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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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in Zeitlupe an seinem Schokoeis. Er sieht genau aus wie einer, der in Malaysia Walzen, Druckventile oder Kugellager verkauft - Zeugs halt, das der Rest der Welt wie durch ein Wunder noch nicht so gut hinkriegt wie wir. Nur er fällt auf: der Typ auf der Bank gegenüber. Er muss direkt hinter uns durch die Sicherheitskontrolle gegangen sein, denn er hat sich fast gleichzeitig mit uns hingesetzt. Objektiv gesehen sticht er nicht wirklich aus der Masse hervor: ein Typ mit blauem Sakko und grauer Flanellhose, sieht ein bisschen nach Busfahrer aus. Er gehört zu dieser Art von Mann, die schon so alt wie der eigene Vater aussehen, obwohl sie wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als man selbst sind. Liegt bei ihm vor allem an der Frisur: Statt die wachsende Lichtung auf dem Kopf hinzunehmen oder einfach alles raspelkurz zu rasieren, hat er die verbleibenden Haare an der Seite einmal quer über die Platte rübergekämmt. Mit diesem Tarnlook sieht er locker wie Fünfzig aus. Doch was wirklich auffällt, ist, dass er ohne Gepäck reist. Keine Rechnertasche steht zwischen seinen Beinen, kein Aktenkoffer, nicht mal eine Duty-free-Tüte. Nichts. Er hat seine Bordkarte einfach so in die Seitentasche seines Sakkos gestopft, aus der sie jetzt gefährlich weit raus baumelt. Seine ganze Erscheinung wirkt so, als hätte er bei einem dieser Radio-Gewinnspiele mitgemacht, wo der Sieger eine Reise gewinnt, die er sofort antreten muss. Sie haben sechzig Minuten Zeit, zum Flughafen zu kommen! Da muss man den Schreibtischplatz im Einwohnermeldeamt eben mal schnell räumen. Und er interessiert sich für den Grid. Immer wenn er glaubt, dass keiner von uns hinsieht, fixiert er den schwarzen Kasten auf dem Platz neben Nick. Zack! Und schon wieder kreuzen sich unsere Blicke. Seine grauen Augen liegen in tiefen Höhlen, die Wangen wirken teigig wie bei einer Wasserleiche, dafür ist er perfekt rasiert. Er starrt mich so leer an wie die Linse einer Überwachungskamera. In seinem Gesicht steht nichts, kein Gespanntsein auf den Urlaub, kein Genervtsein von der langen Dienstreise, keine Vorfreude auf zuhause. Nichts. Was will der? Hält er uns für Stricher auf dem Weg zum erotischen Abenteuerurlaub? Oder er ist so ein Air Marshall, der nur mitfliegt, um Terroristen abzuschrecken? Nick fragen geht nicht, dafür sitzt der Typ zu nah dran. Die Gummisohle unter dem schwarzen Lederschuh des Busfahrers stößt fast mit der Spitze seiner Vans zusammen. Also abwarten.
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    Immerhin - diese eine Kumpelsitte hat sich Nick noch bewahrt: Die Coolen aus der letzten Bank bleiben so lange sitzen, bis alle eingestiegen sind. Oder vielleicht ist er auch deshalb nicht aufgestanden, weil er gleich noch per Telefon ein letztes Bussi an Sabinchen schicken will. Jedenfalls kauert der Beifahrer ungerührt über seinem Dienstrechner, obwohl die Einsteigeschlange schon auf drei Passagiere abgeschmolzen ist. Die Kartenabreißerin lässt ihren Blick über die leeren Sitzreihen schweifen und schaut schon etwas streng rüber; der Schnäuzer hat die Verpackungsfolie von seinem Eis einfach liegen lassen. Sei kein Schmutzfink, sagt der Autobahnfink. Nur noch drei Menschen sitzen in der Wartelounge: Nick, ich und der Busfahrer. Ich sammele meine Reisetasche mit den neuen TShirts ein, die wir vor dem Einchecken noch schnell gekauft haben, und stoße Nick an.
    »Lass mal aufstehen.«
    Er schreckt hoch, als hätte man ihn mitten in der Nacht geweckt.
    »Ja, hm, klar.«
    Mit dem schwarzen Pfund Magnesium unterm Arm trottet er hinter mir her zum Ende der Schlange. Jetzt bloß nicht umdrehen, bloß nicht auffallen. Außer Nick ist im Augenwinkel keine Bewegung zu erkennen; der graue Fleck Mensch hinten auf der Sitzbank rührt sich nicht. Warum steht der Typ nicht auf? Ritsch, Pass zeigen, guten Flug, »Danke«, sage ich.
    »Danke«, sagt Nick. Dann tauchen wir auch schon in das Halbdunkel des Fingers ab, an dessen Ende sich wie immer die Schlange von eben nochmal zum großen Wiedersehen trifft. Ein letzter Blick zurück um die Ecke. Der Busfahrer -Typ ist weg. Nicht hinter uns eingestiegen, sondern einfach weg.
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    Hinter jeder Ecke Verfolger vermuten darf in unserem Duo mit null Fäusten nur Nick. Darauf hat er ein Monopol; nein, besser, er würde sagen, es sei seine Kernkompetenz. Jedenfalls lässt sich der alte Verschwörenöter in diesem Punkt nicht die Butter vom Brot nehmen, erst recht nicht von einem dahergelaufenen Data Retrieval Specialist. Dass ich zur Abwechslung

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