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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Gesamteindruck im The Zone versauen. Ich weiß, ich weiß, im Grunde sollte man Menschen mit Gewichtsproblemen zu ihrem Entschluss, sich in Form zu bringen, gratulieren, wir müssten sie mit (weit) offenen Armen empfangen. Aber Jamie wünscht, dass diese Menschen sich an einem möglichst weit entfernten Ort ihr Gewicht abstrampeln, bevor sie wiederkommen dürfen. The Zone ist dazu da, die Durchtrainierten noch durchtrainierter zu machen. Alle anderen sind unerwünscht. Um ganz ehrlich zu sein, Jamie ist ein Körperfanatiker. Das hat er erst gestern wieder bewiesen, als er ein Schielen zum Kündigungsgrund erhob. Jamie verlangt körperliche Perfektion.
    Nelly und die weibliche Antwort auf Notorious B. I. G. nähern sich dem Anmeldebereich, er auf langen, sportlichen Beinen, sie wie ein wandelnder Wackelpudding. Daniel und ich setzen unser bestes Willkommen-im-Zone-Lächeln auf. In Wirklichkeit denke ich, Ich wette, ich bekomme die Dicke , während Daniel wahrscheinlich denkt, Ich wette, Charlie bekommt die Dicke, weil es immer so läuft.
    Daniel und ich fingen am selben Tag hier an. An unserem dritten oder vierten Tag, als gerade das Telefon klingelte, trat Sting durch die Tür. Ich kümmerte mich um das Telefon - es war ein Vertreter, der mir supersaugfähiges Klopapier andrehen wollte -, während Daniel sich um Sting kümmerte und ihn zu seinem Proberaum führte. Gut, im Zone sieht man zwar ständig prominente Gesichter, aber das war mein erster Promi, und ich wollte ihn ausgiebig anstarren. (Heute starre ich übrigens nicht mehr. Stattdessen habe ich gelernt, mir nichts anmerken zu lassen. Es kann schließlich keiner meine Gedanken lesen, nicht?)
    Trotzdem bekommt Daniel immer die Knaller.
    Aber dieses Mal nicht.
    Dieses Mal habe ich das Sagen.
    »Kümmere du dich um sie, ich kümmere mich um ihn«, raune ich ihm zu, während sie auf mich zusteuert.
    Oh ja, ich habe das Sagen.
    Ohne mir etwas anmerken zu lassen, mustere ich neidisch Daniel aus dem Augenwinkel. Nelly lauscht gebannt, während Daniel ihm die verschiedenen Möglichkeiten einer Mitgliedschaft erklärt, die sofort (ja, sofort!) zu erwerben ist, ohne Ermäßigung und (der Wahnsinn!) ohne sonstige Vergünstigungen (außer Nelly kann Daniel verwöhnen und/oder eine Mitgliedskarte der Künstlergewerkschaft vorzeigen).
    Währenddessen kümmere ich mich um die Schwergewichtige. Sie lässt mich nicht zu Wort kommen, was vermutlich besser so ist, denn wie soll ich ihr erklären, ohne sie zu beleidigen, dass mein Chef eher ein Date mit Miss World und ihrer Zwillingsschwester, Miss Jungunternehmerin des Jahres, absagen würde, statt mir zu erlauben, ihr die Mitgliedschaft anzubieten? Darin habe ich kein Seminar belegt. Dieser verfluchte Jamie. Diese verfluchte Lydia. Die beiden haben sich diese stillschweigende Vereinbarung ausgedacht, und ich darf die ganze Sache jetzt ausbaden. Wie soll man das einem Kunden erklären? Schließlich wird nie ein Wort darüber verloren. Daniel und mir war bisher verboten, in die Nähe von Kunden zu kommen, die Kleidergröße 40 und größer tragen. Um diese »schwierigen Fälle« hat sich stets Lydia gekümmert. Im Moment wünsche ich mir, sie wäre hier. Aber nur so lange, bis das Problem gelöst ist.
    Jacqueline - »Bitte, Darling, Jacqueline und nicht Jackie« - redet ohne Unterlass mit lauter Stimme, hauptsächlich über ihr Gewicht, sodass mir unweigerlich der Gedanke kommt, wenn sie in irgendeiner anonymen Selbsthilfegruppe ist, ist es mit der Anonymität der anderen vorbei.
    »... kein Fett, wenig Proteine, hauptsächlich Kohlehydrate. Und Kiwi«, erläutert sie. »In vier Monaten habe ich fünfundzwanzig Kilo abgenommen.«
    Was ihre laute Stimme erklärt. Sie ist stolz. Das kann sie auch sein. Fünfundzwanzig Kilo. Damit kann man durchaus angeben. Dennoch ist sie weit davon entfernt, von uns einen Mitgliedsausweis zu bekommen.
    Jetzt weiß ich, warum ich mich so unwohl in meiner Haut fühle. Nicht wegen der bedenklichen Geschäftsordnung und auch nicht, weil ich etwas gegen Dicke hätte. Warum sollte ich? Schließlich gehören gemütliche Dicke zu meinem Leben. Jedenfalls zu meinem Privatleben - die Familie meines Vaters verfügt über kein Schlankheitsgen. The Zone ist jedoch der Ort für die absolut Durchtrainierten, und Jacqueline ist hier völlig fehl am Platz. Meine beiden Welten kollidieren - als hätte Jacqueline sich heimlich an mich drangehängt, als ich heute Morgen meine interplanetarische Reise mit der U-Bahn

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