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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Mann, immer noch völlig regungslos. Ich gebe ihm den Zielflughafen durch; am nächsten an dem Kaff namens Batum ist Seattle dran. Von da dürften es mit dem Auto bis zur Destination X, Vaters Höhle, nur ein paar Stunden sein.
    »One moment, plea ...«
    Noch vor dem Ende des please hat der Unbekannte den Hörer auf Pause gestellt. Leise zischelt die transkontinentale Leitung vor sich hin; zum ersten Mal seit zwei Jahren fällt mir auf, dass weder bei der Datacorp noch bei einer der Firmen, mit denen sie zusammenarbeitet, Musik in der Telefonwarteschleife läuft. Was könnte man da nehmen? Eine Muzak-Version von Moroders »Electric Dreams« vielleicht, bei der die Melodie von einer Panflöte gespielt wird, so Fußgängerzonen-Peruaner -mäßig? Eine halbe Minute vergeht, dann knackt es und der Mann atmet schwer in die Muschel; immerhin, er ist keine Simulation.
    »Listen, um ...«
    Es folgt eine Erklärung, die mit vielen »um«, dem amerikanischen »Ah«, durchsetzt ist: Derzeit sei das System abgestürzt und man könne keine Buchungen vornehmen, aber das sei alles kein Thema. In wenigen Stunden wäre alles wieder online, dann würde er sich nochmal bei uns melden, unsere Nummer hätte er ja. Ich sage ihm, dass er sich in frühestens acht Stunden melden soll, wir ab dann aber sofort abfahrt bereit wären. Jeppesen und Computerprobleme? Bei denen sind doch sicher alle System drei-oder vierfach redundant ausgelegt, genau wie bei uns auch. Ha - »uns«! Jetzt hat mich das Kollektiv doch noch assimiliert. Nick, der das Gespräch von seinem Bett aus mitgehört hat, ruft dazwischen: »Sag ihnen, dass wir kein Auto brauchen, okay?«
    Nachdem ich Andies unterkühlter Vertretung erklärt habe, dass wir uns selbst einen Wagen mieten werden, ist das Gespräch beendet. Alles ziemlich komisch. Ich erstatte Bericht.
    »Wir werden morgen ausgeflogen, wann, sagen sie uns dann. Apropos: Sollten wir uns den Trip nicht erst von John abnicken lassen?«
    »Auf jeden Fall«, sagt Nick, während er zum Dienstrechner greift, »ich schreib ihm schon was. Dürfte aber kein Problem sein.«
    »Was soll eigentlich der Kram, von wegen dass wir uns selber ein Auto mieten?«
    »Ach, nur so.«
    Es klopft. Ich sehe dem Beifahrer an, dass er nicht recht weiß, ob er aufmachen soll oder nicht. Wir sitzen etwas unentschlossen da, bis ein dumpfes »Room-Service« durch die Tür dringt. Als Menschen, die ihr Leben überwiegend vor dem Fernseher verbracht haben, wissen wir natürlich, dass das nichts bedeutet und die Bösen immer »Room-Service« sagen, bevor sie reinkommen und dem Helden mit einem im Schuh eingebauten Springmesser in den Bauch treten. Andererseits will sich keiner von uns die Blöße geben und wegen dieser lächerlichen Sofa-Agenten-Weisheit auf sein Heineken verzichten.
    »Coming«, ruft Nick und steht auf. Doch so richtig traut er dem Braten noch nicht. Jedenfalls knallt er, sofort nachdem er die Biere in Empfang genommen hat, die Tür wieder zu und dreht das Schloss hektisch bis zum Anschlag. Ich versuche, so ernst wie möglich zu klingen.
    »Glaubst du, das reicht?«
    »Was - das Schloss? Klar«, sagt er locker. In Wirklichkeit meint er: »Natürlich nicht; aber wenn du den ersten Schritt machst, helfe ich dir, dieses Zimmer in eine Scheiß-Festung zu verwandeln.«
    Mann, der Tag war viel zu lang, um jetzt noch rumzuspielen.
    »Sollten wir nicht noch was zusätzlich vor die Tür stellen? «
    Erleichtert lässt Nick seinen Blick durch den Raum schweifen.
    »Den Schreibtisch vielleicht?«
    »Okay.«
    Wir brauchen geschlagene fünf Minuten, um den schweren Mahagoni-Schreibtisch vor die Tür zu schleifen. Nick klemmt sich dabei zweimal die Finger ein, und der Schnitt an meiner Hand fängt wieder kurz zu bluten an. Nachdem wir fertig sind, begutachten wir den Schutzwall und beschließen, dass das Bollwerk noch nicht dick genug ist. Wir brauchen weitere zehn Minuten, um hinter dem Schreibtisch noch unsere Nachttische aufzubauen. Wenn es jetzt brennt, sind wir Toast. Aber manchmal muss man sich im Leben halt entscheiden.

$0033
    Schon elf durch, shit. Seit dem Tischeschleppen will der Puls einfach nicht mehr runterkommen. dabei haben wir schon vor einer halben Stunde das Licht ausgemacht. Vielleicht geht es dem Beifahrer ja auch so?
    »Nick?«
    Die Klimaanlage säuselt.
    »Nick!«
    Es raschelt im Bett links. Natürlich links, denn wir wohnen ja in einem Rechtsabbieger-Zimmer, und der Beifahrer soll sich bloß keinen potenziell tödlichen

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