Extra scha(r)f
verklagen diese griechische Pack bis auf seine letzte Penny.«
»Prima Idee. Damit die Wahrheit vor Gericht kommt.«
»Esakt. Du hast verstanden genau. Die Wahrheit. Dafür die englische Richter sind da.«
»Lass mich das mal kurz klarstellen. Du hast also kein Problem damit, dass die ganze Welt erfährt, dass die Georgious deine beiden Töchter überrascht haben, als sie sich gerade gegenseitig an die Gurgel sprangen und dabei die halbe Wohnzimmereinrichtung demolierten, nur weil die Jüngere der beiden kurz zuvor erfahren hatte, dass ihr positiver Schwangerschaftstest in Wahrheit negativ war?«
»Was du redest? Das nicht ist die Wahrheit. Das war nur eine kleine Streit wegen nichts. Die Georgious machen eine Elefant aus eine Mücke«, entgegnet der Mann, der nicht Geschichte studieren muss, um sie neu zu schreiben. »Ich bringe um. Und ich verbiete du redest mit die Georgious, sonst du musst umbringen sie alle.«
»Himmel, streitet ihr euch etwa immer noch wegen den blöden Georgious?«, sagt Mum, die in diesem Moment mit einem Vorrat an Salzgebäck das Wohnzimmer betritt. »Langsam muss es doch mal gut sein.«
»Wo ist Emily?«, fragt Dad, der mit einem Mal tatsächlich das Thema »die Georgious« ruhen lässt. »Du hast gesehen wie spät ist?«
»Ich habe dir doch gesagt, Jimmy, Emily ist bei Alicia, um mit ihr zusammen Hausaufgaben zu machen«, entgegnet Mum.
»Ich bin froh Emily ist eine fleißige Schülerin. Sie ist auf die Weg von Verbesserung. Ist sehr gut, nicht?«
Fleißige Schülerin, dass ich nicht lache - außer man betrachtet Anatomie mit Mehmet als Unterricht. Jawohl, Emily trifft sich nach wie vor heimlich mit Mehmet, womit sie nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, sondern auch das der gesamten zyprischen, griechischen und türkischen Bevölkerung Ich kann nur beten, dass Emily den Wink mit der Zehnerpackung kapiert hat, die die Kondomfee unter ihr Kopfkissen gelegt hat. Jawohl, ich benehme mich jetzt regelmäßig wie eine nette große Schwester, obwohl ich von Emily dafür noch kein einziges Dankeschön erhalten habe.
»Ja, das ist gut, Dad«, erwidere ich. Ich will ihm seine Illusion nicht rauben. Gut, meine Schwester hat sich zwar mit einem Türken eingelassen, aber ich muss mir erst mal an die eigene Nase fassen. Momentan habe ich zwar das ausgefüllte und abwechslungsreiche Sexualleben einer Nonne, aber vor nicht allzu langer Zeit trieb ich es noch mit einem Wildfremden auf einer Behindertentoilette - bei der Erinnerung daran bricht mir immer noch der Schweiß aus, und das ist nicht auf sexuelle Erregung zurückzuführen.
»Jimmy, rasch!«, kreischt Mum unvermittelt. »Hast du auf die Uhr gesehen? Schalt um. Die Sendung auf Channel Four fängt jetzt an.«
Scheiße! Ich hatte gehofft, sie würde es vergessen.
Während Dad die Fernbedienung auf das nagelneue Breitbildgerät richtet (wieder ein Sony, aus purem Trotz gegenüber den Georgious), stehe ich auf und gehe leise Richtung Wohnzimmertür.
»Willst du dir das nicht ansehen, Charlie?«, fragt Mum.
»Liebend gern, aber ich muss mir zuerst diesen Curry-Gestank aus den Haaren waschen.«
»Ich nehme es für dich auf, okay?«
»Ja, tu das«, erwidere ich und schließe die Tür hinter mir.
»Komm schnell, Charlotte. Du bist im Fernsehen!«, brüllt Mum von unten aus dem Wohnzimmer. »Meine Güte, dein Rock ist aber ganz schön gewagt.«
Ich rolle mich in meinem Bett zusammen. Ich nehme mein Kissen, lege es über meinen Kopf und drücke es dann gegen meine Ohren.
»Himmel, dieser Menschenauflauf... Ich dachte, Charlotte ist die Studiomanagerin ... Was ist da los? ... Warum starren die alle zu den Fernsehern hoch? ... Ich dachte, man geht dorthin, um Sport zu treiben ...«
Seit einer halben Stunde sind Mums gebrüllte Kommentare nicht zu überhören. Ich brauche mir die Sendung gar nicht anzuschauen, da ich trotz des Kissens über meinem Kopf nachvollziehen kann, was gerade passiert.
»... Schnell, beeil dich, Charlotte, jetzt ist dein Vater im Bild «, brüllt Mum weiter. »Ah, sehen diese Ananas nicht köstlich aus?«
Ich schnappe mir den Walkman auf meinem Nachttisch. Ich setze den Kopfhörer auf, drücke auf Play und drehe die Lautstärke so weit auf, dass meine Ohren schmerzen.
Blinzelnd starre ich in der Dunkelheit auf die roten Digitalziffern meines Radioweckers 4:13.
Ich kann nicht wieder einschlafen. Wie auch, wenn ich weiß, dass die Aufzeichnung unten im Wohnzimmer auf mich wartet?
Als würde ich sie mir
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