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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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seinen Rechner zu mir rum, genau so, wie er es schon seit zwanzig Jahren macht, wenn er etwas Tolles in seinem Computer entdeckt zu haben glaubt. Vom Fenster aus ist nur Rauschen zu erkennen. Ich taste mich zum Bett vor. Dschungel lichtet sich, Buchstaben, Zahlen und invertierte Herzen treten hervor. Nicks Zeigefinger wandert auf eine Zeile im oberen Drittel des Bildschirms. Erst als er sicher ist, dass meine Augen gefolgt sind, nimmt er ihn wieder weg. Der Blick auf die Zeile ist frei: IRVING, CHARLES_DR , 4004111571

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    »Und jetzt?«
    Ich setze das Beck's an. Der zweite, nicht vom Reisekostenbudget gedeckte Griff in die Minibar innerhalb von vierundzwanzig Stunden - unsere Dienstreise gerät aus den Fugen.
    »Jetzt wissen wir, wem die Kiste gehört«, Nick presst die Lippen zu diesem Tja-Ausdruck zusammen, »oder mal gehört hat. Mehr aber auch nicht.«
    Wir stehen nebeneinander am Fenster und starren ins Nichts. Wenn man sich den Kopf verrenkt, kann man die haushohen Plakatwände drüben am Elektronikmarkt erkennen. Irgendein toller neuer Prozessor wird angepriesen. DIE ULTIMATIVE GAME-MACHINE. Was auch immer. Als Nick damals davon sprach, dass Irving eine »Legende« sei, klang das erst mal nach seinem üblichen Bullshit, denn für ihn ist so ziemlich jeder eine Legende. Er hat eine ganz eigene, völlig verquere Definition von Startum: Je obskurer eine Person ist und je unsichtbarer ihr Beitrag zur Nerdgeschichte war, desto besser findet er sie. Da kann es ihm gar nicht »granular« genug sein, wie er sagt. Klingt immer ein bisschen nach Katzenstreu. Ihm reicht es halt nicht, zu wissen, welcher Schauspieler in »Star Wars« unter der Maske von Greedo steckte, bevor Han Solo als Erster zog und ihn wegpustete. Nein, er huldigt dem Schauspieler, der in Episode IV Jabba the Hutt spielte und rausgeschnitten wurde! Der Typ war niemals auf der Leinwand zu sehen! Das einzige, was er vom Lucas-Universum gesehen hat, war der Papierkorb im Schneideraum. Und trotzdem ist er ein Star, ach was, ein Kultstar, der es verdient hat, dass man den Mädchennamen seiner Mutter kennt. Nein, wenn Nick davon spricht, dass jemand eine »Legende« sei, bedeutet das nichts. Absolut nichts. Im Fall von Irving scheint allerdings etwas dran zu sein. Wenn John uns durch so viele Reifen springen lässt, nur um rauszukriegen, was der Typ auf seinem privaten Rechner hat, muss etwas dahinterstecken. Langsam wird es mir fast peinlich, diesen IT-Schrat nicht zu kennen.
    »Was war Irving eigentlich für ein Typ?«
    Nick senkt den Kopf wohlwollend, so als akzeptierte er mein Eingeständnis, ein Ignorant zu sein. Dann setzt er - erst mal ganz knapp-an.
    »Ein Hardy Boy, ein Hardware-Schrauber der ersten Stunde. Schon zu Lebzeiten eine Legende. War angeblich dabei, als Intel Ende der Sechziger den 4004 gebaut hat.«
    Er bemerkt meinen leeren Blick und steigert schrittweise die Detaildosis: »Mann, Intel 4004, der erste Mikrochip, der in Serie ging. Hatte nur 2 300 Transistoren, nicht Milliarden, wie die Chips heute. Irving hat ihn mit entwickelt - und ein paar andere Prozessoren wohl auch. In den Siebzigern wechselte er dann in den militärisch-industriellen Kornplex.«
    »Wehrtechnik?«
    »Munkelt man. Angeblich hat er das Head-up-Display für die F-16 und andere Kampfflugzeuge designt. Embedded Systems, Kram, den niemals jemand außerhalb des Militärs zu sehen kriegt. In den Achtzigern ging er nochmal kurzfristig in den zivilen Sektor zurück, zu Western Digital; doch das war nur ein kurzes Gastspiel. Kurz nachdem er angeheuert hatte, gab es einen Riesenskandal in der Firma: Einige der Festplatten von Western rauchten bei den Kunden nach nur einem Jahr ab, und zwar seltsamerweise alle gleichzeitig. Nachher kam raus, dass irgendwelche Chips eine Macke hatten. Nach der Episode tauchte Irving jedenfalls irgendwo in Asien ab, so wie Arthur C. Clarke. War für ihn wohl kein großes Problem, da er in den Staaten als Engländer ohnehin immer ein Außenseiter war.«
    »Was wollte er dann auf der LegaSys?«
    Nick hebt seine Flasche an.
    »Genau das ist die Frage. Deshalb waren ja alle so gespannt, was er sagen würde. Wenn so ein Einsiedler die Wüste verlässt, hat er dafür meist einen guten Grund.«
    Ich werfe einen Blick auf den Grid, der zugeklappt auf der TV-Anrichte steht.
    »Meinste, die Antwort steckt da drin?«
    »Sicher nicht. Ich habe alle Verschlüsselungsalgorithmen, die so eine Maschine drauf haben könnte, durchprobiert. Bis auf Irvings

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