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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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rannte bis zum Zaun, kletterte durch die Lücke und hetzte bis nach Hause, wie immer. Abends haben wir dann noch telefoniert.
    »Alles halb so wild«, hatte Nick cool getan. Später erzählte mir seine Mutter, dass ihn sein alter Herr persönlich im Büro des Werksleiters abholen musste und er nur mit Mühe und Not verhindern konnte, dass die Bullen gerufen wurden. Es war das einzige Mal, dass wir erwischt wurden, und sollte eigentlich auch das letzte Mal sein. Warum also den Feind extra anlocken? Weshalb tun wir so, als hätten wir unser Hotelzimmer nochmal verlassen? .,Was soll das?«
    »Wart's ab«, wispert der Beifahrer zurück. Er hat mir nie einen Vorwurf daraus gemacht, dass ich damals einfach weitergerannt bin, obwohl er garantiert anders reagiert hätte. So ist Kee nun mal, hat er sich wahrscheinlich eingeredet, der meint es nicht böse, wahrscheinlich eine Kurzschlussreaktion. Wir haben einfach nicht mehr über diesen Tag gesprochen, so, als ob er nie existiert hätte, bis heute. Nick stößt mir seinen Ellenbogen in die Rippe. Ja, da ist was, da kommt einer den Gang runter. Die gedämmten Wände schlucken zwar alles, was vom Gang oder aus dem Nebenzimmer kommt, aber der Trittschall vom Flur dringt durch. Fomp, fomp, fomp. Die Schritte werden lauter, noch ein bisschen lauter - und stoppen direkt vor unserer Tür. Stille. Ich spüre, wie Nick sich langsam bewegt. Was macht der bloß, hoffentlich nicht wieder den Helden mimen wie bei ihm im Garten. Mittlerweile ist ihm alles zuzutrauen, sogar jetzt die Tür aufzureißen. Nein, so dumm ist er doch nicht. Klack, mit einem schnellen Griff verriegelt er die Tür. Sofort setzen die Schritte vor der Tür wieder ein, diesmal im Stakkato, als ob jemand wegläuft. Als wir uns endlich trauen, nachzuschauen, lacht uns nur die teure Auslegware auf dem Flur aus. Auf einmal erscheint die Telefonhörer-Brezel- Theorie wieder völlig banal, eine elektronische Kleinigkeit. Als ob nichts gewesen wäre, lässt Nick die Tür wieder ins Schloss fallen.
    »Es wird höchste Zeit, dass wir hier verschwinden«, stellt er fest. Dann schlendert er rüber zum Schreibtisch und fängt an, die Karte des Zimmerservice zu studieren. Blasiert bis zum Anschlag schaut er rüber.
    »Du wolltest mir was Wichtiges sagen?«

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    Essen hält Leib und Seele zusammen, hat Mutter früher immer gesagt. Und wie bei fast allen ihrer Weisheiten, mit denen sie uns Kinder jahrzehntelang genervt hat, muss man auch bei dieser zugeben: Sie stimmt. Kaum hat der Kellner die Silberglocken über unseren Tellern geliftet, steigt die Stimmung schon. Wir hocken mit gekreuzten Beinen auf unseren Betten und schaufeln das Sterne-Essen rein. Lauchküchlein mit Lachs-Salat, dazu importiertes Heineken. Ein Essen für die Götter, wer die in dieser Ecke der Welt auch immer sein mögen. Nick schluckt zum Reden nicht mal runter.
    »Waff wolltefft du mir denn jetff feigen?«
    Ich imitiere den Beifahrer-Style und lasse die Bombe platzen, ohne hochzuschauen.
    »Ich weiß, wie wir die Location von Irvings Datenbunker rausfinden. «
    Nick ist so überrascht, dass er sogar kurz zu kauen aufhört.
    »Echt? «
    Ja, zur Abwechslung kommt mal eine Idee von mir.
    »Echt, Pass auf. Der Grid hat doch hinten einen Telefonanschluss. «
    Nick winkt mit der Gabel ab.
    »Habe ich gesehen. Aber der ist nur zum Telefonieren, glaube ich. Man konnte an den Grid nämlich einen Hörer anschließen.«
    Ein bisschen schnell aufgegeben, mein Guter.
    »Ne ne, die Kiste hat ein eingebautes Modem. Und mit dem hat Irving sein Zeug einfach per Telefonleitung in seine Höhle hochgeladen. Habe das Terminal-Programm schon lokalisiert.«
    Okay, lokalisiert ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Ich klappe den Grid auf, zur Abwechslung zittern mal meine Hände; aber Nick sitzt viel zu weit weg, um das zu erkennen. Jetzt einfach nochmal dasselbe machen wie vorhin, nochmal die gleiche Tastenkombination wie im KAFE INTERNET 24 erwischen. Besonders viel Vertrauen scheint der Beifahrer nicht in meine Fähigkeiten zu haben, sonst würde er nicht weiter so konzentriert die Lachsstreifen aus seinem Salat fischen. Ist ja nur Kee, das kann nichts Wichtiges sein. Okay, ganz ruhig. Irgendwas mit Code-A, dann Code-U, nein, das ruft das Menü mit der Speicherbelegung auf. Ich kneife unauffällig die Augen zusammen, bis ich nichts mehr erkennen kann, und tippe einfach blind drauf los. Als ich sie wieder öffne, ist die Brezel da. Oder besser gesagt - das Telefon, jetzt

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