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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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sagenumwobenen 924-Porsches der Autobahnpolizei. in Schuss gehalten von der Autobahnmeisterei - übrigens eines der cooleren deutschen Worte. Ein unvermeidbares Übel auf dem Weg von A nach B. Da hat er nicht ganz unrecht, und wenn es irgendwo übel ist, dann hier, auf der A4 Richtung Holland. Nick hatte die glorreiche Idee, von Amsterdam aus zu fliegen, damit das Flugticket in die USA günstiger wird - an sich ein grober Verstoß gegen unsere Kein-Gespare-Regel. Deshalb beginnt unsere Reise ziemlich unentspannt damit, dass wir mit Tempo 80 im Kielwasser holländischer Lastwagen mitten durch die Hölle schwimmen. Seit dem fünften Semester sind wir fast jedes Jahr in die Staaten geflogen, oft mit zwei, drei Zwischenstopps, aber so würdelos hat noch kein Trip angefangen. Der Niederrhein ist im Prinzip ein grauer Tunnel. Ein grauer, langer Tunnel aus Regen, Doppelhaushälften und Schallschutzwänden, den wir möglichst schnell hinter uns lassen wollen. Ich versuche, nicht zu Nick rüberzusehen, weil ich weiß, wie hypernervös er hinter dem Lenkrad kauert, und dass er noch hektischer wird, wenn ich ihn anspreche. Warum er immer darauf besteht zu fahren? Vor dem Fenster rauschen gesichtslose Lagerhallen vorbei, die aussehen wie gigantische, vom Himmel gefallene Bauklötze. Ich kann die Worte des lokalen Wirtschaftsförderers förmlich hören: »Mitten im Herzen von Europa!«
    An der Pforte zum Betriebsgelände steht sicher ein Mittfünfziger mit einem Schnäuzer, der einen dieser blauen Pullover mit aufgesetzten Schulterklappen trägt. Ein guter Deutscher eben. Zipp, aus braungrau wird hellgrau, eine Schallschutzwand rast vorbei, dann eine mit kleinen Buchen bestandene Böschung, die aussieht, als könne hier am helllichten Tag Schlimmes geschehen. Wir halten zum Tanken kurz an der Raste. Auf der Toilette steht ein Automat mit Kondomen der Marke Ramses Feuchtfilm . Unfassbar, dass es die noch gibt. Wenn ich mal Fernfahrer werde und meine nächste Tour über die Europastraße 55 nach Prag führt, würde ich mich genau hier eindecken. Ramses, das ist die Marke des modernen Gentleman. Wir biegen wieder auf die Autobahn ein, und Nick hibbelt weiter vor sich hin. Gut sechs Monate sind vergangen, seit wir in Raid over Moscow die geheime Botschaft entdeckt haben, ein weiteres halbes Jahr des perfekten Stillstands. Nachdem wir alles über Walter Day recherchiert hatten, ließen wir die Sache auf sich beruhen; das Thema war durch. Bis letzte Woche. Da hat sich Nick als Vorbereitung auf unseren neuesten Kreuzzug noch mal die mysteriöse Nachricht angeschaut und gecheckt, ob wir die Adresse auch richtig dechiffriert haben. Seitdem ist er wieder total high von der Aussicht darauf, eine große Verschwörung aufdecken zu können; er redet seit Tagen von nichts anderem mehr.
    »Dass dieser Walter Day nichts mehr zu tun hat, ist kein Wunder. Schließlich bedeutet ein Highscore heutzutage einen Scheiß. Ich meine: In welchem Spielgenre oder welcher Szene geht es noch um Punktestände?«, sagt er, während er den Wagen aufgeregt von der linken auf die rechte Spur zieht. Ich starte einen aussichtslosen Versuch, die sicher anrollende Früher-war-alles-besser-Tirade noch aufzuhalten: »Was ist mit Rollenspielen? Da genießen die Spieler doch ein gewisses Ansehen, wenn sie Level-89-Zauberer sind, oder?«
    Mit diesem schwachen Einwand hält sich ein echter Yesterday-Man natürlich nicht auf: »Sowas beweist nur, dass du a) dringend ein Privatleben brauchst oder b) einen armen Teenager im Perl-Flussdelta dafür bezahlt hast, dass er sich in deinem Namen das Zaubertralala zusammenklickt. Nee, nee, das Prinzip rage against themachine ist tot. Heute spielst du im Netz gegen irgendwelche anderen Menschen, oder schlimmer noch: mit ihnen.«
    Na und? In meinen Augen ist Nicks Argument techno-autistischer Quatsch.
    »Aber ist das nicht gut so? Streng genommen hat es doch keinen Spaß gemacht, sich diesen unendlichen Alienhorden in Galaxian entgegenzuwerfen. Kaum war eine Formation niedergemäht, kam die nächste noch schneller nach. Das war doch Frust auf Raten.«
    Jetzt kommt Nick richtig in Schwung: »Darin liegt ja die wahre Größe! Man wusste von vornherein, dass es keinen Sieg gab, sondern nur die sichere Niederlage. Und trotzdem hat man gekämpft. Insofern war der Highscore der ultimative Triumph gegen die Aussichtslosigkeit. Dieses ganze fantasievolle Rollengespiele, all dieses Strategiegedöns und - Schauder - Teamwork beweist doch nur, dass

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