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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Riesenschüssel mit Kohlehydraten und einer Olive obendrauf vertilgen.
    »Vielleicht will sie uns damit auch sagen, dass sie müde ist«, bemerkt Mum gähnend.
    Gut möglich, dass das Baby uns etwas sagen will. Vielleicht will es mit seinem verzweifelten Gebrüll zum Ausdruck bringen, dass ihm soeben bewusst wurde, in was für eine durchgeknallte Familie es hineingeboren wurde, und dass es schleunigst wieder weg will. Wer könnte ihm das zum Vorwurf machen?
    »Ah, Theglottsa, du kommst gerade zu die richtige Zeit«, ruft mein Vater, der mit der Nase vor dem neuen Fernseher klebt. Er klingt quietschvergnügt. Normalerweise flippt er bereits aus, wenn man nur mit einer Zeitschrift raschelt, während er vor der Glotze sitzt. Aphrodites Geschrei müsste ihn eigentlich fuchsteufelswild machen. Wahrscheinlich hängt seine gute Laune mit dem Glas Whisky in seiner Hand zusammen. »Diese Dorf heißt Neogorio , das bedeutet in Ubersetzung Neue Dorf aber in Wahrheit ist die älteste Dorf in Zypern«, erläutert er, als würde uns das brennend interessieren. »Sogar die älteste Dorf auf die Welt. Und viele Menschen glauben, Jesus ist geboren in diese Dorf. Es gibt sogar eine Beweis. Eine alte Stück Papier -«
    »Ich denke, es ist eine Kolik, Dad«, unterbricht Tony ihn.
    »Sei still, Andoni«, herrscht Dad meinen Bruder an, wobei er versucht, das Babygebrüll zu übertönen, das anscheinend immer lauter wird. »Ich sage euch, diese alte Stück Papier ist alt zweitausend Jahre. Ist eine Geburtsvertrag von Jesus. Seine Name steht darauf.«
    Hmm, ich frage mich, was wohl unter »Beruf des Vaters« eingetragen ist. Schöpfer des Universums?
    Ich muss raus aus diesem Irrenhaus, weg von meinem Vater, bevor er mir gleich erzählt, wie sich unser Familienstammbaum bis zu Gottes Sohn zurückverfolgen lässt. Und weg von dem Baby, bevor noch jemand auf die Idee kommt, mir diesen Schreihals in die Arme zu drücken, damit ich etwas damit mache. In diesem Moment klingelt das Telefon in der Diele, und Emily und ich stürzen beide los - offenbar hat Emily genau wie ich auf eine Gelegenheit gewartet, zu flüchten. Sie ist zwar schnell, aber ich bin ihr wieder einen Tick voraus und schnappe mir den Hörer.
    Es ist Sasha. »Du hast gesagt, dass du mich heute Abend anrufst«, beschwert sie sich direkt - ich kann förmlich hören, dass sie einen Schmollmund zieht.
    »Tut mir Leid«, erwidere ich. »Wir haben heute Abend Gäste. Es geht ziemlich turbulent zu.«
    »So hört es sich auch an. Wer schreit denn da wie am Spieß?«
    »Das Neugeborene von meiner Schwägerin.«
    »Oh, wie niedlich ... Egal, sag mal, was hast du mit deinen Videokassetten gemacht?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen -«
    »Ich habe meine zu Hause im Müll entsorgt, nachdem ich sie zuerst kaputtgeschlagen und die Bänder in winzige Schnipsel zerschnitten habe und sie anschließend ...«
    So sehr ich mit Sasha fühle, was ihren Part in diesem Albtraumszenario betrifft, muss ich mich dennoch kurz aus dem Gef spräch ausklinken. Ich bekomme nämlich Gesellschaft. Meine Eltern stehen nun in der Diele und helfen George und Maroulla in ihre Mäntel. Wahrscheinlich flüchten sie ebenfalls vor dem Babygeschrei. Wenigstens muss ich mich so nicht in irgendwelche Gespräche über Doktor D. verwickeln lassen. Oder wie auch immer er sich neuerdings nennt.
    »Wer ist das?«, fragt Maroulla mich. »Ist Dino?«
    Aaagghh!
    »Warum sollte Dino hier anrufen?«, fragt Emily mit verwirrtem Gesicht.
    »Dino hat gesagt ruft an heute Abend«, entgegnet Maroulla, als würde dies Emilys Frage beantworten. »Ist Dino?«
    »Nein, es ist für mich«, erwidere ich.
    »Was ist für dich?«, fragt Sasha.
    »Nichts, ich rede gerade mit - egal. Unsere Gäste wollen sich verabschieden. Kannst du kurz dranbleiben?«
    »Aber ich komme gerade zu dem, was ich dir eigentlich -«
    Ich nehme den Hörer vom Ohr weg, während meine Eltern ihre Gäste verabschieden. Immer dasselbe. Warum machen sie das? Wollen sie etwa wieder einen neuen Rekord aufstellen? Warum können sie sich nicht einfach mit wenigen Worten verabschieden? Zum Beispiel Auf Wiedersehen, das würde völlig genügen.
    Trotz des Lärms in der Diele kann ich Sashas Stimme aus dem Telefonhörer vernehmen, der in meinem Schoß liegt. Es klingt verzweifelt. Also nehme ich den Hörer wieder ans Ohr und frage: »Was ist?«
    »Das will ich dir ja die ganze Zeit sagen. Ich habe die Schnipsel von den Videobändern im Klo heruntergespült, und jetzt ist es

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