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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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eigentlich bin ich aus einem anderen Grund hier. Aber wenn ich schon mal da bin, kann ich sie natürlich mitnehmen.«
    Schweigend starren wir uns an. Jamies Gesicht bleibt ausdruckslos, sodass nicht zu erahnen ist, was gerade in ihm vorgeht. Ich frage mich, ob mir ebenfalls ein Pokergesicht gelingt, um mein Nervenflattern zu verbergen.
    »Dann ist das also nur ein Privatbesuch?«, fragt Jamie schließlich.
    »Nein, auch nicht ... Eigentlich wollte ich mit Ihnen sprechen ... Falls Sie kurz Zeit für mich haben.«
    »Ich habe es befürchtet«, bemerkt er zähneknirschend. Während er mich anstarrt, hoffe ich, dass er seine Bemerkung wenigstens ein klein wenig bereut, weil ich so umwerfend aussehe. Für die neue Frisur habe ich achtzig Pfund hingeblättert, für die kosmetische Behandlung vierzig und siebzig für das Oberteil von DKNY - alles Investitionen in der Absicht, mir damit den notwendigen Mut zu verschaffen, den ich dringend benötige.
    Aber Jamie und Reue? Niemals, was er prompt beweist, indem er sagt: »Zwischen uns gibt es nichts mehr zu bereden. Ich habe jetzt Mittagspause. Rebecca kann Ihnen Ihre Papiere auch per Post -«
    »Die Papiere sind mir scheißegal«, zwinge ich mich zu sagen, weil ich mir geschworen habe, mich nicht von Jamie einschüchtern zu lassen. Um meinen Standpunkt zu verdeutlichen, schüttle ich kurz meine Mähne, so wie man das macht, wenn man beim Friseur ein kleines Vermögen dafür ausgegeben hat. »Ich muss mit Ihnen sprechen, Jamie. Es ist wirklich wichtig ... Ich bitte Sie.«
    Jamie starrt mich weiter an. In seinem Blick liegt pure Verachtung, und ich bekomme ein flaues Gefühl im Magen. Dann sagt er in kurz angebundenem Ton: »Also gut, gehen wir in mein Büro. Ich gebe Ihnen genau sechzig Sekunden.«
    »Was soll das ganze Getue?«, herrscht Jamie mich an, während er die Tür hinter uns schließt. »Haben Sie vielleicht noch weitere Privatpornos, die Sie verhökern wollen? Was haben Sie vor? Versuchen Sie es nun mit Erpressung?«
    Ich habe mir zwar fest vorgenommen, mich keinesfalls einschüchtern zu lassen, aber so, wie ich mich momentan fühle, wäre es besser, auf der Stelle zu gehen.
    »Ich habe Ihnen vertraut, Charlie«, wettert Jamie weiter. »Und Sie hatten meine volle Sympathie. Haben Sie eine Ahnung, wie sehr Sie mich damit getroffen haben?«
    Oh Mann, jetzt übertreibt er aber ein wenig, oder? Insbesondere mit diesem theatralischen Griff an sein Herz. (Nimm dir ein Beispiel an Jamie, Dad. Er weiß wenigstens, auf welcher Seite das Herz ist.)
    »Wie konnten Sie mir das nur antun?«, schimpft Jamie weiter. »Mich der Presse auszuliefern!«
    Seine Verbitterung ist richtig zu spüren, und er sieht mich an, als würde er mich am liebsten auf der Stelle rausschmeißen, notfalls unter Anwendung von körperlicher Gewalt. Genau sechzig Sekunden, hat er gesagt - besser, ich lege los. Ich hole so tief Luft wie nie zuvor in meinem Leben (wahrscheinlich weil ich unbewusst davon ausgehe, dass dies einer meiner letzten Atemzüge ist) und fange an. »Erstens, Jamie, haben Sie überhaupt keinen Grund, sich aufzuregen, denn wer auch immer die Kassette an die Sun verkauft hat, hat Ihnen damit saftigen Profit beschert -« (Ein stichhaltiges Argument. Jamie mag es zwar genauso zuwider sein wie jedem anderen, hintergangen zu werden, aber Geld hat bei ihm stets oberste Priorität - er würde sich sogar bereitwillig ein Messer in den Rücken rammen lassen, wenn er dafür einen sechsstelligen Betrag erhalten würde.) »- und zweitens -«
    Ich werde bei »zweitens« unterbrochen, weil in diesem Moment die Tür von Jamies Büro aufgestoßen wird. Daniel und Sasha stolpern herein und bemerken vor lauter Kichern unsere Anwesenheit erst, als sie bereits mitten im Raum stehen.
    »Jamie!«, stammelt Sasha erschrocken. »Ich dachte, Sie sind zu Mittag.«
    »Charlie!«, stößt Daniel gleichzeitig aus. »Deine Haare ... Sieht stark aus.«
    Also doch stockschwul. Hier im Raum knistert die Atmosphäre förmlich vor Feindseligkeit, und Daniel fällt als Erstes meine neue Frisur auf. Gleich nach seinem Kompliment nimmt sein Gesicht einen ängstlichen Ausdruck an. Wahrscheinlich denkt er gerade an die Trillerpfeife, die ich ihm bei unserem letzten Telefonat vorgeführt habe.
    »Was haben Sie beide hier verloren?«, brüllt Jamie. »Wird mein Büro etwa regelmäßig zu einer Spielwiese umfunktioniert, sobald ich das Haus verlasse?«
    Ich beobachte, wie Daniel und Sasha verlegen von einem Bein auf das andere

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