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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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sämtliche Einrichtungen im Haus gratis nutzen. Jamie hält das für ein gutes Geschäft - keine negativen Schlagzeilen, keine saftige Geldstrafe, kein noch saftigeres Schmerzensgeld an Lydia, falls sie den Prozess gewonnen hätte (wovon man ausgehen kann). Zudem verspricht sich Jamie davon einen ständigen Nachschub an Popstars, die sich im Zone praktisch die Klinke in die Hand geben. Als er seine Unterschritt unter die Vereinbarung setzte, ahnte er nicht, was für eine Sorte Künstler Lydia vertritt.
    Neulich schwärmte Lydia mir von ihrer Girlgroup am Telefon vor (als wäre ich Musikchefredakteurin von CBS): »Weißt du, die Mädchen kommen noch ganz groß raus. Glaub mir, mollige Schwarze werden bald der letzte Schrei sein.«
    Daniel und ich haben bereits Fotos von Lydias Girlgroup gesehen, aber trotzdem sind wir auf das, was uns in Realität erwartet, nicht vorbereitet. Sie rücken gerade an, in Fleisch und Blut. Sie marschieren die Portaltreppe hoch, quetschen sich durch den Eingang und stampfen auf den Empfang zu. Eine Runde Sache, so der Bandname. Es handelt sich um ein Trio, aus dem Lydia die Spiee Girls des einundzwanzigsten Jahrhunderts machen will. Daniel hat den dreien bereits treffende Namen verpasst: Fett Spiee, Noch Fetter Spiee und Oberschwabbel Spiee. Es lässt sich nicht bestreiten, die drei sind wirklich dick, aber trotzdem habe ich Daniel einen Tritt verpasst, als er das sagte. Schließlich sieht meine gesamte Verwandtschaft väterlicherseits genauso aus. Gut, ich schlage zum Glück nach meiner Mutter, was die Figur betrifft, aber so etwas kann sich schnell ändern. In einigen Jahren könnte ich genauso in die Breite gehen, wenn aus mir auch nie eine mollige Schwarze werden wird.
    Jetzt erreichen sie die Empfangstheke, und die dicke Jacqueline (wer hätte geahnt, dass sie zu dem Trio gehört - dabei ist sie nur Fett Spiee) beugt sich darüber, um Daniel einen feuchten Schmatz auf die Wange zu geben. Den hat er verdient. Schließlich ist Daniel derjenige, der schon vor Wochen Jacquelines MTV-Potenzial erkannt hat, als er ihr die Platin-Mitgliedschaft andrehte.
    »Gut«, sagt Lydia und klatscht gebieterisch mit den Händen, »dann wollen wir mal. Daniel, wann kommen die Reporter von der Sun?«
    »In ungefähr einer halben Stunde«, antwortet er und wischt sich verstohlen Jacquelines Spucke und Lippenstift von der Wange.
    Ach ja, das hatte ich glatt vergessen, der Anruf der Sun-Reporterin an dem Tag, als Jamie mich rauswarf... Also Daniel hat mich tatsächlich nicht angelogen. Die geheimnisvolle Studioreservierung war nämlich für dieses ... äh ... starke Trio. Der Termin wurde nur so weit nach hinten geschoben, weil eine der drei (Noch Fetter Spiee, glaube ich) heimlich die Atkins-Diät gemacht hatte und es ein paar Wochen dauerte, um sie wieder außer Form zu bringen.
    Ich wende mich Rebecca zu, die in diesem Moment mit unserem Kaffee zurückkehrt, und sage: »Becks, würdest du den Damen bitte ihr Studio zeigen?«
    »Studio 2, nicht?«, erwidert sie, während sie die Tassen abstellt, ohne einen Tropfen zu verschütten, und mich dann voller Stolz anstrahlt.
    Während Rebecca die Runde Sache zu ihrem Studio führt, dreht Daniel sich zu mir um und sagt: »Wie hast du das gemacht, dass Rebecca sich das richtige Studio gemerkt hat?«
    »Ganz einfach«, entgegne ich. »Sie musste einen Spruch auswendig lernen. Lydia, der Hai, kommt in Studio 2.«
    Eine weitere Veränderung, die man hier beobachten kann: Rebecca. Ich halte mich an mein selbst gegebenes Versprechen, mich mehr zu bemühen, Rebecca einzuarbeiten. Und das mit Erfolg. Einfache Reime können sich sogar schon Kinder merken, nicht wahr? Ein guter Lehrer weiß das. Ich wette, selbst Einstein musste früher die Schulbank drücken und den Spruch aufsagen: Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich. Gut, ich erwarte von Rebecca zwar keine Wunder, aber ich werde nicht ruhen, bis sie die beste Fitnessexpertin auf dem ganzen verdammten Planeten ist.
    Daniel und ich beobachten, wie sich die Fahrstuhltür hinter der Runden Sache schließt, und ich sage: »Gott sei Dank ist Jamie in LA. Das würde ich sonst nicht überleben.«
    »Hast du ihm etwa nichts davon gesagt?«, fragt Daniel bestürzt.
    »Ich dachte, das wolltest du tun.«
    »Du bist doch die verdammte Studiomanagerin.«
    »Nein, du bist der verdammte Studiomanager.«
    Es ist nämlich so, dass wir beide Studiomanager sind. Als Jamie mich wieder einstellte, konnte er Daniel wohl schlecht wieder

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