Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
Vom Netzwerk:
unserem Hotel. „You can drop us off over therel«
    »Very well, Sir«, antwortet der Inder überfreundlich. Er spricht viel zu laut und deutlich - halt auf diese Art, an der man Leute erkennt, die ihr gesamtes Leben lang ständig Kontakt mit Menschen hatten, hinter einer Theke oder eben dem Steuer eines Taxis. Jetzt hilft nichts mehr: Ich muss Nick zurückholen.
    »Alter?« „Was?«
    »Alter, wir sind da!« „Trifft sich gut ...«
    Ich schaue beim Abschnallen rüber.
    »Warum?«
    Nick grinst extrabreit. „Willkommen in Vaters Höhle! «
    Er setzt dazu an, den Rechner rumzudrehen. Doch bevor er zu seiner legendären Handbewegung ansetzen kann, steigt der Taxifahrer voll in die Eisen, um nicht an der Hoteleinfahrt vorbeizudonnern.
    $002F
    Man hört ja immer wieder von diesen Snuff-Streifen, in denen angeblich echte Menschen beim Sterben gefilmt werden. Sollte es die wirklich geben, fangen sie sicher so an. We're on a road to nowhere. Come on inside ... Genau an dieser Stelle des Videos müssten eigentlich die Talking Heads laufen. Aber es läuft gar nichts, denn der Beifahrer hat den Ton doch nicht hingekriegt. Dafür das Bild. Aber das alleine reicht schon. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich die Haare auf Nicks Unterarm aufstellen - trotz fünfundzwanzig Grad im Schatten. Wir starren auf eine schwarz-weiße Straße, die so gerade am Horizont verschwindet, als hätte sie ein Schüler gemalt, der im Kunstunterricht gerade die Fluchtpunktperspektive gelernt hat. Es ist eine kleine Straße, ohne Mittelstreifen, auf beiden Seiten von hohen Bäumen gesäumt. Von der Landschaft neben dem Asphaltband ist nichts zu erkennen; vielleicht Wüste. Langsam quält sich die Kamera voran, genau, das sind Pappeln am Straßenrand. Warum Pixelvision floppte, ist jetzt auch klar. Die fahlen Bilder sehen aus wie eine Live-Übertragung aus dem Jenseits, wie ein Nahtod-Erlebnis - nein, genau! - wie die Bilder aus den Zielkameras der Stealth-Bomber. 120 mal 90 Pixel-wie niedlich, erinnert an die Videos aus frühen Netztagen, als noch die süße Jennycam auf Sendung war und nicht nur versaute Cam-Huren. Als BigVideos bedeutete, dass das Wiedergabefenster auf dem Bildschirm so groß war wie einer dieser gelben Haftnotizzettel. Als es mal ganz gut für uns lief. Es war die Ära der Wunderkinder, von Shawn Fannings Napster und Mare Andreessens Netscape. Eine Zeit lang sah es damals aus, als bekämen wir, die Computerkids der Achtziger, endlich das, was uns schon immer zustand: die Weltherrschaft, zum Beispiel. Am Schluss haben wir den ganz großen Fisch - so mit Millionen und Börsengang - zwar nicht an Land gezogen, aber immerhin: Nick wurde von seinem Prof damit beauftragt, die Seite des Lehrstuhls im Netz zu renovieren; dass er nur noch pro forma ein-geschrieben war und eigentlich gar nicht mehr studierte, hatte wohl keiner bemerkt. Selbst ich durfte bei dem Job mitmischen und ein paar extrem stylische animierte GIF-Grafiken beisteuern, so was in Richtung UNDER CONSTRUCTION. Doch die Sache lief nicht rund, vielleicht, weil wir zu viel Frisbee im Park spielten. Letztendlich hat dann irgendein Ersti die Sache übernommen. Nicks Entwurf war technisch wahrscheinlich so weit draußen, dass außer seinem eigenen Rechner kein anderer auf diesem Planeten die Seite anzeigen konnte. Schnitt. Der Bildschirm wird schwarz. „Was soll das?“, murmelt Nick, nachdem er den Dienstrechner ein bisschen auf der Liege zurechtgerückt hat. Gleich hoch aufs Zimmer zu gehen haben wir uns noch nicht getraut -wegen ihnen. Vor der Tür des Hotels und in der Lobby ist uns zwar niemand aufgefallen, aber man weiß ja nie. Um auf Nummer sicher zu gehen, hängen wir jedenfalls erst mal am Hotelpool ab, was sich als ziemliche Scheiß-Idee herausgestellt hat. Denn der Garten ist so leer wie ein Seebad in der Vorsaison, sodass wir total auf dem Präsentierteller sitzen. Menschen sind der beste Schutzschild – weiß doch jeder Sofa-Agent! Um uns herum rascheln Palmblätter im Abendwind. Wie nett, das würde auch unseren Müttern gefallen, bis auf die Mücken und die Stadtautobahn hinter der Hecke vielleicht. Auf den paar Metern vom Taxi hierher ist es stockdunkel geworden, einfach so. Die Sonne ging nicht unter - sie stürzte ab. Jetzt leuchtet nur noch das Wasser des Pools diabolisch unsere Hälse hoch. So hellblau angestrahlt sieht Nick original aus wie Spock, wenn er in dieses Gerät schaut, das immer alles Mögliche anzeigt. Ob die netten Kellner mit den

Weitere Kostenlose Bücher