Export A

gleiten Bernies Hände zurück in seine Jackentaschen. Er dreht sich um, schlängelt sich durch die Fluggäste und verschwindet.
    An den Flug von Whitehorse nach Vancouver habe ich keine Erinne rung. Von Vancouver selbst bekomme ich nichts zu sehen. Flughafen, Shuttlebus und das Holiday Inn, in dem ich meine letzte Nacht auf kanadischem Boden verbringe, sind nichts weiter als die geklonten Geschwister tausend anderer Flughäfen, Busse und Franchise Hotels. Aus Angst einzuschlafen, gehe ich im Zimmer auf und ab.
    Sie verfolgen mich. Bestimmt verfolgen sie mich. Sobald ich mich in Sicherheit wiege, werden sie zuschlagen ⁠…
    Ich warte auf das Poltern schwerer Polizeistiefel im Flur. Wenigstens werden sie mich nicht im Schlaf überraschen.
    Fernseher und Deckenlicht bestrahlen mein Zimmer bis in den Morgen. Blonde Amerikaner prosten mir mit ihren Kaffeetassen zu und begrüßen mich zum Frühstücksfernsehen. Mein rechter Daumen bringt sie zum Schweigen. Ich schultere meinen Rucksack und verschwinde.
    Mit zitternden Knien bewege ich mich auf die Passkontrolle zu.
    Der Flughafenangestellte wirft einen gelangweilten Blick in meine Papiere und winkt mich durch.
    Um 16.50 Uhr nehme ich in Reihe 37 Platz.
    Wir starten.
    Zum ersten Mal nach anderthalb Tagen wage ich es, meine Schuhe auszuziehen.
    Rückflug. Rückkehr. Heimkehr ⁠… flüstere ich vor mich hin.
    Zurück ⁠… Es gibt kein Zurück. Die Möglichkeit eines Zurück existiert genauso wenig wie die einer Flucht nach vorne. Es gibt kein Vorne. Die Zeit ist kein überschaubares Ding mit zwei Enden, kein Ticktack-Tier, das seine Nase in Zukünftiges steckt und mit dem Schwanz die Vergangenheit verwischt. Jetzt ist jetzt ist jetzt.
    Ich muss geschlafen haben.
    Die Crew bereitet sich auf die Landung vor, Anschnall-Signale leuchten auf. Das Flugzeug wühlt sich durch Wolkenschichten.
    Meine Ohren begleiten das Absinken mit lauten Knackgeräu schen.
    Ich schiebe die Jalousie hoch und kühle meine Stirn an der Scheibe. Eine dichte, wattige Nebelmasse verpackt den Flügel, will sein Metall vor Kratzern schützen.
    Dann bricht das Weiß auf.
    Unter mir sehe ich Deutschland.
    Es leuchtet grün.

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Playlist

    1. Bombtrack Rage against the Machine
    2. Bullet in the Head Rage against the Machine
    3. Killing in the Name Rage against the Machine
    4. Die Eier von Satan TOOL »Aenima«
    5. Million Miles Away The Offspring »Conspiracy of One«
    6. Elite Deftones »White Pony«
    7. Fuckin’Wit’D DMX »It’s dark and hell is hot«
    8. Bring Your Whole Crew DMX »Flesh of my flesh blood of my blood«
    9. Stairway to heaven Led Zeppelin »Led Zeppelin 4«

Impressum und Copyright
    Erste Auflage
    Verbrecher Verlag Berlin 2013
    www.verbrecherverlag.de

    © Verbrecher Verlag 2012
    Cover: Sarah Lamparter
    Lektorat: Jan Jenrich
    Satz und E-Book-Umsetzung: Christian Walter

    ISBN Print: 978-3-943167-03-0
    eISBN EPUB: 9783943167252
    eISBN Mobipocket: 9783943167368

    Der Verlag dankt Josefine Haubold und Kristina Wengorz.