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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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sein, John Lurie und Paul Weller von The Style Council , Menschen, die auch mal ein gebügeltes Hemd anhatten. Nachdem wir uns dessen kurz versichert hatten, war alles geklärt. Man würde jetzt häufiger gemeinsam abhängen. Entsetzt würden Frauen an dieser Stelle aufschreien: „Was? Ein paar Platten und ein blödes Diskettenlaufwerk machen doch keine Freundschaft!«
    Mit vierzehn schon. Und es sind nicht die schlechtesten Freundschaften gewesen. Schlimm allerdings waren die Bowie-Raubpressungen, die Nick immer beim Diskettenkopieren aufgelegt hat. Die klangen wie diese fünfmal überspielten Pornos, die damals anfingen, in der Stufe zu zirkulieren. Nick fand seine Musikauswahl natürlich total toll: Das Material sei illegal durch die Studiowand hindurch aufgenommen worden, meinte er, voll begeistert. Aber das gehörte wohl zum Zauber. Ein diffuses Gefühl des Geheimen, Verschwörerischen, darauf stand Nick schon immer. Genau wie ich. Denn wir beide sind mit der gleichen literarischen Kost groß geworden - mit Charles Berlitz, Erich von Däniken und Peter Moosleitners interessantem Magazin. Und das hat geprägt: Ich dachte zu Schulzeiten zum Beispiel, dass eine ultrageheime Regierungsorganisation halb Deutschland unterwandert hatte und so ziemlich überall geheime Stützpunkte betreibt, zum Beispiel in dem kleinen Schuppen hinter unserer Grundschul-Turnhalle oder in dem verlassenen Bahndepot, an dem man immer auf dem Weg in die Stadt vorbei kam. Diese Organisation musste natürlich nicht nur geheim sein, sondern vor allem amerikanisch, denn deutschen Institutionen trauten wir schon als Schüler aus Prinzip nichts zu. Allein die Assoziationen: FBI - das klingt nach knallharten G-Men mit abgesägten Schrotflinten und dickem Chevrolet Caprice. Und Bundeskriminalamt? Da läuft im Kopf eher eine Szene ab, in der ein Typ mit Halbglatze irgendwelche Leitz-Ordner sortiert oder sonstwie den Dienstweg beschreitet. Wenn wir gewusst hätten, dass die verschnarchten Bonner Bürokraten in diesem Moment im Ahrtal, also quasi vor unserer Haustür, in einem Berg einen ultrageheimen Regierungsbunker für den Fall eines Nuklearschlags buddelten, hätten wir vielleicht anders gedacht. Rosengarten lautete das Codewort des unterirdischen Labyrinths, für das die Schlapphüte sogar die Autobahnausfahrt hatten verbreitern lassen. Eigentlich hätte uns bei den regelmäßigen Klassenfahrten in die Eifel auffallen müssen, dass die Schnellstraße in das Rentnerkaff Bad Neuenahr völlig überdimensioniert war. Geheimorganisationen, »P.M.«,Speed-DOS - das klingt jetzt natürlich erst mal ziemlich nerdy. Und klar, wir waren Nerds - aber nicht in diesem weltfremden Sinn. Wenn wir uns mit Erdnussflips und Schwipp-Schwapp in Nicks Höhle eingruben, dann war das nicht Selbstzweck, sondern hatte immer einen Sinn. Der konnte zum Beispiel darin bestehen, den Highscore eines Spastis aus der a zu schlagen oder die Nacktbildehen aus Samantha Fox Strip Poker abzuchecken, ohne auch nur eine Karte umdrehen zu müssen. Hardcore-Nerds dagegen beschäftigen sich mit Computern, weil sie klüger sein wollen als die Maschine. Und das wollten wir nie, uns ging es allein um den Spaßfaktor. Wir hielten es mit dem Motto von Eugene Jarvis, dem Programmierer von Defender : »Die einzig legitime Nutzung eines Computers besteht darin, Spiele zu spielen.«
    In der Mittelstufe fiel die Hardware-Grundlage unserer Freundschaft nach und nach weg. Der Commodore-Hype ebbte ab, bessere Maschinen wie der C128 und vor allem der Amiga kamen auf den Markt. Vor allem Nick behielt die Szene zwar mit einem Auge immer noch im Blick, doch im Grunde genommen nur aus Gewohnheit. Hansa-Pils, Stufendiskos und wer mit wem was schon gemacht hatte waren deutlich wichtigere Themen. Wir deckten unsere Pubi-Pickel mit original ägyptischer Erde aus dem Kosmetikschrank von Nicks Mom ab und fixierten das Ganze mit Elnett-Haarspray. Hielt einen ganzen Abend, mindestens bis zum Flaschendrehen. Solche Sachen zementierten das Kumpelding. Was nicht heißt, dass wir all die Jahre dicke Freunde waren. Es gab Zeiten, da haben wir uns einfach ignoriert. Als Nick in der Oberstufe zum Beispiel zu sehr in schachvereinsmäßige Nerdkreise abdriftete, hielt ich lieber Abstand, um meine eigene Coolness nicht zu beschädigen. Nick wiederum schaltete Anfang der Neunziger auf Sendepause. als ich eine Hardcore-Popperperiode hatte und versuchte, wie Rick Astley auszusehen. Zusammen mit ein paar Jungs aus der Stadt

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