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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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sondern eine richtig lästige Unterbrechung. Sie stand zwischen Colt und dem nächsten, noch weiteren Autosprung. Erst Jahre später ist mir aufgefallen, wie unfassbar hot Heather Thomas aussah, wenn sie im Vorspann mit ihrem Bikini durch die Schwingtüren kam. Jedenfalls stand unser Weltbild damals noch felsenfest. Darüber, was cool war, mussten wir kein Wort verlieren. Das war eh klar: D-Böller, ein De Tomaso Pantera mit 500 PS, die Lockheed SR-71- dieser Düsenjäger, der mit Mach 3 den russischen Raketen einfach wegrasen konnte. Solche Sachen. Das Größte, das Schnellste, die meisten U/min, die höchste Feuerkraft, den Corsalflug in weniger als zwölf Parsec schaffen - um zu wissen, was wichtig im Leben ist, musste man nur ins Schmid-Quartett gucken. Diskussionen über die richtige Work-Life-Balance fanden damals nicht statt. Ich trinke meinen Eistee aus, ganz langsam, Schluck für Schluck, bis der Schatten des ersten Lehmbergs die Arneisenstraße neben meinem Bein erreicht. Gott, wie schön wäre es, ab und zu mal wieder ein Auto mit solchen Schlaf-Augen auf der Straße zu sehen.

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    Er hat ihn bezwungen. Der Grid hat das geschafft, was keine Maschine vorher geschafft hat - sie hat Nick in die Knie gezwungen. Mit dem Kopf auf den Händen abgestützt kauert er vor dem Schreibtisch und nuschelt vor sich hin. Seinen Gegner, den schwarzen Laptop, hat er so weit ans Ende der Holzplatte geschoben, dass er fast runterfällt.
    »Sechzehn K, lächerliche sechzehn Kilobyte, und ich kriege sie einfach nicht rausl«
    Kein Wort mehr über unser Problem. Darauf ist Verlass: Selbst den schlimmsten Krach vergisst Nick in Sekunden, wenn er sich mit etwas Elektronischem beschäftigen darf. Ich mache die Tür zu.
    »Was für sechzehn Kilobyte?«
    »Wenn man das Betriebssystem und die Programme abzieht, bleiben noch sechzehn Kilobyte Daten im Speicher übrig, die der Besitzer hinterlassen hat. Texte, Termine, was weiß ich. Vermutlich verschlüsselt. Wenn John wissen will, was für Daten das sind, müssen wir sie entschlüsseln - und dafür müssten wir sie erstmal aus der Kiste raus bekommen und auf ein schnelleres System überspielen. Aber genau das klappt nicht. Ich kriege die sechzehn K einfach nicht raus, lächerlich - dabei könnte man die paar Byte fast mit der Hand abtippen, so wenig, wie das ist; in Buchstaben umgerechnet vielleicht drei oder vier Kapitel in einem Buch.«
    Für einen IT-Gott wie Nick ist es natürlich eine unerträgliche Vorstellung, das berüchtigte Drehstuhl-Interface benutzen zu müssen - links auf dem Grid ein paar Zahlen ablesen, drehen, dann rechts in seinen Dienstrechner eingeben. Eine zutiefst analoge Lösung für ein digitales Problem. Fast so schlimm wie diese Programmlisten abzutippen, die früher in der 64er abgedruckt waren. DATA, DATA, DATA. Fest steht, dass ich diese Niederlage mit allen Mitteln verhindern muss, sonst droht wochenlanges Gezicke. Vielleicht kann er ja so ein Kästchen benutzen wie ich immer bei meinen Tandys?
    »Hast du mal versucht, die Daten über die serielle Schnittstelle rauszuspielen?«
    Nick schüttelt den Kopf.
    »Die funzt nicht; oder ich hab was falsch gemacht.«
    Er und was falsch gemacht - undenkbar. Eher ist das Interface kaputt. Ich setze mich hinter ihm aufs Bett und starre solidarisch und mit viel Ekel auf das widerspenstige Stück Magnesium. Es ist bedrückend still im Zimmer, als ob jemand gerade eine furchtbare Nachricht erhalten hat. Quälend langsam vergehen die Sekunden. Komm schon, sag was. Nein? Also ich. Aber was? Ein Held aus den Achtzigern kann nur mit den Waffen der Achtziger geschlagen werden ... Ich schieße ins Blaue: »Schon mal an Videodat gedacht?«
    »An was?«
    Freude! Eine leere Stelle in seinem Lexikon.
    »Videodat. Erinnerst du dich nicht an den Computerclub?«
    Nick grinst.
    »Klar, mit den zwei Wolfgangs.«
    »Genau. Die haben doch während der Sendung immer Daten übertragen, indem sie links oben im Fernsehbild kleine weiße Balken einblendeten. Ein weißer Balken stand für die 1, ein schwarzer für die 0, acht davon übereinander ergaben ein Byte, und das wechselte mit jedem neuen Fernsehbild. Ein ziemliches Geflimmer ...«
    »... das 50 Byte pro Sekunde ergab«, steigt der Beifahrer ein, »die konnten die Zuschauer mit einem passenden Gerät dann auf ihren Rechner übertragen. Eine Art von urzeitlichem Download.«
    Nicks Augen glänzen. Er hat meinen Gedanken längst zu Ende gedacht.
    »Das isses! Wir bringen den Grid dazu,

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