Extra scha(r)f
degradieren, oder? Unsere Doppelführung hätte sich auf die Dauer als problematisch erweisen können, wäre dies nicht ohnehin Daniels letzte Woche bei uns. Er hat nämlich Großes vor. Und er hat tatsächlich das Zeug zum Fernsehmoderator. Nach seinem heißen Flirt mit den Kameras von Channel Four rissen sich die Produzenten um ihn. Na schön, nur ein einziger rief an, von ITV. In ein paar Wochen wird Daniel zum ersten Mal eine Kindersendung im Samstagvormittagsprogramm comoderieren. Ausgerechnet Daniel als Kindermoderator. Wenigstens hat er versprochen, die Kameramänner nicht ständig zu befummeln, insbesondere nicht vor den Kindern.
Ich bin sehr traurig darüber, aber wenigstens hinterlässt er uns etwas: Carlton, Curtis und Rod. Es handelt sich um die drei neuen Teamkräfte, die Daniel eingestellt hat. Sie sind alle großartig, und sie sind alle stockschwul. Sie streiten sich jetzt schon wegen der Besenkammer im siebten Stock. Ich muss mir ein Rotationssystem für sie ausdenken. Trotzdem, es sind wirklich prima Jungs, und es ist ein bisschen so, als hätte ich Daniel in Dolby Surround um mich herum.
Daniel ist nicht der Einzige, der Karriere macht. Jamie befindet sich gerade in Kalifornien, wo das LA Zone entstehen soll, Blaizes neue Single hält schon seit vier Wochen Platz Eins der Charts, und Sasha ist in wärmere Gefilde gezogen. Im Moment müsste sie sich irgendwo zwischen Lanzarote und Teneriffa aufhalten.
Sasha hat nämlich auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert.
Jetzt kann sie, während die Federboa auf ihrem Kopf an der Decke schleift, an die glücklichen Zeiten zurückdenken, als sie immerhin zwei Interessenten in ihrem Aerobic-Kurs hatte. Das alles habe ich erfahren, als ich bei Sasha anrief, nachdem mein Bekannter bei David Lloyd mir erzählt hatte, dass dort Personal gesucht wird, und ich dachte, Sasha hätte vielleicht Interesse. Daniel konnte nicht fassen, dass ich ihr helfen wollte - wäre es nach ihm gegangen, hätte er Sasha in sämtlichen Londoner Studios auf die Schwarze Liste setzen lassen. Aber mich beschäftigte nach wie vor Sashas heftige Verbitterung mir gegenüber, und wahrscheinlich wollte ich ihr beweisen, dass meine Absichten immer nur gut gewesen waren. Aber ich kam zu spät. Ihre Mitbewohnerin erklärte mir am Telefon, dass Sasha bereits in See gestochen war. Ich rechne nicht damit, eine Postkarte von ihr zu bekommen.
Seltsamerweise vermisse ich Sasha. Jedenfalls die Sasha, bevor dieser Wahnsinn mit Karl/Ben anfing. Was dieses üble Schwein betrifft, er ist spurlos verschwunden. Genau wie die beiden Videokassetten von mir. Nein, ich habe sie nicht verloren, sondern nur in Sicherheit gebracht - mithilfe einer Schere und eines Hammers, von Feuerzeugbenzin und Streichhölzern.
Es ist großartig, wieder in The Zone zu arbeiten. Ich liebe meinen Job, und ich werde ihn noch mehr lieben, wenn das Zone in LA eröffnet und Jamie die meiste Zeit drüben sein wird, sodass ich hier die alleinige Verantwortung habe. Obwohl, so wie ich Jamie kenne, lässt er überall Überwachungskameras anbringen, die über Satellit mit den Staaten verbunden sind, damit er mich im Auge behalten kann. Was solPs, ich freue mich einfach, wieder hier zu sein.
In diesem Augenblick piept mein Handy, und ich hole es hervor. Eine SMS:
STEHT UNSER DATE HEUTE ABEND NOCH?
»Kannst du nachher für mich übernehmen?«, frage ich Daniel. »Ich muss heute nämlich eine halbe Stunde früher gehen.«
»Du wirst dich doch nicht mit ihm treffen, oder?«
»Mir bleibt nichts anderes übrig«, sage ich, weil ich bereits zugesagt habe.
»Papperlapapp. Du spielst ein gefährliches Spiel, meine Liebe. Du weißt doch, wer mit dem Feuer spielt, verbrennt sich meistens mehr als nur die Finger.«
»Ja, ja, du Klugscheißer. Also, sollte mein Vater oder meine Mutter hier anrufen, dann sage ihnen, dass ich Rebecca gerade in die Tabellenkalkulation einarbeite.«
»Verstehe, in die Tabellenkalkulation. Dein Spezialgebiet. Mal ganz ehrlich, warum sagst du es ihnen nicht einfach? Er ist doch der perfekte Kandidat und außerdem sicher keiner, der dich heimlich filmt, wenn du ihm einen bläst ... Hoffe ich zumindest.«
»Daniel, du verstehst meinen Vater nicht. Ich verstehe ihn ja selbst nicht, und ich kenne ihn bereits seit einem Vierteljahrhundert.«
»Aber es ist doch noch gar nicht so lange her, da wollte er dich mit ihm verkuppeln!«
Jawohl, ich bin mit Dino/Dean/Doktor D. verabredet - offenbar habe ich eine Schwäche für
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