch bitte bei ihm zu bleiben. Er rechnet mit meiner Faulheit, fördert meine Trunkenheit und Trägheit und trinkt weiter, bis Fahren zur Unmöglichkeit wird. Trinken, hoffen, trinken. Sich ausmalen, was wäre, wenn ich bei ihm bliebe. Nur dieses eine Mal. Die Weigerung, mir ein Taxi zu bestellen, damit ich bleiben muss. Aber ich muss nicht. Und ich bleibe nicht. Nie.
Einen ausgeschlafenen Rausch später rumpelt ein alter Truck mit einem zerknirschten, sich tausendmal entschuldigenden Tyler in die Einfahrt. Ich mag sein Gesicht, wenn er sich schuldig fühlt, verzeihe ihm gern und leicht.
Er hat die feinen Züge seiner Mutter. Dunkles, sehr dunkles Haar wie flüssiges Bitumen. Eine schmale, leicht gebogene Nase. Helle, sanft geschwungene Lippen formen den schönen, fast weiblichen Mund, der sich so gerne auf die Flasche presst.
Die Details verblassen seit Jahren. Sie verschwimmen und verschwinden. Was mir geblieben ist, was ich im Gedächtnis behalten habe, sind seine Augen. Zwei vorsichtige Beobachter, offen im Zentrum, geschlitzt in den Winkeln. Ein Blick, der liest, was er betrachtet. Das Gegenüber wird zum Forschungsobjekt.
Besonders in der Anfangszeit waren mir diese Blicke unerträglich.
Tyler verfolgte die Bewegungen meiner Hände, prägte sich meine Mimik ein. Er spürte meinen Regungen nach, konnte meine Fährten lesen. Vom ersten Tag an heftete er sich an meine Fersen und linste in meine Wahrheiten.
Ich weiß noch, wie er mir von seinen Ausflügen nach Old Crow erzählt hat, wo er an den heiligen Zeremonien seines und Monas Stammes teilnahm. Er beschrieb mir die komplizierten Rituale und die Visionen, die er über die Wände der Schwitzhütte hatte geistern sehen. Eine seltsame Stille legte sich da über den Trailer. Wir schwiegen und schenkten uns nach.
Und dann war da noch Tylers schüchternes Lächeln, als er sagte, dass man einen Indianer nicht belügen könne.
Vielleicht stimmt das ja.
Tylers Blick schien stets mehr zu
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