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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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dieser abgewichsten Moderatoren im Einkaufsfernsehen und zeigt auf einen kleinen schwarzen Schlitz im Gehäuse des Rechners.
    »Ich präsentiere: ein Diskettenlaufwerk. Und zwar eines der ersten, glaube ich.«
    »Sehr cool. Fünfeinviertel Zoll?«
    »Aber bitte.«
    Nick tut angewidert.
    »So einen neumodischen Kram gab es Mitte der Siebziger noch nicht. Nein, satte acht Zoll.«
    Er zieht den schwarzen Plastiklappen kurz raus dem Laufwerk. Unspektakulär, genau wie die alten Disketten für den Commodore 64, nur halt ein bisschen größer, eher wie eine Vinyl-Single. Dass sie nicht beschriftet ist, macht ihn bestimmt jetzt schon rasend. In diesem Punkt war er schon immer total penibel: Immer wenn ich früher mit meinem Stapel Floppys der Marke Elephant anrückte, mäkelte er rum, ich solle doch wenigstens mal Zahlen draufkleben.
    »sonst findest du doch nichts wieder«.
    Dabei ließen sich die Disks doch ganz leicht auseinanderhalten: Die mit Impossible Mission drauf zum Beispiel war daran zu erkennen, dass der kleine Schlitz, der verhinderte, dass man die Seite überspielt, mit einem goldenen Aufkleber zugepappt war - alle anderen mit einem schwarzen. Was ist daran unordentlich? Er hatte seine Schätze natürlich durchnummeriert und extra ein Verwaltungsprogramm für seine Cracks geschrieben. Selbst im Gesetzesbruch noch ordentlich, so ist er, der Beifahrer.
    »Passt Irvings Lebenswerk da drauf?«, erkundige ich mich.
    »Denke schon, ist ja nur eine einzige Datei.«
    Nick rollt den Stuhl, diesmal vorsichtig, wieder zum Terminal zurück.
    »Auf die Achtzoller passen maximal 606 Kilobyte, und THE_BUG hat ...«
    Weiteres Tastaturklickern.
    »Nicht mal die Hälfte. Es kann also losgehen.«
    Enter. Wir erledigen den letzten Teil unseres Auftrag: Irvings digitales Erbe, die Datei THE_BUG, wandert Byte für Byte von den Waschmaschinen zum Diskettenlaufwerk rüber. Und ganz nebenbei erfüllen wir uns einen Lebenstraum: Die Helden werden gleich mit einer Diskette in der Hand in den Sonnenuntergang reiten, yeah! Eigentlich müsste das Diskettenlaufwerk jetzt laufen, tut es wohl auch, nur hört man nichts davon, weil die IBM-Festplatten alles niederdröhnen. Ich halte das Ohr an das Gehäuse des Series/1. Doch, ein Schrittmotor gurgelt. Nick faltet die Hände und stützt sich zufrieden mit den Ellenbogen auf die Armlehnen seines Bürostuhls. Mir bleibt nur der Platz am Boden, aber egal, ab jetzt können wir die Klamotten ja abranzen lassen. Die Mission ist fast erfüllt. Ausnahmsweise schmeißt sich Nick das Cape von Captain Obvious über und verkündet das Offensichtliche.
    »Jetzt heißt es warten.«
    $0048
    Wie jetzt - »zu dritt«? Wovon redet er? Kriegen die ein Kind oder was? Sie kriegen. Wir sitzen in einem Raketensilo im Nordwesten der Vereinigten Staaten und Nick teilt mir mit, dass Sabina schwanger ist. Einfach so. Als ob es keinen besseren Ort dafür gäbe. Haut das einfach raus, der Idiot.
    »Ach übrigens, Sabina und ich sind bald nicht mehr alleine.«
    Zehn Worte, mehr war ihm die Nachricht nicht wert. Hättest ja wenigstens vorher mal was andeuten können, Alter. Flash, Kinder. Auf dieser Dienstreise ist ja schon viel passiert, was noch vor ein paar Tagen wie eine völlig abgespacete Spinnerei erschien, aber das ist echt eine Nummer zu groß. Kinder. Das gehörte zu den Sachen, die unerreichbar weit weg hinterm Y2K-Schleier schlummerten, jenseits der magischen Grenze des Jahres 2000, hinter der auch unsere Vorstellung endete. Was würden wir mit Ende zwanzig, Anfang dreißig machen? Keine Ahnung. Kinder, vielleicht - aber eben nur vielleicht! Was sagt man in so einem Fall?
    »Und wie ist das passiert?«, haspele ich. Wow, was für eine Frage ... Der Beifahrer grinst.
    »Wie genau willst du es denn wissen?«
    Stimmt, wie wäre es mit gar nicht? Obwohl: Vielleicht doch ein bisschen, schließlich war ja Sabina beteiligt. Nein, doch besser nicht. Nachher werde ich Patenonkel oder so, und dann darf man über so was schon erst recht nicht mehr nachdenken. Gedanken-Domestos drüber und das Ganze nochmal recht höflich.
    »Hast Recht, blöde Frage. Ich meine natürlich - Glückwunsch.«
    Ich stehe auf und laufe mit der ausgestreckten Hand auf ihn zu. Nick bleibt zunächst sitzen, springt dann etwas ungelenk auf, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als ihm auf den Rücken zu hauen. Wir liegen uns eine heterosexuelle Nanosekunde im Arm, danach kehrt jeder wieder erleichtert auf seinen Posten zurück. Was wird denn im

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