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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Wort, bei dem Bundes-davor nicht schön klingt. Der Busfahrer ist nicht blöd. Wartet schön in seinem klimatisierten Wagen, bis wir die Arbeit erledigt haben, schlägt sich dann ins Gebüsch und muss uns nur noch einkassieren. Auf einmal stand er da, hinten, auf der Straße. Mit seinem blauen Sakko und der grauen Flanellhose, als ob er sich seit unserer Begegnung auf dem Flughafen nicht mehr umgezogen hätte. Seine Augen waren immer noch tot.
    »Hey you!«, hat er gebrüllt. Nick wusste sofort Bescheid und hat kehrt gemacht. Ein Schritt ein, ein Schritt aus. Wir müssen nur schneller rennen als er, das ist alles. Der Boden rast vorbei. Wüste, Steinchen, eine alte Plastiktüte. Umschauen. Was? Das kann nicht sein! Der holt auf - obwohl er Ledersohlen anhat und älter ist. Die ganze lästige Körperverwaltung war umsonst, wir werden die Jocks niemals schlagen. War eigentlich immer klar. Halber Schritt ein, halber Schritt aus - ach, Scheiß auf die Atmung. Bestimmt hat sich Linder längst vor 'nen Zug geworfen, geschieht ihm Recht. Hat Malte bei der irren Hitze damals einfach weiterlaufen lassen, bis ihn die Malteser-Jungs vom Ascheplatz tragen mussten, der Arsch. Nick reißt den Kopfrum. Sein Gesicht ist knallrot, hart am Limit. Du siehst richtig, Alter, der alte Sack holt auf. Früher in der Schule war Nick immer sehr stolz auf seine 100-Meter-Zeit, eigentlich sehr un-nerdmäßig. Oder vielleicht doch nicht un-nerdmäßig.
    »Was braucht man im Leben? Strom und eine gute 100-Meter- Zeit«, war einer seiner Standardwitze. Und heute stimmt es sogar mal. Ich ziehe an ihm vorbei, mal kurz raus aus seiner Staubfahne. Schluss mit dem Atemrhythmus. Pumpen, was das Zeug hält. Wenn wir noch eine Meile weitermachen, kackt der Busfahrer vielleicht ab, mit seinen glatten Ledersohlen. Und hinterherfahren kann er uns auch nicht. Zu viele große Steine, selbst für einen Geländewagen. Bloß was dann? Auf dem Sat-Foto war in alle Richtungen nur Wüste zu sehen. Vielleicht sollten wir in einem großen Bogen zurück zur Straße laufen, dann trampen, die Cops holen. Aber was sagen wir denen? Da war dieser Mann, der uns unsere Diskette klauen wollte, die wir im Atomraketensilo mitgenommen haben, in das wir eingebrochen sind. Seitenstechen, ausgerechnet jetzt. Wenn Captain Obvious und sein Beifahrer nur noch ein bisschen durchhalten, bringen sie das Ding sicher nach Hause, kein Problem. Oder, Nick? Blick zurück. Nick? Fuck!
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    Es musste ja kommen. Und jetzt ist es da. Letztes Extraleben verspielt, keine zehn Sekunden mehr übrig, um eine Mark nachzuwerfen, kein geheimer Poke in der Hinterhand, der uns den Arsch rettet. Das Ende der Glückssträhne. Wir dachten immer, es käme ganz groß, mit Feuerwerk, FBI und so. Doch am Ende des letzten Tages war es nur ein beschissener kleiner Felsbrocken. Hat Nick einfach das Bein weggerissen. Jetzt liegt er da und schreit. Sein Fuß steht so komisch ab. Nur die blöde Floppy, die hat keinen Kratzer abbekommen. Anstatt sie loszulassen, hat er lieber mit dem Kopf gebremst, der Idiot. Umschauen. Noch ist der Busfahrer nur ein paar Pixel groß. Doch in ein, zwei Minuten hat er garantiert alles aufgeholt, wenn wir hier weiter rumsitzen. Woher wusste er nur, dass wir hier sind? Der GPS-Störsender muss kaputt sein, der Beifahrer hat wahrscheinlich zu oft dran rumgespielt.
    »Komm schon!«
    Ich zerre an Nicks T-Shirt, versuche, ihn hochzuhieven. Keine Chance.
    »Was ist? Sag was!«
    Aber er krümmt sich nur, umklammert sein Fußgelenk. Tränen laufen seine Nasespitze runter, er schreit immer weiter. Totaler Crash. Wahrscheinlich irgendwas gebrochen, das wird nichts mehr. Und jetzt? Nick bäumt sich auf. Er sieht halb tot aus im Gesicht. Überall klebt Staub, auf der rechten Wange auch Blut.
    »Hau ab!«, schreit er. Und dann nochmal, so laut er kann.
    »Hau ab, Alter!«
    Alter? Willkommen zurück. Trotzdem: So geht das nicht. Nicht nochmal, nicht wie damals in der Ziegelei.
    »Auf keinen beschissenen Fall!«
    Warum ist es auf einmal so laut hier? Nein, die Sache ist klar. Han Solo wird sich nicht einfach so mit seiner Belohnung davonmachen. Wir werden zusammen warten. Ich setze mich in den Staub, hebe seinen Kopf hoch und lege ihn auf meinem Bein ab, damit er's bequemer hat. Seine Tränen ziehen dunkelblaue Linien über die Jeans. Er zittert, kriegt nichts mehr mit. Mach dir keine Sorgen, Alter, mach dir keine Sorgen. Jetzt nur noch selbst dran glauben. Der Busfahrer hat schon wieder ein paar

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