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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ziemlich schnell. Wenn du dich nach dem Beratungsgespräch morgen für den Eingriff entscheidest, kannst du schon am darauf folgenden Tag einen Termin bekommen.«
    »Aber ich kann nicht in die Klinik«, entgegnet Emily mit vor Panik schriller Stimme. »Wie soll ich das Mum und Dad erklären?«
    »Du darfst noch am selben Tag wieder nach Hause. Ich gebe dir für die Zeit ein Alibi. Ich sage einfach, dass du im Zone ein Schnupperpraktikum machst oder so.«
    Wir verstummen, weil wir Schritte auf der Treppe vernehmen. »Was ihr macht da oben? Kommt herunter und schaut an die Baby von eure Bruder«, brüllt Dad.
    »Wir kommen gleich«, rufe ich zurück. Dann sage ich zu Emily: »Glaubst du, du kannst denen unter die Augen treten?«
    »Weiß nicht. Ich fühle mich nicht besonders. Liegt wahrscheinlich an dieser Morgenübelkeit. Du hast doch Mum und Dad nichts gesagt, oder?«, fragt sie, erneut panisch.
    »Natürlich nicht.«
    »Sollte das jemals herauskommen, musst du ihnen sagen, dass das deine Schuld war, ja?«
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, was?«
    »Aber es ist deine Schuld«, erwidert sie schmollend.
    »Wie zum Geier kommst du denn darauf?«, frage ich entgeistert und rücke ein Stück von ihr weg.
    »Na, das ist doch offensichtlich. Hättest du als große Schwester nicht auf ganzer Linie versagt, würde ich jetzt nicht in der Klemme stecken. Sind große Schwestern nicht dazu da, um auf ihre jüngeren Geschwister aufzupassen?«, sagt sie in einem Ton, als hätte mir diese Logik schon vor Stunden aufgehen sollen. »Außerdem ist die Idee mit der Abtreibung ganz allein auf deinem Mist gewachsen. Du hast mich dazu verleitet.«
    »Das ist der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe«, stoße ich gepresst hervor, wobei ich mich bemühe, nicht lauter zu werden. »Schließlich habe nicht ich dich geschwängert, oder? Ich versuche lediglich dir zu helfen. Aber wenn du lieber nach unten gehen und Mum und Dad mitteilen möchtest, dass sie in knapp neun Monaten zum dritten Mal Großeltern werden, dann tu dir keinen Zwang an.«
    Wir zucken zusammen, als die Tür plötzlich geöffnet wird und Dad seinen Kopf hereinsteckt.
    »Warum ihr sitzt hier und flüstert? Ihr habt eine Geheimnis?« Das ist nur halb scherzhaft gemeint, da er dabei prüfend den Blick durch mein Zimmer schweifen lässt. Ich rutsche langsam nach hinten, bis ich auf dem Kissen sitze. Würden wir »Heiß oder kalt« spielen, würde ich mir jetzt den Hintern verbrennen.
    »Wir wollten gerade herunterkommen, Dad«, entgegnet Emily und schenkt ihm das Lächeln einer englischen Rose.
    »Ihr müsst kommen sofort«, sagt er daraufhin mit deutlich weicherer Stimme. »Gleich beginnt in CYBC eine tolle Film. Ist eine Film über die Dorf, aus die meine Vater kommt.«
    Mit diesen Worten verschwindet er wieder. Unglaublich. Das Neugeborene, auf das Dad sich so lange gefreut hat, zieht, kaum ist es da, gegenüber dem Fernsehprogramm den Kürzeren. Nun, das wird dem Baby eine Lehre sein, mit dem falschen Geschlecht zur Welt zu kommen.
    »Was versteckst du unter dem Kissen?«, fragt Emily mit schmalen Augen.
    »Das geht dich nichts an.«
    Gleich darauf schnellt Emilys Hand vor und versucht, sich unter meinem Hintern durchzuzwängen. Emily ist zwar schnell, aber ich bin schneller. Ich packe ihre Hand und biege sie nach hinten.
    »Aaaaah«, schreit sie vor Schmerz auf. »Du könntest dem Baby schaden, weißt du.«
    »Tut mir Leid«, sage ich, und es ist aufrichtig gemeint.
    Oh Gott, wie oft habe ich mich heute eigentlich schon entschuldigt?
    Kurz darauf begeben Emily und ich uns ins Wohnzimmer, mit Unschuldsmienen, als hätten wir in der vergangenen Viertelstunde nichts weiter als Schminktipps ausgetauscht. Alle - mit Ausnahme von Dad und George natürlich - drängen sich um das Baby. Jeder gurrt und schnalzt der Kleinen zu, allerdings ohne Erfolg, denn das Gesicht der kleinen Aphrodite ist hochrot verfärbt, und sie brüllt sich die Seele aus dem Leib.
    »Sie hat bestimmt eine Kolik«, sagt Soulla matt. »Früher, als Georgina noch ganz klein war, hat sie auch immer so geschrien -« (Früher?) »- Ich bin sicher, das ist eine Kolik.«
    »Ich glaube die Baby hat Hunger«, bemerkt Maroulla. »Ist sehr mager. Du musst füttern mehr.«
    Der griechische Mutterinstinkt, sein Kind zu mästen, erwacht recht früh. Wäre Maroulla für die zwei Tage alte Aphrodite verantwortlich, wäre die Kleine jetzt schon von der Muttermilch entwöhnt und würde stattdessen eine

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