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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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wie auf einer Modelleisenbahnanlage aussieht. Schloss auf dem Berg, kleines Örtchen mit Kirchturm, Autobahnmeisterei - kaufen Sie jetzt das ganze Set von Faller! Zwei Kilometer schönes Germany. Ist in dreißig Jahren wahrscheinlich der einzige Landkreis, der noch existiert - weil ständig Horden von chinesischen Touristen anreisen, um die Märklin-Meile zu knipsen und Souvenir-Bierseidel zu kaufen. Nick hat sich langsam warmgeredet und schiebt gleich die nächste Story hinterher.
    »Aber noch viel krasser war, dass bei uns im Team so ein Typ dabei war, der noch nie im Leben einen VHS-Rekorder bedient hat. Weißt du, so'n College-Überflieger. Der kannte nichts anderes als DVDs! Kein Wunder, bei dem stand im Perso vorne beim Geburtsjahrzehnt eine Neun. Eine Neun!«
    Allerdings krass. Schon eine Acht kam einem ja jahrelang bizarr jung vor. Verständlich, dass Nick mit dem Typen ein Problem hatte. Wenn man so junge Leute trifft, fühlt man sich gleichzeitig unterlegen und überlegen. Unterlegen, weil die halt so jung sind, und überlegen, weil man ja die Erfahrung hat. Ja, genau, die Erfahrung. Angesichts der dicken Luft im Wagen entscheide ich mich für Überlegenheit und lege einen Opa-Klassiker auf: »Was die alles verpasst haben!«
    Nick schaut wohlwollend rüber: bei dem Stichwort steigt er mehr als gerne ein.
    »Allerdings. Es ist doch so: Die erste Hälfte der Siebziger war der perfekte Moment, um als Geek geboren zu werden: Man konnte Star Wars im Kino sehen ...» »... und wenn man sich mit einem schwarz angesprühtem Feuerwehrhelm als Darth Vader verkleidete, hieß das noch Karneval und nicht Cosplay!«
    Einhelliges Lachen im Oldiemobil. Dann bastelt Nick weiter am perfekten Nostalgorithmus.
    »Und gerade als man aus der Dinosaurier-Phase raus war, kam der C64 - genau in dem Moment, wo man als Junge anfängt, auf Details abzufahren. Wir hatten noch die Chance, einen Computer komplett zu verstehen, bis in die letzte Ecke der Zeropage!«
    Nett von ihm, »wir« zu sagen, doch leider nicht wahr. In Wirklichkeit hat nur er den Cevi durchschaut, im Vergleich dazu waren alle anderen Leute höchstens ambitionierte Anwender. Aber bei seiner Rede vom perfekten Geek-Jahrzehnt vergisst Nick immer die andere Seite: Wir wurden ja nicht nur am Morgen der digitalen Revolution geboren, sondern auch am Abend der analogen Ära, wir konnten das Beste aus beiden Welten genießen.
    »Wir durften noch flippern, dieses geile Terminator-Il-Teil zum Beispiel.«
    Nick drückt sein Kinn auf den Hals runter, um besonders tief sprechen zu können.
    »Silent alarm deactivated!«
    »Ja, genau ...«
    Wir nicken zufrieden vor uns hin. Wieder so ein Satz, den der Typ vom Jahrgang Neun niemals verstehen würde; ein geheimes Erkennungszeichen unserer Bande! Dann schaltet Nick auf nachdenklich zurück: »Und viel von dem Kram, den wir nur aus Sciencefiction-Filmen kannten, ist während unserer Lebenszeit ja Wirklichkeit geworden. Kirks Kommunikator oder die Bildtelefone aus 2001 - alles schon Alltag. In den Labors arbeiten sie schon daran, Computer mit Gedanken zu steuern - Firefox lässt grüßen, und Quantenteleportation funktioniert auch schon. Mal im Ernst: Wann hattest du zum letzten Mal das Gefühl, etwas könnte technisch völlig unmöglich sein?«
    »Beim Raketenrucksack! Auf den warte ich immer noch, jetzt zum Beispiel, damit wären wir in zehn Minuten am Flughafen. War schon geil, als der Typ damit bei der Olympia-Eröffnungsfeier in L.A. reingeflogen kam ...«
    Der ultimative Stunt!
    »Hm«, sagt Nick und konzentriert sich wieder so gut er kann auf die Straße, also nicht sehr gut. Warum verstehen wir uns nur noch, wenn wir über Zeugs reden, das vor zwanzig Jahren war?
    $001C
    »Nein, danke!«
    Unglaublich, wie hart er diese Kreditkarten-Hyäne abgefertigt hat! Ohne auch nur einen Zentimeter vom Kurs abzuweichen oder abzubremsen. Respekt. Selbst der Typ kann es kaum fassen. Verdutzt bleibt er kurz stehen, um sich von Nicks Abfuhr zu erholen. Wie alle Amex-Aufreißer trägt er einen blauen Anzug, und wie alle anderen sieht er damit aus, als sei er auf dem Weg zu seiner Erstkommunion. Früher sind wir dieser Sorte lieber aus dem Weg gegangen, haben einen großen Bogen um die Stände gemacht. Nick scheint seine Liebe zur Konfrontation entdeckt zu haben. Viel gebracht hat es nicht. Kaum dass wir vorbei sind, stürzen sich die Kreditkarten -Hyänen auf ihre nächste Beute - eine Gruppe von Anzugträgern hinter uns. Aus gleich drei Kehlen

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